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Tour Inside: Canadian Open & Scandinavian Masters

20 Juli 2011 161 views 2 Kommentare

Canadian Open (PGA Tour, 21.7.-24.7.)

Die Turniergeschichte
Nur neun Jahre nach der U.S. Open startete nördlich der Grenze eines der traditionsreichsten Turniere des nordamerikanischen Kontinents. Der frühere Stellenwert des Turniers zeigt sich alleine schon an der Liste der Sieger. Sam Snead, Walter Hagen, Tommy Armour, Byron Nelson oder Bobby Locke dominierten die frühen Jahre. Später kamen auch noch Arnold Palmer, Lee Trevino, Greg Norman, Nick Price oder sogar Tiger Woods hinzu. Doch das direkt nach der Open Championship platzierte Turnier hat für die heutigen Profis längst nicht mehr diese Bedeutung. Dass es überhaupt noch einige große Namen im Feld gibt, liegt einzig an Hauptsponsor RBC. Luke Donald, Jim Furyk, Ernie Els, Anthony Kim und Matt Kuchar tragen für einen geringen finanziellen Zuschuss nicht nur das Logo der Bank spazieren, sie verpflichten sich damit auch dazu, in Kanada aufzuteen. Für ihren Auftritt erhalten sie ein Vielfaches von dem, was der erste Sieger 1904 erhielt: Der Kanadier John H. Oke trug für seine 156 Schläge (auf 36 Loch) 60 Dollar davon.
Bis heute schmückt sich die Canadian Open damit, das erste Turnier gewesen zu sein, das Walter Hagen gewinnen konnte. Dabei gab es bei diesem Turnier doch noch eine viel bedeutendere Begebenheit für den Golfsport: Lee Trevinos Erfindung der Funktionsunterwäsche – oder zumindest ein früher Vorgänger. 1975 offenbarte Trevino in einem Interview noch, dass er bei schlechtem Wetter keine Lust hat aus dem Pyjama zu klettern und sich auf den Golfplatz zu begeben. Fünf Jahre später bei seinem Sieg in St. Nom-la-Breteche hatte er die perfekte Lösung gefunden: “Ich habe zur Isolierung eine Schlafanzughose untergezogen”, offenbarte er in seinem Siegerinterview. “Es hat gut funktioniert. Mir war den ganzen Tag warm und mein Golfspiel war heiß.” Die schönste Geschichte schrieb allerdings ein Bubi namens Bob Panasik. Mit 15 Jahren und 8 Monaten schaffte er 1957 den Cut – bis heute als jüngster Spieler in der Geschichte der PGA Tour.

Der Platz
Wie die U.S. Open tourte die Canadian Open zu Beginn ihrer Geschichte quer durch das Land um den Golfsport den Fans in allen Teilen Kanadas nahe zu bringen (oder zumindest in allen südlichen Festlands-Provinzen). Dann entschloss man sich, den Weg der Players Championship zu gehen und eine feste Heimat für die Canadian Open zu finden. 1976 gestaltete Jack Nicklaus den Glen Abbey Golf Club, der 25 der letzten 34 Canadian Open austragen durfte und dazu auch die Canadian Golf Hall of Fame beherbergt. In diesem Jahr jedoch kehrt die Canadian Open für ein Jahr wieder auf den privaten Shaughnessy Golf & Country Club (gerüchteweise für 70 Euro Greenfee mit Mitgliedern spielbar) zurück.
Der aktuelle Platz in Vancouver wurde 1960 von einem schottischen Einwanderer namens A.V. Macan gestaltet, der Club existiert allerdings schon deutlich länger, so dass er in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feiern kann. Vielleicht ja mit einem neuen Platzrekord. Die 64 von Stephen Ames auf dem 7010 Yard langen Par 70 hat immerhin schon sechs Jahre Bestand.

Die Favoriten
Das letzte Mal, dass die PGA Tour auf diesem Platz Halt machte war 2005. Das ist zwar schon sechs Jahre her, aber immerhin 5 der Top 10 von damals sind auch dieses Jahr wieder am Start: Ben Crane (2.), Ryan Moore (3.), Jerry Kelly (5.), Stephen Ames (7.) und Arjun Atwal (10.). Und auch die heutigen Spitzenspieler Matt Kuchar und Hunter Mahan erreichten vordere Platzierungen. Vor allen Dingen bietet die Canadian Open aber den Spielern eine Chance zur Rehabilitation, die bei der Open vorzeitig die Segel gestrichen haben (allen voran natürlich der Weltranglistenerste Luke Donald) und den Erfolgreichen zu beweisen, dass Royal St. George’s keine Eintagsfliege war (bsw. Rickie Fowler, Anthony Kim, Lucas Glover und Charl Schwartzel)

Scandinavian Masters (European Tour, 21.7.-24.7.)

