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Was sich bei der World Match Play Championship ändern muss

22 Mai 2011 1.298 views 7 Kommentare

Die Volvo World Match Play Championship ist in den Büchern. Ian Poulter hat in einem spannenden Finale Luke Donald besiegt, der zuvor im Duell um die Nummer 2 der Welt Martin Kaymer in die Schranken gewiesen hat. Wer nur die Ergebnisse anschaut, könnte meinen es war eine perfekte Veranstaltung. Doch dem war nicht so. Es gab in den letzten Jahren kaum ein Turnier bei dem so viele Dinge im Argen lagen. Angefangen bei den Qualifikationskriterien über den Austragungsmodus und den Veranstaltungsort bis hin zur Wichtigkeit des Events für die Weltrangliste und der Attraktivität für den (Fernseh-)Zuschauer. Wenn das Turnier im kommenden Jahr erneut ausgetragen wird, wäre es schön (aber unrealistisch) wenn sich folgende sieben Dinge ändern würden damit die World Match Play Championship ihrem edlen Namen gerecht wird.

Der Austragungsort

Bis 2007 wurde das Turnier am Hauptsitz der European Tour in Wentworth ausgetragen. Nun ist es durchaus sinnvoll einen anderen Austragungsort zu wählen, schließlich hat Wentworth schon die BMW PGA Championship und mit dem Wechsel des Turniers vom Oktober in den Mai würde 14 Tage in Folge der gleiche Platz gespielt werden. Doch Finca Cortesin hat sich als absolut ungeeignet erwiesen. Ja, die vielen Höhenunterschiede sorgen für schöne Fernsehbilder. Aber für die Spieler, die bis zu sechs Mal spielen müssen, ist der wellige Platz eine Plage (an einem Par 3 wurden sie sogar mit dem Cart chauffiert). Vor allen Dingen aber wird das Event von den Zuschauern nicht angenommen. Wenn nicht gerade ein Spanier im Flight war, herrschte Geisteratmosphäre. Und wenn im Finale die einzige Gruppe auf dem Platz von weniger als 1000 Zuschauern begleitet wird (so sah es zumindest im TV aus), muss man den Austragungsort in Frage stellen. Vor allen Dingen wenn man sieht, wieviele Zuschauer am gleichen Wochenende die Ladies German Open in Gut Häusern anzogen.

Die Qualifikationskriterien

Die Tatsache, dass Nicolas Colsaerts es bis ins Halbfinale geschafft hat, wird viele zu dem Gedanken verleiten, dass die Qualifikanten alle vollkommen zu Recht in dem Turnier waren. Diese Meinung kann man vertreten, dennoch sind die Qualifikationskriterien zu hinterfragen. Denn nicht etwa die Weltranglistenposition, der Stand im Race to Dubai oder (wie früher übrigens bei diesem Turnier) das Ergebnis in den Major-Turnieren ist ausschlaggebend. Stattdessen werden vollkommen willkürlich irgendwelche Turniere herangezogen. Wobei willkürlich es nicht ganz trifft: Hauptsache sie werden von Volvo gesponsert. Der Sieger der China Open und der Golf Champions ist automatisch qualifiziert. Hinzu kommen die ersten beiden (!) der European-Tour-Turniere in Andalusien. Mit anderen Worten: Wir waren nur ein paar Birdies bei den entsprechenden Turnier davon entfernt, dass das Feld aus Damien McGrane, Stephen Dodd, Stephen Gallacher und Gareth Maybin statt Francesco Molinari, Y.E. Yang, Paul Casey und Rory McIlroy bestand.

Die Gruppenphase

Bei der letzten Austragung 2009 gab es vier Vierer-Gruppen deren Sieger ins Halbfinale avancierten. Dies wurde in diesem Jahr dahingehend geändert, dass statt 16 nun 24 Teilnehmer dabei sind. Diese sind in acht Dreiergruppen eingeteilt von denen die ersten zwei weiterkommen. Zwei Nachteile gibt es bei diesem System: Zum einen können Spieler mit einer Niederlage immer noch weiterkommen (theoretisch ginge dies sogar ganz ohne Sieg), was für mein Verständnis gegen das Prinzip von Matchplay auf Profiebene verstößt. Zum anderen führt dies dazu, dass das dritte Match völlig bedeutungslos werden kann. Vielleicht entscheidet es um Platz 1 oder 2, aber da es im Matchplay ohnehin keine leichten Gegner gibt, ist dies eigentlich unerheblich. Zu dieser unglücklichen Situation kam es dieses Jahr gleich in 5 der 8 Gruppen. Wenn man denn unbedingt eine Gruppenphase haben will um sich vom Accenture Matchplay abzuheben sollte man vielleicht so vorgehen:

