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Week in Review: Ausgabe 23/2012

9 Juli 2012 607 views 4 Kommentare

Mr. Doppelbogey

Bevor wir zur Jubelarie für Marcel Siem kommen, eine kleine interessante Statistik. Denn auch wenn man an diesem Wochenende den Eindruck hatte, der Titel Mr. Doppelbogey würde Martin Kaymer gehören, ist Marcel Siem noch immer der ungekrönte König dieser Statistik. In seinen letzten 50 Turnieren spielte der Ratinger in 44 Turnieren mindestens einen Doppelbogey oder schlechter – eine Quote von 88%. Das Amüsante ist, dass diese hohen Scores – eventuell aufgrund der höheren Aggressivität – scheinbar dazu gehören wenn er gute Ergebnisse spielt. Zwar hatte er in dieser Saison bei seinen zwei “Katastrophen”-freien Turnieren starke Resultate – ein vierter Platz bei der Dubai Desert Classic und Rang 12 bei der Open de Espana. Wenn man bis 2010 zurückgeht, sprangen davor aber zwei verpasste Cuts, ein 36., ein 39., ein 59. und ein 60. Platz heraus. Was lernen wir daraus? Doppelbogeys bei Kaymer = schlecht. Doppelbogeys (in leichten Dosen) bei Siem = gut.

Der neue Messias

…wird vermutlich die Golf Time in der nächsten Ausgabe titeln und damit die Druckschraube wieder absurd hoch anziehen. Aber was Marcel Siem bei der Open de France geleistet hat, gebührt schon höchsten Respekt. Immerhin ist es eines der traditionsreichsten Turniere der European Tour, erfreut sich eines hohen Preisgeldes und damit auch eines starken Teilnehmerfeldes und hatte in 105 Jahren Geschichte gerade einmal zwei deutsche Sieger – Langer und Kaymer – hervorgebracht. Marcel Siem machte mit seiner starken Schlussrunde ein Trio daraus. Der Titel brachte ihm nicht nur eine Spielberechtigung bis 2015 auf der European Tour, seine erste Saison mit einem siebenstelligen Preisgeld, Startberechtigungen bei der Open Championship, zwei WGC-Turnieren und indirekt bei der PGA Championship und der Open 2013: er spülte Siem auch bis auf Platz 58 der Weltrangliste. Damit sind zum ersten Mal seit dem 6.April 2003 wieder zwei Deutsche unter den Top 60 der Welt. Damals belegten Bernhard Langer Platz 36 und Alex Cejka Platz 59. Zwei Deutsche unter den Top 50 der Welt gab es bisher übrigens noch nie.

Schwarz-Rot-Gal

Und auch bei den Damen gab es am vergangenen Wochenende frohe Kunde von einer Deutschen. Sandra Gal hat ihr kleines Formtief zu Beginn der Saison endgültig überwunden und mit einem dritten Platz bei der U.S. Women’s Open das beste Major-Resultat ihrer Karriere eingefahren – bisher war dies ein zwölfter Platz bei der diesjährigen LPGA Championship. Ein Sieg war zwar nie wirklich in Reichweite, weil sich die Koreanerin Na Yeon Choi mit einer Fabel-65 in der dritten Runde weit vom Feld abgesetzt hatte, für Gal ist das Ergebnis aber fast noch höher einzuschätzen als ihr Sieg bei der Kia Championship im vergangenen Jahr. In der Geldrangliste der LPGA Tour verbesserte sich die 27-Jährige mit 372.000 Dollar Preisgeld auf Platz 15, und in der Damen-Weltrangliste ging es für sie rauf bis auf Platz 29 – nur drei Europäerinnen sind noch besser platziert.

Pottermania

Jahrelang stand er im Schatten seines kleinen Bruders Harry, doch jetzt hat der mit einem Selfmade-Schwung ausgestattete Ted Potter jr. endlich seinen eigenen magischen Moment gehabt. Mit einem Birdie am dritten Extra-Loch der Greenbrier Classic sicherte sich der 28-Jährige seinen ersten Sieg bei den Großen, einen Platz bei der Open Championship und dem Masters, und schrieb sich damit erst als zehnter Golf-Linkshänder (Potter ist eigentlich Rechtshänder) in die Siegerlisten der PGA Tour ein. Außer ihm sind dort vertreten Russ Cochran, Eric Axley, Sam Adams, Ernie Gonzalez, Bubba Watson und Steve Flesch (je 4 Siege), Bob Charles (6), Mike Weir (8) und natürlich Phil Mickelson (40 Siege).

