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Gewinne, Gewinne, Gewinne: Zufalls-Sieger bei der Golf Time

13 August 2012 3.056 views 12 Kommentare

Disclaimer: Der Autor dieses Artikels hat als freier Mitarbeiter Artikel für die Golf Punk geschrieben

Für vier Golfer wurde im Juli ein Traum war. Erst wurden sie als Zuschauer Zeuge wie Ernie Els am letzten Loch noch Adam Scott die Open Championship entriss, und am Tag danach durften sie den Platz von Royal Lytham selber spielen – nachdem sie zwei Tage zuvor schon eine Runde auf Royal Liverpool gedreht haben. Wie ihnen dies gelungen ist? Das soll uns doch einmal der – mit unzähligen Sponsoren-Nennungen gespickte – Reisebericht einer großen deutschen Golfzeitschrift erzählen. Die August-Ausgabe der “Golf Time” schreibt:

Ein mit Sicherheit unvergessliches Wochenende haben vier Golf Time Leser im Rahmen unseres großen 141. Open Championship-Gewinnspiels in Kooperation mit (…) dem offiziellen Biersponsor der Open seit 2009 verbracht

Ein Gewinnspiel hatte ihnen also diese Reise beschert. Eine noble Geste, die ich meinen Freunden von der Golf Time ehrlich gesagt nicht zugetraut hätte. Aber wer seinen Lesern eine solche Reise zu Gute kommen lässt, verdient meinen höchsten Respekt. Also Chapeau, Redaktions-Familie Brunnthaler, diese Reise hätte ich auch gerne gewonnen. Aber Moment, was ist denn das? Dieses Gesicht hinter dem Podest des Open Starters habe ich doch schon mal gesehen. Das ist doch – genau – Günter Zapf, den ich aus diversen Football-Übertragungen kenne und der mittlerweile bei Sky Deutschland für die Wrestling-Übertragungen zuständig ist. So ein Zufall. Na gut, der darf auch Golf Time lesen und bei einem Gewinnspiel eine Reise gewinnen, warum nicht? Dass Zapf diverse Male mit einem Brunnthaler-Familienmitglied bei Medien-Cups angetreten ist, hat damit ganz sicher nichts zu tun. Und dass Sky Deutschland auf Seite 64 des August-Heftes ein dreiseitiges Firmenporträt bekommt auch nicht. Schließlich haben die drei anderen Gewinner ja auch keine Verbindung mit den Corleones der Kelly-Family der deutschen Golf-Szene.

Peter Stollenwerk beispielsweise sieht doch aus wie ein Golfliebhaber durch und durch, der es kaum glauben kann, dass er bei diesem Gewinnspiel als Sieger gezogen wurde. Eine kurze Google-Recherche fördert zu Tage, dass der Mann wirklich Golfliebhaber ist. Nur dass er ein Zufalls-Sieger ist, mag man danach nicht mehr so recht glauben. Warum? Peter Stollenwerk ist Geschäftsführer von Green Grass Golf und hat vor einiger Zeit ebenfalls ein Firmenporträt in der Golf Time spendiert bekommen, in dem einer von ihm vertriebenen Marke unter dem Deckmantel einer redaktionellen Berichterstattung Platz eingeräumt wurde. Womit er sich diese Aufmerksamkeit und eine Einladung nach Royal Lytham verdient hat? Dafür braucht man nur auf Seite 67 des Heftes blättern wo eine ganzseitige Anzeige für den von Stollenwerk vertriebenen Elektrotrolley prangt. Und dass auf seiner Firmenseite für die Registrierung eines gekauften Produkts ausgerechnet ein Jahresabo der Golf Time als Belohnung winkt, dürfte seine Chancen auch nicht gerade verschlechtert haben. Dass Stollenwerk auf Seite 107 der gleichen Ausgabe beim Golf Time Jubiläumsturnier einen Geburtstagskuchen überreicht bekommt, setzt dem Ganzen schließlich die Krone auf.

Bleiben noch die zwei weiteren Reiseteilnehmer, deren Namen ich aus Gründen des Persönlichkeitsrechts nicht erwähnen möchte, da sie nicht so in der Öffentlichkeit stehen wie die anderen beiden Reise-Teilnehmer. Aber zumindest auch bei dem Ersten gibt es eine Verbindung, die nach Vetternwirtschaft riecht. Denn der Mann hat mit einem der Söhne von Oskar Brunnthaler zusammen in einer Baseball-Mannschaft gespielt. Wieder Zufall? Könnte sein, doch in Verbindung mit den ersten beiden Gewinnern mag man nicht so recht daran glauben.

