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Die Halbwertzeit auf der Champions Tour

10 November 2010 256 views Kein Kommentar
Die Halbwertzeit auf der Champions Tour

Profisportler haben für gewöhnlich eine geringe Halbwertzeit. 10-15 Jahre hat man, dann verbietet es der eigene Körper meist auf hohem Niveau mitzuhalten. Die große Ausnahme bietet der Golfsport. Auf der PGA und European Tour begegnen sich 17-Jährige und 49-Jährige fast regelmäßig auf Augenhöhe. Und steht dann erst einmal die 5 vorne, wechselt man einfach auf die Champions Tour und holt da noch ein paar Milliönchen. Wenn man dann auch noch sieht wie ein Tom Watson im Alter von 60 Jahren im letzten Jahr bei der Open Championship ganz vorne mitwirbelt, scheint es wirklich so zu sein, als könne man fast von der Wiege bis zur Bahre als Profigolfer Erfolge feiern. Doch ist dem wirklich so? Gibt es nicht auch auf der Seniorentour einen Punkt, an dem man mit den “jungen Hüpfern” nicht mehr mithalten kann? Um das herauszufinden habe ich einfach einmal die Punkteliste für den Charles Schwab Cup, die Jahreswertung der amerikanischen Champions Tour, unter die Lupe genommen.

Das erstaunliche Ergebnis: Es scheint so zu sein, als hätte man im Schnitt gerade einmal fünf Jahre um sein Einkommen zu sichern. Ein nicht ganz unbedeutender Faktor für die vielen Spieler, die zuvor noch nicht im Profigolf unterwegs waren, es sich aber mit 50 noch einmal beweisen wollen. Der Erfolg muss also deutlich schneller kommen als auf den regulären Touren. Wenn man einmal die Top 60 im Charles-Schwab-Cup heranzieht, liegt das Durchschnittsalter aller Spieler bei lediglich 53,8 Jahren. 77% von ihnen sind erst 5 Jahre oder weniger für die Seniorenturniere spielberechtigt. Gerade einmal fünf Spieler haben ihr 60. Lebensjahr überschritten: Tom Kite, Tom Watson, Hale Irwin, Larry Nelson und Gil Morgan.

Die Gemeinsamkeit dieses Quintetts: Sie alle hatten schon vor ihrem 50. Lebensjahr beeindruckende Karrieren hingelegt. Watson, Nelson, Kite und Irwin sind Major-Sieger, Morgan trat u.a. bei zwei Ryder Cups für die USA an. Und hieran zeigt sich bereits ein Grund für das relativ junge Durchschnittsalter auf der Champions Tour. Wer bereits in jungen Jahren exzellent gespielt hat, ist durchaus auch in der Lage noch mit 65 mit den jungen Senioren mitzuhalten. Doch die meisten von ihnen haben entweder keine Lust sich weiter dem Turnierstress auszusetzen oder es nicht nötig. Sei es weil sie bereits so viel verdient haben, oder weil sie sich anderen Gebieten wie dem Golfplatzbau zugewendet haben.

Dennoch spielt auch das Alter offensichtlich eine große Rolle. Wenn man die Top 60 in Zehner-Abschnitte unterteilt, ergibt sich ein interessanter Verlauf:

  • 01-10: Durchschnittsalter 52,2. Ältester: Fred Funk (54)
  • 11-20: Durchschnittsalter 52,5. Ältester: Tom Kite (60)
  • 21-30: Durchschnittsalter 53,6. Ältester: Tom Watson (61)
  • 31-40: Durchschnittsalter 54,1. Ältester: David Eger (58)
  • 41-50: Durchschnittsalter 54,6. Ältester: Larry Nelson (63)
  • 51-60: Durchschnittsalter 55,3. Ältester: Hale Irwin (65)

Man sieht also: Je jünger man ist, desto besser sind die Chancen oben mitzuspielen. Vielleicht nicht gerade eine überraschende Erkenntnis, aber dennoch ein spannender Zahlenbeleg wie schnell der menschliche Körper abbaut. Ein Jahr weniger in den Knochen können sich auf der Champions Tour also durchaus schon mal in einem sechsstelligen Dollar-Bereich auf dem Konto niederschlagen. Um Bernhard Langer sensationelle Erfolgs-Serie sollten wir uns dennoch keine Sorgen machen. Als doppelter Major-Sieger dürfte er zu dem erlauchten Kreis gehören, die länger als der durchschnittliche Senior oben mithalten kann – zumal die Fitness des 53-Jährigen unerreicht ist. Langer ist durchaus in der Lage es Hale Irwin gleich zu tun, der 2002 die Geldrangliste der Senioren gewann und zwei Jahre später noch mal Major-Sieger wurde. Damals zählte Irwin 59 Jahre – ein Alter, das ihn selbst auf der Champions Tour fast als Golf-Methusalem qualifizierte. Allerdings konnte selbst ein Hale Irwin nicht komplett seinem Alter trotzen. Der Rekord des ältesten Siegers auf der Senioren-Tour blieb ihm bisher verwehrt. Den hält seit 1985 Mike Fetchick mit exakt 63 Jahren. Vielleicht ein Ansporn für Langer bis 2020 weiter zu machen.

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