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Week in Review: PGA Championship 2011

15 August 2011 320 views 5 Kommentare

Beim ersten Mal

Für das Masters war der frischgebackene Nationwide-Tour-Absolvent nicht startberechtigt, in der Qualifikation zur U.S. Open verpasste er um drei Schläge einen Startplatz, und für die Open Championship versuchte er es gar nicht. Somit war die PGA Championship für Keegan Bradley sein offizielles Major-Debüt. Ein Sieg schien nahezu ausgeschlossen. Schließlich gelang es seit Frances Ouimets legendärem U.S. Open Sieg 1913 – eine Spanne von 346 Major-Turnieren (die Amateur-Majors nicht mitgerechnet) – gerade mal einem Spieler bei seinem Majordebüt zu gewinnen. Ben Curtis bei der Open Championship 2003: Eine Gewinnquote von 0,3%. Keegan Bradley machte mit seinem Sieg jetzt 0,58% daraus. Den großen Reibach konnte man mit einem Siegtipp auf Bradley Keegan, wie ihn die Golf-Time nannte, allerdings nicht machen. Für einen Euro Einsatz hätte man 175 heraus bekommen – deutlich weniger als beispielweise für einen Sieg von Miguel Angel Jimenez und ungefähr im Rahmen von Ernie Els, Ian Poulter, Paul Casey oder Matteo Manassero.

Wer will noch mal, wer hat noch nicht

Das amerikanische Trauma ist vorbei. Nach sechs Majorturnieren ohne US-Sieger in Folge hat Keegan Bradley der Golfnation USA wieder ein wenig Selbstwertgefühl zurückgegeben (vielleicht sogar zu viel wenn man einige der Kommentare der Golfjournalisten verfolgt). Doch eine andere Serie ist weiterhin intakt: die der unterschiedlichen Majorsieger. Seit der PGA Championship 2008 hat es niemanden mehr gegeben, der mehr als ein Major gewinnen konnte. Nach der Dominanz von Tiger Woods, Phil Mickelson, Vijay Singh und Padraig Harrington ist ein Zeitalter der Parität angebrochen. Allerdings ist dies kein einmaliger Vorgang in der Golfgeschichte. 13 verschiedene Majorsieger in Folge gab es (wenn man nur die aktuell gültigen Majors zählt) bereits vier Mal:

  • von der U.S. Open 1934 bis zur U.S. Open 1937
  • von der PGA Championship 1956 bis zur PGA Championship 1959
  • von der PGA Championship 1966 bis zum Masters 1970
  • von der PGA Championship 1990 bis zur U.S. Open 1994

Letztere ist zugleich auch die Rekordserie, die frühestens bei der U.S. Open 2012 eingestellt und bei der Open Championship 2012 gebrochen werden könnte.

Eckstein, Eckstein, alles muss versteckt sein

Es war sicherlich eine unangenehme Situation für Rory McIlroy als er sich mit einer Mischung aus jugendlichem Leichtsinn, erfrischender Naivität und großer Dummheit mit einer Baumwurzel anlegte und durch technischen K.O. verlor. Doch während der Regisseur der PGA Championship statt Golf zu zeigen lieber ein Bewerbungsvideo für “Grey’s Anatomy” vorbereitete und nur noch Augen für McIlroys Handgelenk hatte, litten auch andere. Beispielsweise die Spielpartner Darren Clarke und Charl Schwartzel, die ebenso wie die nachfolgende Gruppe von Louis Oosthuizen, Justin Rose und Hunter Mahan durch die lange Wartezeit komplett aus dem Spielrhythmus kamen. Da kann man schon mal auf dumme Gedanken kommen: Schwartzel und sein Caddie nutzen die Zeit laut einem Tweet von Jason Sobel beispielsweise indem sie das Bag von Louis Oosthuizen versteckten und dessen Caddie einen gehörigen Schrecken einjagten. “Bastards. Ich dachte, das hier sei ein Major”, war laut Sobel die scherzhafte Reaktion von Caddie Wynand Stander.