Und da sind wir auch schon beim Knackpunkt des Ganzen. Rechtlich gesehen befindet sich die Golf Time auf sicherem Territorium. Denn auch wenn sie in ihrem Artikel alles tut, um es zwischen den Zeilen wirken zu lassen als hätte sie vier Reisen verlost, sprach die Gewinnspielausschreibung nur von einem zu verlosenden Platz – ein wichtiges Detail, das man in der Nachberichterstattung geschickt unter den Tisch fallen ließ um dem Leser zu suggerieren wie sehr sich die Zeitschrift doch um ihr Publikum kümmert.

Der offizielle Gewinner war dann schließlich auch der vierte Teilnehmer der Reise, der anscheinend keine mehr oder weniger konkrete Verbindung zur Redaktion der Golf Time aufweist. Dass er den gleichen Nachnamen trägt wie der deutsche Geschäftsführer des Bierunternehmens, das die Reise sponserte, wollen wir in diesem Fall mal wirklich als Zufall durchgehen lassen – hoffentlich zurecht. Aber man darf zumindest gespannt sein, welche glücklichen Golf Time-”Leser” beim nächsten großen Gewinnspiel abräumen, und ob die Redaktion dann wieder dem echten Leser Werbekunden und Freunde der Familie als einige von Ihnen verkauft.

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12 Kommentare »

  • Buckelwal said:

    So stelle ich mir guten, investigativen Journalismus vor. Respekt!

    • Thomas Lemcke said:

      Die schlagen sich mit ihrer Spezlnwirtschaft ja ganz gut durch; Hat Einfeldt diesmal nicht gewonnnen?

      • Kiki said:

        Für mich gibt’s ja den ersten Löffel Respekt schon dafür, das Blatt überhaupt gelesen zu haben.

        • Observer said:

          Respekt! Muss von einem Insider sein, es ist aber bedenklich Leute an die Wand zu fahren, selbst aber ohne Namen im www zu veröffentlichen!

          • Linksgolfer (author) said:

            Ich weiß nicht was man für Insider-Wissen braucht um Leute aus dem Fernsehen zu erkennen und Menschen, deren Gesicht im gleichen Heft an verschiedenen Stellen abgebildet sind.

            Mal ganz abgesehen davon, dass hier nichts anonym ist. Mein Name steht da wo er hingehört und das schon seit Jahren

            • Linksgolfer (author) said:

              Ach für lau geht das schon, Kiki. Hat einen hohen Unterhaltungswert

              • observer said:

                Okay, hatte den Artikel erst auf eine andere Art zugeschickt bekommen. dennoch: dieses Wissen hat man nicht einfach aus dem Heft.
                aber Respekt davor, der golfenden kelly-familie mit dem adabei als familienoberhaupt eine mitgegeben zu haben.

                • Linksgolfer (author) said:

                  Doch, leider hat man dieses Wissen aus dem Heft – das ist ja das Schlimme. Blättern Sie sich mal durch das Heft am Kiosk durch. Da ist wirklich die gleiche Person auf der einen Seite als Leser, auf der anderen Seite als Vertreter der Golf-Industrie mit Foto abgebildet. Den Herrn Zapf kannte ich sowieso und dann wird man natürlich stutzig. Den Rest erledigt dann das gute alte Google.

                  • Robert said:

                    Saustark… Das gleiche passiert doch auch bei den ganzen ProAm Startplätzen, die so verlost werden. Die Gewinner sind dabei meist lokale “Helden”. Schade eigentlich.

                    • heresy said:

                      Leider noch ein Grund mehr, das Umfeld des Golfsportes zu meiden. Ich bleibe lieber im korruptionsfreien Milieu des professionellen “Mensch ärgere dich nicht”.

                      • Chris said:

                        Unglaublich. Danke für diesen informativen Artikel.

                        • Golfspion » Man kann nicht nur gewinnen said:

                          [...] sehr treffend finde), nämlich der Familie Brunnthaler und der Goltime, wie dies konkret bei einem Gewinnspiel aussah: Alles durchaus legal, genau wie die seltsamen Gegengeschäfte die in der Branche üblich [...]

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