Ryder Cup for Dummies

Spiegel Online hat heute einen Artikel über die deutsche Ryder Cup Bewerbung für 2018 auf seiner Seite, den auch schon das Handelsblatt vor zehn Tagen wortwörtlich so veröffentlichte. Um es mal kurz zu machen: Offensichtlich hat sich der Autor Tobias Kuske vom Sportbusiness-Magazin Sponsors mehr um den Business- als um den Sportaspekt seines Artikels gekümmert. Denn der ist in Teilaspekten wirklich schlampig recherchiert. Eine kurze Korrektur:

Der Ryder Cup soll 2018 auf deutschem Grün ausgetragen werden. Das wäre eine Sensation, denn damit fände der weltweit bekannteste Golf-Wettbewerb erst zum zweiten Mal in seiner dann über 100-jährigen Geschichte auf dem europäischen Festland statt.

Nein, es wäre keine Sensation, wenn der Ryder Cup 2018 auf dem europäischen Festland stattfindet, denn genau das haben die Organisatoren abgestimmt: Er muss sogar in Kontinentaleuropa stattfinden. (übrigens genau wie 2022, 2026 und 2030). Zu finden hier lieber Herr Kuske.
Ach ja, eine Kleinigkeit noch: Ich verstehe natürlich, dass sich 100 Jahre in einem Artikel wesentlich eindrucksvoller anhört als 30 Jahre, aber aus welchem Grund hätten die Kontinentaleuropäer vor 1980 einen Ryder Cup ausrichten sollen, wenn sie bis 1979 nicht einmal spielberechtigt waren?

Den Ryder Cup 2006 in Irland verfolgten in rund 180 Ländern über 495 Millionen Menschen an den Fernsehern.

Interessant. Nehmen wir mal an, jeder Mensch auf der Erde sei im fernsehfähigen Alter (und hat auch noch ein TV Gerät), so hätte jeder 14. Mensch auf der Erde den Ryder Cup 2006 gesehen. Weitergesponnen müssten das in Deutschland grob hochgerechnet 6 Millionen gewesen sein. Ich wusste gar nicht, dass es Public Viewing gab, denn Premiere hat lediglich 2,4 Millionen Abonnenten (die wohl offensichtlich alle Golf schauen).
Hat da etwa mal wieder jemand die Zahl der Menschen, die es hätten sehen können, mit der Zahl, die es wirklich gesehen haben, verwechselt? So wie bei den angeblichen Milliarden die ständig die Olympischen Spiele, die Fußball-WM und die Oscar-Verleihung sehen? Vielleicht hätte man einfach mal die US-Quoten vom letzten Ryder Cup anschauen sollen, wo nur 4 Millionen US-Haushalte einschalteten.

Aber weitaus mehr will man mit dem Zugpferd und Gewinner des Ryder Cups 2004 Bernhard Langer selbst punkten

Naja, also persönlich gewonnen hat Langer den Ryder Cup 2004 ja nun nicht – auch wenn ihm als Captain schon ein gewisser Teil der Ehre zusteht. Wenn man die Bedeutung Langers hervorheben will, sollte man vielleicht auf seine Bilanz als Aktiver eingehen mit Siegen in 1985, 1987, 1989, 1995, 1997 und 2002 und den meisten Punktgewinnen in Vierern.

Vermutlich sind noch mehr Fehler in dem Artikel, aber da ich mich mit den genauen Abläufen der deutschen Ryder Cup Organisation nicht auskenne, schweige ich da lieber. Man sollte immer nur über das schreiben, bei dem man sich auskennt, nicht wahr Herr Kuske?

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *