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The Art of Matchplay

5 Juli 2010 181 views Kein Kommentar
The Art of Matchplay

Für viele ist es die schönste Art Golf zu spielen: Match Play. Im direkten Duell Mann gegen Mann (oder Mann gegen Frau oder Frau gegen Frau) wird über 18 Loch ausgefochten, wer am Ende die Nase vorn hat. Während auf Amateurebene noch vergleichsweise oft diese Spielform betrieben wird, kann man sie bei den Profis an einer Hand abzählen: Das Accenture Match Play auf der PGA Tour, die World Match Play Championship der European Tour, die Sybase Match Play Championship auf der LPGA Tour und nicht zuletzt die Ryder und Solheim Cups.

Auch auf Clubebene gibt es zumeist ein oder mehrere Matchplay-Wettspiele, die über die gesamte Saison ausgetragen werden. Das Besondere dabei ist, dass ein Matchplay absolut nicht mit einem normalen Turnier zu vergleichen ist. Es gibt viele psychologische und spielerische Kniffe, die man beachten kann. Nicht alle sind sportsmännisch astrein und teilweise sind sie sogar zu verachten, aber man sollte sie zumindest kennen um entsprechend drauf reagieren zu können, wenn der direkte Gegner sie anwendet. Hier einige Beispiele.

Paragraphendschungel
Die wichtigste Waffe beim Lochspiel ist viereckig. Nein, nicht der Driver mit möglichst viel MOI ist gemeint, sondern das gute alte Regelbuch. Wer sich gut mit den Rules und Decisions auskennt, kann sich einerseits oft einen Vorteil verschaffen, andererseits gnadenlos damit auf den Gegner einschlagen wenn dieser einen Fehler macht. Natürlich sollte man als Golfer immer so gut es geht regelfest sein, aber im Matchplay zahlt es sich besonders aus.

Spieltempo
Jeder Golfer hat sein ureigenes Spieltempo. Der eine macht viele Probeschwünge und schleppt sich über den Platz, der andere macht raumgreifende Schritte und haut ohne große Vorbereitungszeit drauf. Sobald man herausgefunden hat, wie die favorisierte Spielgeschwindigkeit des Gegner ist, versucht man alles, um das Spieltempo in die entgegengesetzte Richtung zu bringen. Funktioniert natürlich nur, wenn man selber immun gegen verschiedene Spieltempi ist.

Versetzung gefährdet
Ein kleiner fieser Trick, der eine große Wirkung haben kann. Wenn der Ballmarker des Gegners auch nur annähernd in der eigenen Puttlinie liegt, sollte man den Gegner bitten ihn zu versetzen – idealerweise um zwei Putterköpfe. Es ist gar nicht mal so unwahrscheinlich, dass er anschließend vergisst, den Marker korrekt zurückzulegen – und dafür den Lochverlust kassiert. Wer direkt nach seinem Putt den Gegner auch noch dichtquasselt, erhöht die Chance auf Erfolg.

Sehschwäche
Wenn man den Termin des Matchplays selber festlegen kann, sollte man ihn in die Abendstunden legen. Anschließend muss man nur noch eine Sehschwäche bei Dämmerung simulieren und schon sieht man gar nicht, wo genau der Ball des Gegners im Rough verschwunden ist. Die plumpe Alternative: einfach gar nicht zuschauen wenn der Gegner schlägt. Treibt zumindest mich in den Wahnsinn.

Kleidung
Ein effektives Ablenkungsmittel ist das Tragen einer weißen Hose, wenn eine hohe Regenwahrscheinlichkeit vorausgesagt ist. Setzt der Regenguss dann ein, ist man bis auf die Unterhose (Hardcore-Lochspieler verzichten auf dieses Utensil) durchsichtig. Kleine Einschränkung: dieser Trick funktioniert vor allen Dingen bei gemischtgeschlechtlichen Matchplays. Und dort auch in erster Linie für Frauen, da männliche Spielpartner deutlich oberflächlicher und ablenkungsanfäliger sind.

Ein Geschenk, ein Geschenk!
Als Martin Kaymer vor einigen Jahren gegen Boo Weekley im Matchplay antrat, wusste dieser nicht, dass man im Lochspiel Putts schenken kann. Entsprechend schockiert schaute Kaymer, als Boo ihn einen Tap-In-Putt markieren ließ. Weekley Caddie klärte seinen Profi nachher auf, aber diese Episode zeigt wie effektiv so etwas sein kann. Es gibt verschiedene Philosophien beim Schenken von Putts. Die einen lassen gerade zu Beginn den Gegner kurze Putts versuchen bis dieser beweist, dass er sie lochen kann. Andere schenken von Anfang an jeden kurzen Putt und hören dann irgendwann damit auf, was den Gegner oft dazu bringt, sich zu viele Gedanken über ein eventuelles Break in dem Putt zu machen. Aber auch die Weekley-Schule kann effektiv sein, wenn man den Gegner damit so sehr auf die Palme bringen kann, dass er die Contenance verliert.

Taktik
Gutes Course Management ist beim Lochspiel noch entscheidender als beim Zählspiel. Man muss genau abschätzen können, wo man höheres Risiko gehen sollte (beispielsweise an Löchern wo der Gegner einen Schlag vor hat) und wo es vorteilhafter ist, vorzulegen. Die alte englische Regel “Play the percentages” gilt auch hier. Wer auf einem Loch aussichtsreich liegt, sollte nie einen Schlag wagen, der nicht mindestens eine 75%ige Erfolgschance hat.

Risiko!!!
Wenn man zum Abschlag geht und sich unterhält, kann man ganz subtil die Gefahren der Bahn ins Gespräch einflechten. Beispielsweise, dass man auf diesem Loch schon so oft im Aus auf der linken Seite gelegen hat oder dass der Architekt diesen Teich aber auch echt fies mitten in die Landezone gebaut hat. Natürlich sollte man dies nur tun, wenn der Gegner die Ehre hat – sonst könnte diese Taktik nach hinten los gehen. Hat man selber die Ehre lässt man erst nach dem Schlag einfließen, dass man echt froh ist, nicht rechts im Wald gelandet zu sein, weil man sonst ja das Loch vergessen kann.

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