Tour Inside: China Open und Heritage

The Heritage (PGA Tour, 21.4.-24.4.)

Die Turniergeschichte
Das Heritage ist eines der traditionsreichsten Turniere der PGA Tour. Seit der ersten Austragung im Jahr 1969 wird es auf dem Harbour Town Golf Links auf Hilton Head Island in South Carolina gespielt, der mit seinem rot-weiß gestreiften Leuchtturm im Hintergrund des 18. Lochs zu einem der PGA-Tour-Golfplätze mit dem höchsten Wiedererkennungswert zählt. Bei so viel Tradition werden sogar die Profis schwach, die das Turnier u.a. in hohem Ansehen halten weil es das erste war, das mit der American Professional Golfers Association unterschrieb nachdem diese sich 1968 im Streit von der PGA lossagte. So konnte das Turnier immer ein recht namhaftes Starterfeld gewinnen, obwohl es seit 1983 in der Woche nach dem Masters stattfindet, wo die Stars traditionell gerne die Füße hochlegen. Doch für das Heritage machten sie gerne eine Ausnahme. Entsprechend liest sich auch die Siegerliste. Davis Love III gewann fünf Mal, Hale Irwin, Johnny Miller, Tom Watson und Payne Stewart gehören ebenfalls zu den Mehrfach-Siegern, Arnold Palmer und Jack Nicklaus hängten sich das traditionell vergebene karierte Siegerjackett in den Schrank und sogar Bernhard Langer fuhr seinen einzigen regulären PGA-Tour-Sieg 1985 an dieser Stelle ein. Doch Tradition hilft wenig wenn die finanziellen Rahmenbedingungen nicht stimmen. Weil für den abgetretenen Titelsponsor Verizon kein Ersatz gefunden wurde, verlor das Turnier seinen seit 1983 angestammten Platz im Turnierkalender und rutschte vorerst eine Woche weiter nach hinten. Ob das Einladungsturnier, das als einer von fünf Tour-Stopps mit reduziertem Feld arbeitet, nach 2011 weiter stattfinden wird, steht noch in den Sternen. Es wäre ein großer Verlust für die PGA Tour.

Der Platz
Das Sea Pines Resort wird regelmäßig in die Liste der besten Golfdestinationen gewählt. Einen großen Anteil daran hat der Harbour Town Golf Links. Nachdem auf Hilton Head Island bereits 1962 der Oceans Course und 1964 der Sea Marsh Course (nach einem großen Redesign heute Heron Point genannt) eröffnet hatten, wurden Pete Dye und sein Berater Jack Nicklaus mit dem Bau eines dritten Golfplatzes beauftragt. In nur 13 Monaten stampften sie mit dem Harbour Town Golf Links einen Championship Platz aus dem Boden, der 1969 erstmals das Heritage austrug. Damals übrigens noch ohne das Bild des Leuchtturms im Hintergrund, der erst 1970 fertiggestellt wurde. Der mit 6973 Yards relativ kurze Par-71-Platz gehörte im vergangenen Jahr dennoch zu der schwierigeren Hälfte der PGA-Tour-Events, da er viele strategische Entscheidungen und genaues Spiel verlangt. So ist der Platzrekord mittlerweile auch schon 16 Jahre lang unangetastet: 1994 gelang David Frost in der zweiten Runde eine 61. Eine Leistung, an der sich auch der Freizeitgolfer versuchen kann, denn der Platz ist für ein Greenfee von schlappen 180 Euro für jeden spielbar.