  • Die Teilnehmerzahl wird auf 32 erhöht (8 Gruppen à vier Spieler)
  • Nur der Gruppenerste kommt weiter ins Viertelfinale
  • Die Platzierung in der Gruppe entscheidet über den Endplatz (Gruppenzweite werden 9., -dritte 17., -vierte 25.)

So könnte man an den ersten zwei Tagen je eine Runde spielen wo dann alle 32 Spieler im Einsatz sind. Am dritten Tag gibt es den finalen Gruppenspieltag (womit auch am Samstag alle Spieler noch einmal zu sehen sind), gefolgt vom Viertelfinale. Die Gesamtbelastung würde sich nicht erhöhen, maximal sind auch nach diesem System sechs Spiele möglich, die Attraktivität für den Zuschauer (am TV und vor Ort) wäre größer, und vor allen Dingen würde nicht – wie beim aktuellen System – ein Spieler in der Gruppe einen Nachteil haben weil er am Freitag 36 Loch spielen muss.

Der Tie-Breaker

Es kam nur in einer Gruppe zum Einsatz, aber das Ergebnis zeigte das Problem des verwendeten Tie-Breakers. In Gruppe G besiegte in der ersten Begegnung Miguel Angel Jimenez Masters-Champion Charl Schwartzel mit 6&5. Am zweiten Tag verlor er dann gegen Johan Edfors knapp mit 2&1. Edfors wiederum bekam von Schwartzel eine 5&4-Abreibung. Normalerweise würde man davon ausgehen, dass aufgrund der Dominanz ihrer Siege Schwartzel und Jimenez den Sprung in die K.O.-Phase schaffen. Doch das benutzte System radiert die Höhe der Siege vollkommen aus und lässt die drei Spieler einfach in ein Sudden-Death-Playoff gehen. Das ist für ein Zählspiel verständlich, da alle die gleiche Vorleistung gebracht haben, aber nicht in einem Matchplay mit Gruppenphase. Da kann man das Weiterkommen auch per Münzwurf entscheiden.

Die K.O. Begegnungen

Bei Fußball-Weltmeisterschaften gehört es zum Prinzip, dass Gruppengegner erst im Finale wieder aufeinandertreffen können. Ein wünschenswertes Verfahren für die World Match Play Championship. Denn nach dem aktuellen Modus können die Spieler bereits im Viertelfinale erneut aufeinandertreffen – nicht besonders attraktiv für den Zuschauer, der ein Déjà-vu-Erlebnis bekommt. So trafen in diesem Jahr erneut Ian Poulter und Francesco Molinari aufeinander -und zwei andere Wiederholungen wurden nur aufgrund von einem Loch verhindert.

Das Finale

Anders als beim Accenture Match Play wird der dritte Platz nicht ausgespielt. Das bedeutet, dass am Ende nur ein einziger Flight noch auf dem Platz ist. Was das für den Spannungsbogen der TV-Übertragung bedeutet, hat man heute gesehen: ein paar Schläge und ganz viel Leerlauf. Zugegeben: für die Spieler ist es recht undankbar noch einmal raus zu müssen um die Goldene Ananas auszuspielen. Aber für etwa 100.000 Euro und vor allen Dingen einen Haufen Weltranglistenpunkte sollte man das schon mal in Kauf nehmen können, wenn dafür die TV-Übertragung nur noch halb so viel Leerlauf hat.

Die Weltranglistenpunkte

Es gehört zum Prinzip von Matchplay, dass man nicht gegen das gesamte Feld antritt. Wenn man es knallhart sagen will, hat der Sieger des Turniers gerade mal sechs Spieler besiegt (oder im aktuellen Fall sogar nur vier Spieler, da Poulter in der Gruppenphase zwei mal Unentschieden spielte). Am Ende wird er dafür um die 52 Punkte in der Weltrangliste gut geschrieben bekommen, in etwa so viel wie ein Sieg gegen erstklassige Felder bei der Abu Dhabi Golf Champions und der Dubai Desert Classic wert war. Es ist längt überfällig, dass die Bedeutung von Siegen gegen Mini-Felder – sei es hier, bei der Nedbank Challenge oder Tigers Chevron Turnier – deutlich abgewertet wird. Denn so kommt es zu dem absonderlichen Fall, dass ein sieglos gebliebener Spieler wie Paul Lawrie am Ende mehr als das Doppelte seines Weltranglisten-Durchschnitswertes gut beschrieben bekommt.