Fegefeuer der Eitelkeiten

Es war nur eine Frage der Zeit bis jemand mit einem unkonventionellen Putter ein Major gewinnt. Beim Masters war es schon fast so weit, bis Charl Schwartzel auf den Schlusslöchern dann doch noch Adam Scott abfing. Dass es bei der PGA Championship dazu kommen könnte, war allerdings schon früh abzusehen. Denn nicht nur der spätere Sieger Keegan Bradley hat einen Belly Putter im Bag – den er übrigens schon seit zweieinhalb Jahren spielt. Auch der frisch konvertierte Jim Furyk und die Besenstielfraktion um Brendan Steele und Adam Scott lag nach drei Runden aussichtsreich im Rennen. Vielleicht kommt es jetzt, wo das Tabu gebrochen und die Eitelkeit nicht mehr so gefährdet ist, sogar zu einer weiteren Welle von Langstielputtern auf der Tour. Kandidaten gäbe es genug: Jason Dufner wirkte am Ende auf den Grüns sehr unsicher, Phil Mickelson ließ wieder zahlreiche kurze Putts aus und Alex Cejka könnte sich mit einem Besenstielputter nicht so leicht den Zeh brechen.

63 hoch 25

Man kann ein Major auf den ersten 18 Loch verlieren, siehe Tiger Woods oder Rory McIlroy. Man kann es aber nicht auf den ersten 18 Loch gewinnen. Bestes Beispiel dafür war in dieser Woche Steve Stricker. Der stellte mit seiner 63 in der ersten Runde zwar den Rekord für die niedrigste Major-Runde überhaupt ein, geholfen hat es ihm jedoch nicht. Zur Vollständigkeit aber hier die anderen 24 Rekordträger:
1973 (U.S. Open, Runde 4): Johnny Miller
1975 (PGA, Runde 2): Bruce Crampton
1977 (Open, Runde 2): Mark Hayes
1980 (U.S. Open, Runde 1): Jack Nicklaus
1980 (U.S. Open, Runde 1): Tom Weiskopf
1980 (Open, Runde 3): Isao Aoki
1982 (PGA, Runde 1): Raymond Floyd
1984 (PGA, Runde 2): Gary Player
1986 (Masters, Runde 3): Nick Price
1986 (Open, Runde 2): Greg Norman
1990 (Open, Runde 3): Paul Broadhurst
1991 (Open, Runde 4): Jodie Mudd
1993 (Open, Runde 4): Nick Faldo
1993 (Open, Runde 4): Payne Stewart
1993 (PGA, Runde 2): Vijay Singh
1995 (PGA, Runde 1): Michael Bradley
1995 (PGA, Runde 4): Brad Faxon
1996 (Masters, Runde 1): Greg Norman
2000 (PGA, Runde 3): Jose Maria Olazabal
2001 (PGA, Runde 2): Mark O’Meara
2003 (U.S. Open, Runde 2): Vijay Singh
2005 (PGA, Runde 3): Thomas Björn
2007 (PGA, Runde 2): Tiger Woods
2010 (Open, Runde 1): Rory McIlroy

Der Fan der Woche

Huhu, Selbsthilfegruppe, ich bin im Fernsehen!!

Wer hat an der Uhr gedreht?

Scott Vail sollte schon mal anfangen, den Stellenmarkt der Golfertainment Weekly zu durchforsten. Nachdem Brandt Snedeker seine Abschlagzeit in der zweiten Runde der PGA Championship um 135 Sekunden verpasste, arbeitet der Caddie vermutlich auf Bewährung. Zwar nahm Vorzeigesportler Snedeker die Schuld auf sich – er war davon ausgegangen, dass er zehn Minuten später starten müsste – doch wie sehr so etwas eine Beziehung zwischen Caddie und Spieler belasten kann, musste zuletzt Dustin Johnsons Taschenträger Bobby Brown erfahren, der kurz nach einem solchen Fauxpas gefeuert wurde. Erfreulich für Vail war lediglich, dass sein Arbeitgeber den Cut um drei Schläge verpasste und auch ohne die zwei Strafschläge das Wochenende frei gehabt hätte.

Der König der Teaching Pros

Unter den amerikanisch Club Pros ist Mike Small so etwas wie der Tiger Woods. Bei der PGA Championship schaffte er nach 2007 bereits zum zweiten Mal den Cut und belegte als Low Club Professional den 69. Platz. Allerdings war das Ganze ein wenig ein ungleicher Kampf. Schließlich hat Small PGA-Tour-Erfahrung. Nach einer exzellenten Saison mit zwei Siegen auf der Nike Tour durfte er sich 1998 als vollwertiges Mitglied auf der PGA Tour versuchen und schaffte immerhin eine Top-10-Platzierung bei der Canadian Open. Der dreifache Sieger der nationalen PGA Pro Meisterschaft und ehemalige College-Teamgefährte von Steve Stricker wollte jedoch nicht das unstete Leben eines Playing Pros führen und leitet seither das Männergolfteam seiner Alma Mater.