Die Favoriten
Es wäre eine schöne Geschichte wenn der fünfmalige Sieger Davis Love III noch einmal die Zeit zurückdrehen könnte und nach 2003 sich erneut das karierte Jackett überstreift. Doch das erscheint ebenso unwahrscheinlich wie ein Sieg von Titelverteidiger Jim Furyk und Doppel-Champion Boo Weekley. Zu schwach waren die Leistungen in den letzten Monaten. Zwei andere ehemalige Sieger sollte man hingegen auf jeden Fall auf der Rechnung haben: Brian Gay (2009) und Aaron Baddeley (2006), die bisher eine exzellente Saison spielen. Das trifft natürlich auch auf Jason Day zu, dessen erster Auftritt nach dem Masters mit Spannung erwartet wird. Vor allem aber sollte der Platz maßgeschneidert für einen präzisen Shorthitter wie Luke Donald sein. In die gleiche Schiene passen auch Matt Kuchar und der zuletzt wiedererstarkte Ricky Barnes. Eine ebenso reizvolle Option ist Brandt Snedeker, der bekannt dafür ist bei jedem Turnier gut abzuschneiden wenn er erst einmal zu seiner Form gefunden hat. Aber wenn es im Golfsport so etwas wie Karma gibt, erhält Brian Davis noch einmal eine Chance auf den Sieg, der das Playoff im Vorjahr verlor nachdem er einen Regelverstoß anzeigte.

Volvo China Open (European Tour, 21.4.-24.4.)

Die Turniergeschichte
Der Asia-Swing der European Tour geht mit der Volvo China Open weiter. Das seit 1995 ausgetragene Turnier hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Begonnen als reines Event der Asian Tour, wird es seit 2005 von der European Tour co-sanktioniert. 2009 kam es dann zum Bruch innerhalb der asiatischen Touren und der Formierung der OneAsia Tour, die die China Open in ihren Kalender aufnahm. Die Asian Tour drohte daraufhin ihren Mitgliedern mit dem Ausschluss, sollten sie an diesem Turnier teilnehmen – ein Schicksal, das 2009 vier australische Spieler traf. Entsprechend multikulturell ist die Siegerliste angehaucht, von Paraguay über Myanmar bis Australien. Zu den prominentesten Siegern gehören Titelverteidiger Y.E. Yang und Paul Casey, der 2005 das einzige Playoff für sich entschied. Namen von denen man bei der Erstausgabe des Turniers nur träumen konnte. Das erste professionelle Turnier im damaligen Golf-Entwicklungsland China zog 1995 fast noch weniger Zuschauer als Golfer an – die im gleichen Jahr geplante China PGA Championship fiel sogar aus, weil von 200 angesprochenen Sponsoren kein einziger mit dem Turnier verbunden sein wollte.

Der Platz
Nach einem einjährigen Gastspiel auf dem Suzhou Jinji Lake Golf Club wechselt die China Open für die 2011er Ausgabe erneut den Austragungsort. Der Luxehills International Country Club ist Bestandteil einer neuen Immobilienerschließung nahe der zentralchinesischen Stadt Chengdu. Der 6708 Meter lange Par-72-Platz wurde von 2002-2006 von Mark Hollinger erbaut und 2007 eröffnet. 13 Millionen Euro stecken in dem Projekt, das seine Ausgaben durch Immobilienverkäufe wieder hereinholt, die zwischen 500.000 Euro und 2,5 Millionen Euro pro Grundstück kosten. Auch das Greenfee ist eher im hochpreisigen Bereich angesiedelt. Eine offizielle Quelle ist schwierig zu finden, aber bei einem Reiseanbieter wird es zwischen 180 Euro wochentags und 210 Euro am Wochenende aufgeführt.

Die Favoriten
Wie so oft, wenn ein Turnier erstmals auf einem Platz ausgetragen wird, sind die Favoriten schwierig auszumachen. Unabhängig vom Platz sollten aber Titelverteidiger Y.E. Yang und der wiedererstarkte Sergio Garcia zu den Favoriten zählen. Als Geheimtipp könnte man den Waliser Stephen Dodd nehmen, der sich in China ganz unabhängig vom Platz wohlzufühlen scheint. 2005 gewann er im Shanghai Silport Golf Club, 2010 wurde er im Suzhou Jinji Lake Golf Club Zweiter. Ansonsten kann man die üblichen Verdächtigen aus der zweiten Garde ins Rennen werfen: Rhys Davies, Danny Willett, Chris Wood, Alexander Noren oder Anthony Wall. Und wer ganz übermütig sein will, kann ja mal 50 Cent auf einen Sieg von Michael Campbell setzen.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *