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Die Bild-Zeitung und die Masters-Tickets

22 März 2010 152 views Kein Kommentar
Die Bild-Zeitung und die Masters-Tickets

Deutschland Golf-Fachblatt Nr. 1 hat mal wieder zugeschlagen: Die Bild-Zeitung berichtet in großen Lettern “Ticket-Preise für Masters-Turnier verzwölffacht” nachdem bekannt wurde, dass Tiger Woods dort sein Comeback gibt. Wie die bekannte Golf-Journalistin Claudia Haj Ali herausgefunden hat, kostet ein Vier-Tages-Pass statt 200 Dollar mittlerweile 2400 Dollar. Wie groß der Hype um die Rückkehr des Tigers ist, sah man laut Bild bereits daran, dass alleine das Gerücht über sein Comeback die Preise auf 1950 Dollar hoch schießen ließ.

Ja, so läuft das mit der Bild. Man hat zwei Zahlen, holt schnell einen Taschenrechner raus und sucht sich dann den naheliegenden Grund für den Unterschied heraus. Und dann bloß nicht unter der Oberfläche bohren, sonst könnte sich ja herausstellen, dass in Wahrheit ein ganz anderer Grund dahintersteckt. Denn ein Pass für das Masters ist so ziemlich die am schwierigsten zu ergatternde Eintrittskarte auf dieser Welt. Tickets für den Superbowl oder das Finale einer Fußball-WM sind vergleichsweise leicht zu bekommen. Denn wie man ganz einfach auf der offiziellen Masters-Seite nachlesen kann, sind Masters-Karten seit 1972 nicht mehr im freien Verkauf erhältlich. 1978 wurde gar die Warteliste geschlossen, weil die Nachfrage selbst diese sprengte. Und nein, liebe Bild-Zeitung: Dies hatte nichts damit zu tun, dass im selben Jahr ein zweijähriger Tiger Woods seinen ersten öffentlichen Auftritt in der Mike-Douglas-Show hatte.

Im Jahr 2000 wurde die Warteliste kurzfristig wieder geöffnet, aber ebenso schnell wieder geschlossen. Daher ist es absolut unmöglich über offizielle Kanäle an Mehrtages-Pässe für das Masters zu gelangen. Und was passiert in der freien Marktwirtschaft wenn die Nachfrage das Angebot übersteigt? Logisch: Die Preise steigen. Wer einmal nach Masters und Tickets googlet findet sehr schnell dutzende Webseiten, die versuchen Masters-Tickets anzuwerben, um sie danach gewinnbringend wiederzuverkaufen. Wer auf dieser Art und Weise in einem ganz normalen Jahr für 1500 Dollar einen Vier-Tages-Pass ergattern kann, hat ein echtes Schnäppchen gemacht. Es sollen in früheren Jahren solche Pässe sogar schon für fünfstellige Beträge den Besitzer gewechselt haben.

Die von Bild angegebenen 1950 Dollar waren also nicht etwa inflationierte Preise aufgrund einer spekulierten Woods-Rückkehr, sondern der Standard-Preis (übrigens nicht auf dem Schwarzmarkt wie das Golf Magazin kolportiert. Seit 2001 ist der Ticketweiterverkauf in Georgia legal solange er mehr als 500 Meter entfernt von Augusta National stattfindet). Und auch der aktuelle Preis von 2400 Dollar entspricht nicht der Wahrheit. Der erste Internet-Ticketbroker, den ich angesteuert habe, verkauft eben diesen Vier-Tages-Pass aktuell für 2150 Dollar. Die richtige Schlagzeile hätte also gelautet: “Ticketpreise fürs Masters-Turnier um 10% gestiegen”. Aber das wäre der Bild sicher nicht reißerisch genug gewesen.

Update vom 24.3.: Das Golfmagazin hat den Artikel klammheimlich von der Webseite genommen und durch einen anderen ersetzt.

Update vom 30.3.: Die New York Times widmet sich dem Thema Masters-Tickets und Tiger Woods und stellt lediglich einen “slight bump in ticket prices” fest.

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