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7 Kommentare »

  • Golfpingus said:

    Ich kann diesen Beitrag zu 100% unterschreiben…
    aber lesen es die entsprechenden Leute?
    Und wenn, wie vernünftig reagieren sie darauf?!

    • Im Westen nichts Neues: Martin Kaymer backt sich seinen Angstgegner said:

      [...] Am letzten Wochenende wurde das World Match Play Championship 2011 in Casares, Spanien ausgetragen. Das Matchplay-Turnier mit nur 24 Spielern war relativ gut, wenn auch berechtigterweise ein wenig fragwürdig, besetzt (siehe Kritik vom Linksgolfer). [...]

      • Dom said:

        Die Atmosphäre war zum Gruseln.

        Das war keine gute Werbung für die European Tour.

        Sind die Qualifikationskriterien wirklich so bizarr? Bei Sky haben sie erzählt, man hätte die Weltrangliste von oben runter gefragt, solange bis das 24er Feld voll ist.

        • Chapman said:

          Ich finde auch, dass das Turnierformat unbedingt reformiert werden sollte. So wie es in diesem Jahr ausgetragen wurde, ist es selbst für Golffreaks am TV unzumutbar. Erschwerend kommt hinzu, dass bei Sky der deutsche Kommentar von Erik Myskow unterirdisch schlecht war. Sky hätte eigentlich einen Warnhinweis einblenden müssen: “Vorsicht! Zuhören verursacht Ohrenkrebs!”

          • Frankengolfer said:

            Danke für den guten Beitrag und die darin enthaltenen Lösungsansätze. Man sollte sich ernsthaft fragen, ob ein Format wie das Volvo Matchplay auf europäischer Ebene überhaupt einen ähnlich hohen Stellenwert wie das Accenture Matchplay haben kann. Zum einen findet das Accenture im Februar statt, Anfang des Jahres sind die Zuschauer noch heiß auf Fernsehübertragungen da die Plätze bei uns meist nicht bespielbar sind, und natürlich wie schon im Beitrag angesprochen nehmen die 64 Weltbesten teil und nicht irgendwelche Qualifikanten. Zum anderen brauchen wir direkt in der Woche vor dem größten Turnier der European Tour nicht vielleicht ein anderes Turnier zur Vorbereitung? Ich glaube das ein Matchplayformat im Herbst besser untergebracht ist, da dann auch der eine oder andere Star von der PGA Tour gewonnen werden kann. Denn je stärker das Feld, desto höher auch das Interesse.

            • Buckelwal said:

              Alles in allem teile ich die Kritikpunkte.
              Vom rein sportlichen allerdings, hatten die Halbfinals und auch das Finale (mehr konnte und wollte ich mir nicht anschauen), alles was ich von so einem Turnier erwarte. 4 Golfer die momentan zur absoluten europäischen Spitze zählen, die gutes Golf boten und auch die Spannung kam nicht zu kurz.

              • peter behrens said:

                Wer die Musik bezahlt , bestimmt was (wo) gespielt wird, dieses Prinzip gilt nicht nur in den bayrischen Bierzelten sondern auch bei den bei den Turnieren,die wie ein Einladungsturnier wirken.
                Ohne Zuschauer ist es für die Spieler und auch am Fernseher ohne Atmosphäre. Bei einem Platz, bei dem sicher die meisten Runden
                per Golfcart absolviert werden, sind auch die Zuschauer an dem Berg und Tal gehen nicht übermäßig zu bewegen. Die Verteilung nach dem Prinzip der Beeinflussung durch die jeweiligen Turniere von Volvo ist dem strikten Prinzip des Weltgolfes abträglich,es fehlen doch sehr die anderen großen Namen.Erst die Fortsetzung des Rydercups macht den
                Reiz der großen Turniere aus,nur ein Amerikaner beim Matchplay ist zu wenig.

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