Die Turniergeschichte
Das Scandinavian Masters reicht offiziell bis ins Jahr 1991 zurück als Colin Montgomerie seinen zweiten European-Tour-Titel einfuhr. Allerdings kann man durchaus berechtigt argumentieren, dass das Scandinavian Masters seinen Ursprung 1973 hat. Denn das heutige Turnier entstand 1991 durch eine Fusion der zwei bis dahin auf schwedischem Boden ausgetragenen European-Tour-Events, der PLM Open und der Volvo Open bei der 1970 Jack Nicklaus nur knapp am Sieg vorbeischrammte. Beide Turniere gehörten bis dahin zu den eher mäßig dotierten Turnieren, die von den Spitzenspielern in der Jahresplanung gerne links liegen gelassen wurde.
Durch die Kombination des Turniers und der Preisgelder wurde das Scandinavian Masters 1991 plötzlich zum einträglichsten Event auf der European Tour nach der Open Championship und verzeichnete einen entsprechenden Anstieg der Popularität, was sich in Siegern wie Nick Faldo, Vijay Singh, Lee Westwood, Adam Scott oder Luke Donald niederschlug. Mittlerweile hat es jedoch wieder viel von seinem Preisgeld (und damit seinem Prestige) eingebüßt weshalb es zwischenzeitig auch auf den Todesplatz direkt hinter der PGA Championship gesetzt wurde. Der jetzige Platz hinter der Open Championship ist da deutlich besser, da viele Spitzenspieler ohnehin in Nordeuropa sind und Coups wie der diesjährige mit Watson und Johnson logistisch deutlich einfacher zu realisieren sind.

Der Platz
Bevor Schweden seine Bewerbung für den Ryder Cup 2018 zurückzog, hatte es mit Bro Hof Slott einen exzellenten Kandidaten als Austragungsort ins Rennen geworfen. Der 2007 von Robert Trent Jones jr. entworfene 6955 Meter lange Stadium Course spielt sich als Par 72 und lässt unsereins für 160 Euro den Platz umpflügen. Seit 2010 ist er der bisher sechste Austragungsort des Scandinavian Masters. Bei der Erstaustragung stellten die Einheimischen Richard S. Johnson und Wilhelm Schauman mit je 66 Schlägen den aktuell gültigen Platzrekord auf.

Die Favoriten
Der Sponsor hat tief in die Tasche gegriffen und sich die Dienste von Dustin Johnson und Bubba Watson gesichert. Watsons Anpassungsprobleme mit Europa sind weithin bekannt und Dustin Johnsons Coach Butch Harmon wies (teils im Scherz) schon mal vorauseilend als Entschuldigung auf das Nachtleben in Schweden hin. Was Johnson allerdings im vergangenen Jahr nicht davon abgehalten hat Platz 19 zu belegen. Immun gegen die Vorzüge schwedischer Frauen und Alkoholika sollten die Einheimischen sein wie Vorjahressieger Richard S. Johnson, Fredrik Andersson Hed oder der letztjährige Siebte Robert Karlsson (der Profi, nicht der Amateur). Schaut man außerhalb Schwedens sollte man Robert-Jan Derksen und Jamie Donaldson auf der Rechnung haben.

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2 Kommentare »

  • Der Exilgolfer - Golf in Schweden said:

    Schöne Zusammenfassung. Hier ein paar Anmerkungen.
    Das Turnier heißt inzwischen Nordea Masters. Der Platz wird diese Woche auf 6995 Meter gespielt, hat aber von den Backtees 7365 Meter. Aber das war selbst den Tourspielern zu lang ;-)
    Dustin Johnson war diese Woche mal eben auf der Insel Gotland, um sich die Swedish House Mafia bei einer Open Air Party zu geben. So viel zum Thema Nightlife in Schweden.
    Lustige Geschichte am Rande: Auch in diesem Jahr ist der Caddie von Johnson wieder ein in Schweden bekannter Radiomoderator. Anders Timell ist ein ziemlich durchgeknallter Typ, der alle gut unterhalten hat. Er ist aber außerdem ein sehr guter Golfer und kennt als Member in Bro Hof Slott den Platz sehr gut.
    Und: bei mir im Blog gibt es Videos und Berichte vom Turnier.

    • Linksgolfer (author) said:

      Ich weiß, aber wenn ich es vermeiden kann, versuche ich die Sponsorennamen wegzulassen.
      Anders Timell ist der Caddie von Richard S. Johnson, nicht von Dustin, oder? Ist bei dem gleichen Nachnamen etwas verwirrend

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