Phil-lemon

A Propos Mickelson: Ein Strafschlag am 11. Loch für einen auf den Ball fallen gelassenen Ballmarker besiegelte nicht nur endgültig den verpassten Cut für Phil Mickelson, er sorgte auch für einen Negativrekord. Denn durch die 71 musste Mickelson seine siebte Runde in Folge über Par verzeichnen – etwas, was ihm in seiner Karriere zuvor noch nie passiert war. Finanziell war es dennoch ein erfolgreiches Wochenende für ihn: Laut Robert Lusetich soll Mickelson versteckt ein Antrittsgeld von 1 Million Dollar erhalten haben, sein einstiger Dauer-Rivale Tiger Woods sogar 1,8 Millionen Dollar. Eine nicht ganz erfolgreiche Investition für Greenbrier-Chef Justice: Zum ersten Mal in ihrer Profikarriere verpassten Woods und Mickelson gemeinsam bei einem Turnier den Cut. Zuletzt war dies bei der Byron Nelson Championship 1993 geschehen als Woods noch Amateur war. Rechnet man das Geld auf ihre Leistung herunter, hat Justice pro Schlag 7042 US-Dollar an Phil Mickelson und 12857 Dollar an Tiger Woods gezahlt.

Linke können länger

Der Jungbrunnen ist eine mythische Kreation, dessen Existenz bis heute unbelegt ist. Aber wenn sich jemand auf die Suche nach ihm macht, sollte er vielleicht im schweizerischen Bad Ragaz beginnen. Denn hier legte Bob Charles, Open Champion des Jahres 1963 und erster linkshändiger Major-Sieger, am vergangenen Wochenende eine sensationelle Runde hin. Dass er es schaffte, drei Mal besser als sein Alter zu spielen, ist nichts ungewöhnliches: Hale Irwin schafft so etwas auf der amerikanischen Champions Tour auch regelmäßig. Aber gleich zehn Schläge unter dem eigenen Alter zu bleiben, erlebt man nicht alle Tage. Genau das gelang dem 76-Jährigen Neuseeländer in der ersten Runde mit einer 66. Am Ende reichte es zwar nur für den 42. Platz – 13 Schläge hinter dem Amerikaner Tim Thelen, der seinen zweiten Titel in Folge holte – doch seine Leistung schmälert dies in keinster Weise.

Wackel-Dackel

Vor wenigen Wochen wurden im Vorfeld eines Spiels der San Francisco Giants Bobbleheads mit dem Antlitz von Rory McIlroy verteilt. Jetzt wurde wieder ein Golfer Opfer dieser zweifelhaften Ehre. Parallel zur John Deere Classuc verteilt das Minor-League-Team der Quad Cities River Bandits Wackeldackel des dreifachen Siegers Steve Stricker. Natürlich gibt es eine solche Puppe längst auch von Tiger Woods, aber sogar ein Deutscher wurde schon so verewigt – in diesem Fall irgendwie treffend, schließlich litt Langer jahrelang unter Yips. Falls noch jemand Infos über weitere Bobbleheads von Golfern hat: Immer her damit.

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4 Kommentare »

  • littlefox said:

    Der Bobblehead von Craig Stadler ist sicher ein Fake. Die Figur passt nicht zum Kopf.

    • Exilgolfer said:

      Das Woods 2010 Amateur war, wage ich zu bezweifeln :-) Du hast Dich sicher um ein paar Jahre vertan…

      • Linksgolfer (author) said:

        Wahrscheinlich musste Stadler seinen Segen für die Figur geben und bestand auf ein paar Kleidergrößen weniger ;-)

        • Exilgolfer said:

          pah… während ich lese, die Fehler zu korrigieren ist gemein ;-)

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