Green Eagle: Nordkurs

Der Nordkurs von Green Eagle ist das perfekte Beispiel dafür, woran es am modernen Golfsport krankt: einfallslos, überteuert und ökologisch höchst fragwürdig. Mit der Hoffnung international hochwertige Turniere auszurichten (man gehörte zu den Kandidaten für die deutsche Ryder-Cup-Bewerbung) wurde vor den Toren von Winsen an der Luhe ein wahres Monster von 7208 Metern geschaffen – nach eigenen Angaben der längste Golfplatz Europas und einer der zehn längsten der Welt. Doch diese sportlichen Ambitionen fordern ihre Opfer. Um Platz für die Zuschauer zu schaffen, die mit solchen Veranstaltungen verbunden sind, wurde eine endlos freie Fläche geschaffen. Bäume finden sich nur sehr vereinzelt auf den 18 Löchern, stilbildendes Element sind die zahlreichen Wasserhindernisse.

Ergebnis ist ein gestalterisch extrem langweiliges Layout, dessen Zielgruppe Hooligans zu sein scheint: Hirn ausschalten und drauf los prügeln ist angesagt, spieltaktische Überlegungen finden nicht statt. Immerhin bekommt der Spieler erst einmal eine kleine Eingewöhnungszeit: Die ersten 9 Löcher sind ein Par 35 mit 3106 Meter von weiß, für die Back 9 sind drei Schläge mehr veranlagt, dafür spielen sie sich dann auch gleich 1000 Meter länger und beinhalten so lustige Dinge wie ein 245 Meter langes Par 3, vier Par 5 zwischen 578 und 645 Meter Länge und zwei Par 4 auf denen mehr als 440 Meter überbrückt werden müssen.

Den ersten kleinen Vorgeschmack auf das dicke Ende bietet Bahn 6. Nach zwei moderaten Par 4, zwei mittellangen Par 3 und einem Standard-Par-5 müssen auf dem sechsten Loch 450 Meter in zwei Schlägen zurückgelegt werden. Dazu lauert auf der linken Seite des Fairways ein breiter, langgezogener Graben. Das Frustrierende daran: Wenn man es mit zwei perfekten Schlägen geschafft hat, das Grün zu erreichen, steht man plötzlich vor einer grünen Wand. Denn der Putting-Untergrund hat eine fast zwei Meter hohe Welle zu bieten. Wenn die Fahne wie in diesem Fall oben auf dem (drei Meter schmalen) Plateau gesteckt ist, kann man den Drei-Putt schon mal fast einplanen. Selbst für Profis ist diese Position so gut wie nicht anzuspielen, es sei denn man lässt den Ball flach durch die schmale Gasse vor dem Grün rollen – eine Option, die eigentlich jedes Loch als Zugeständnis an kürzere Spieler bietet.

Tatsächlich ist es oft auch wünschenwert, man bleibt vor oder neben dem Grün. Denn wenn man es gerade so erreicht, bleiben oft Putts bis zu 40 Meter Länge über diverse Wellen, die man nur nahe ans Loch bringen kann, wenn man wirklich ein herausragender Putter ist. Allerdings sollte man beim Verfehlen des Grüns so genau zielen, dass man nicht in einem der Bunker landet. Denn die sind mit gebrochenen Granitsteinchen gefüllt. Das sieht aufgrund der weißen Farbe optisch reizvoll aus und ist nachher sehr leicht wieder perfekt einzuebnen, allerdings ist es aufgrund des stärkeren Widerstandes eine ziemliche Umstellung dort heraus zu spielen. Doch dies sind alles nur Kleinigkeiten verglichen damit, dass der Platz landschaftlich unendlich fad geraten ist und der Spielspaß auf der Strecke bleibt – ganz unabhängig davon, ob man ihn von weiß oder von den 600 Meter kürzeren gelben Abschlägen spielt (warum es nur einen Damenabschlag gibt, bleibt das Geheimnis der Architekten).

Nicht nur aus spielerischen Gesichtspunkten ist die Länge des Platzes ein Problem, auch ökologisch und wirtschaftlich wirft das ganze Probleme auf. Jeder Meter Fairway fordert mehr Einsatz von Personal, Maschinen, Düngemittel – und vor allen Dingen Wasser. Wie viel von dem kühlen Nass dort täglich raufgegossen wird, kann man nur erahnen. Es wird auf jeden Fall eine erschreckend große Menge sein. Wenn man den Platz während einer der größten Dürreperioden seit Jahren spielt und dann auf so weichen Fairways läuft, dass sie unter dem Gewicht eines Trolleys nachgeben, wundert man sich nicht über den negativen Ruf, den der Golfsport bei einigen Umweltschützern hat. Der Grund dafür ist klar: Im Juli/August gastieren in Green Eagle erst die EPD Tour und danach die Challenge Tour. Doch wo wäre das Problem, wenn sich die Fairways wie auf allen anderen Plätzen der Umgebung braun färben oder gerade genug bewässert werden, dass sie noch einen Hauch grüne Farbe behalten? Selbst wenn die Bälle weiter rollen, ist der Platz noch lang genug.

Zumindest erklärt sich mit dieser Wasserverschwendung auch das horrende Greenfee, dass in Green Eagle verlangt wird. 65 Euro in der Woche, bzw. neuerdings 95 Euro (!!) am Wochenende sind eigentlich ein schlechter Scherz. Vor allen Dingen wenn man bedenkt, was für herausragende Plätze man in der Umgebung (St. Dionys, Falkenstein, Hittfeld) für gleiches oder weniger Greenfee spielen kann. Beim ersten Mal bietet der Nordkurs sicher einen gewissen Reiz. Wo kann man sich sonst an einem Kurs von Tour-Länge versuchen? Aber solche Gimmick-Plätze haben einfach keinen großen Wiederholungswert. Wer in erster Linie Bälle durch die Landschaft prügeln will, ist auf dem Nordkurs vielleicht gut aufgehoben. Wer jedoch Golf spielen will, teet für deutlich weniger Greenfee lieber auf dem Südkurs auf, oder nutzt die vielfältigen Übungsanlagen, die auf dieser Anlage wirklich vorbildlich sind.

Greenfee:
Montag – Freitag: 65 €
Samstag, Sonntag, Feiertag: 95€
50% Nachlass für Jugendliche und Studenten
25% Nachlass für Auszubildende bis 26 Jahre
(Handicapbegrenzung: -28 für Herren, -36 für Damen)

Kursdaten:
Weiss (Herren) CR: 78,5 Slope: 150 Par: 73 Meter: 7208
Gelb (Herren) CR: 75,9 Slope: 137 Par: 73 Meter: 6627
Rot (Damen) CR: 77,1 Slope: 138 Par: 73 Meter: 5701

Anschrift:
GreenEagle
Radbrucher Str. 200
21423 Winsen (Luhe)
Tel.: 04171 / 78 22 41
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4 Kommentare
  1. tiny
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    • Linksgolfer
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  2. Sonja
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    • Linksgolfer
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