Aus Liebe zum Spiel

Was ist der Unterschied zwischen Tiger Woods und Padraig Harrington? Nein, nicht dass nur der Ire mehr Majorsiege als Frauen hat. Harrington weiß, was sich gehört. Nachdem er den Cut bei der PGA Championship geschafft hatte, sagte Harrington kurzerhand seinen Familienurlaub ab und bei der Wyndham Championship zu, um seine letzte Chance auf die Teilnahme an den FedEx-Cup-Playoffs zu wahren. Woods hingegen verabschiedete sich nach seiner glanzlosen Leistung bis zu seinem eigenen Turnier im November (für dass er sich ironischerweise selber eine Einladung zukommen lassen muss, da er sich nicht qualifiziert hat) von der Bildfläche. Kein letztes Aufbäumen für die Playoffs, keine Teilnahme an den Turnieren der Fall Series um ein wenig Spielpraxis zu sammeln, die er – seien wir ehrlich – eigentlich bitter nötig hat. Und als kleinen Nebeneffekt hätte er zahlreiche Bonuspunkte bei Fans, Turnierveranstaltern und Sponsoren durch einen Auftritt bei einem weniger prominenten Turnier sammeln können. Aber sowas hat eine Nr. 1 Nr. 5 Nr. 10 Nr. 25 Nr. 33 der Weltrangliste offensichtlich nicht nötig.

Die 10 heißesten Golfer auf dem Planeten

Das letzte Major des Jahres ist vorbei und damit auch die letzte Chance die besten Spieler der Welt gemeinsam zu sehen und gegeneinander zu bewerten. Entsprechend gibt es auch zahlreiche Veränderungen. Eine rührt noch aus der Vorwoche weil ich verschlafen habe Adam Scott auf seinen verdienten Platz in die Top 10 zu setzen. Den hat er mit einem guten Ergebnis ebenso gefestigt wie Donald, Stricker, Schwartzel und Westwood. Rory (verletzungsbedingt) und Jason Day fallen ein wenig ab, während Robert Karlssons gute Form in den letzten Wochen ihm testweise einen Platz in den Top 10 beschert.

  1. Luke Donald (-)
  2. Steve Stricker (+1)
  3. Lee Westwood (+1)
  4. Charl Schwartzel (+3)
  5. Rory McIlroy (-3)
  6. Adam Scott (new)
  7. Jason Day (-2)
  8. Sergio Garcia (+1)
  9. Robert Karlsson (new)
  10. Rickie Fowler (-)

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5 Kommentare »

  • Der Stewart said:

    Die niedrigste Runde von Stricker als niedrigste Major-Runde zu bezeichnen ist falsch und stimmt nicht. Sie relativiert sich auch nicht, weil der Platz in Atlanta ein Par 70 Kur ist.
    8 Schläge unter Par hat es schon vorher gegeben, das entspricht einer 64 auf einem regulären Par 72 Platz.
    Beispiel gefällig: Liang Wen Chong in Wisconsin im Jahr 2010 bei der PGA Championship.

    Servus!

    • Rudi said:

      Für mich sind 63 Schläge weniger (niedriger) als 64.
      Es war ja nicht die Rede von der besten “unter Par” Runde.

      • Linksgolfer (author) said:

        Die offiziellen Rekordbücher gehen nach Gesamtschlägen, nicht nach Par. Par ist ohnehin nur ein fiktives Konstrukt und die Wertung über/unter Par wurde irgendwann eingeführt, damit der Zuschauer die Übersicht behält. Früher wurden nur Gesamtschläge angegeben.
        Sie hätten auch genauso gut die zwei konvertierten Par 5s im AAC auch als Par 5 spielen können. Dann hätte Stricker -9 gespielt, an seiner Runde hätte das aber nichts geändert.

        • Buckelwal said:

          Ich sehe gerade dass dieser Artikel auch im Golfforum von Oliver Heuler erschienen ist. Ist das eine Premiere?

          • Linksgolfer (author) said:

            Nein, er hat auch schon zu Tom Watson verlinkt.

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