Die Mär vom Olympic Golf Ranking

Seit einigen Tagen geistert eine Meldung durch die deutschen Medien: “Qualifikation für Golfer bei Olympia beginnt am Wörthsee” verbreitete die Deutsche Presse Agentur, was dann natürlich ungefiltert in fast alle Online-Angebote deutscher Zeitschriften einfloss. Gut, die wissen es nun mal nicht besser. Aber auch Deutschland Golfwerbeportal Nr.1 strickt fleißig weiter an der Legende.

Die internationalen Qualifikationskriterien für den Golfwettbewerb bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro 2016 stehen fest. Ein gesondertes Olympic Golf Ranking legt das Teilnehmerfeld fest.

Soso, ein gesondertes Olympic Golf Ranking also. Ein schöner Name für etwas, das es eigentlich nur dem Namen nach gibt. Ausgangspunkt für diesen Irrläufer ist eine Meldung, die die International Golf Federation bereits im Februar herausgab (zu finden in diesem PDF). Darin beschreibt die IGF das Konzept eines Olympic Golf Rankings – dessen Erklärung, 1:1 der Beschreibung der Weltranglisten-Berechnung entspricht. Mit Minimal- und Maximaldivisors, wöchentlicher Reduzierung der Wertigkeit und allem drum und dran. Das Einzig wirklich Neue an diesem PDF war das Datum für die Deadline zur Olympia-Qualifikation: Der 11. Juli 2016.

Entsprechend berichteten internationale Medien dann auch im Februar/März darüber. Bei den Deutschen kam diese Nachricht jedoch überhaupt nicht an. Warum dann gerade jetzt? Nun, diese aufgeregte Meldung ist lediglich eine Werbemaßnahme für die anstehende Ladies German Open. Ausgerechnet DGV-Präsident Hans-Joachim Nothelfer setzte diesen Irrläufer in Gang und verwirrt damitselbst Spielerinnen, die sich für Olympia qualifizieren wollen. „Das ist mir neu, aber natürlich eine tolle Sache, denn dann haben diejenigen, die in der Weltrangliste nicht ganz so weit vorne stehen, bessere Chancen, bei Olympia dabei zu sein“, sagt beispielsweise Ann-Kathrin Lindner. Und der ehemalige Bundestrainer Markus Neumann findet “Die olympische Rangliste wird die internationale Golfwelt bereichern.”

Um es noch einmal klar zu sagen: Es gibt de fakto KEINE Olympische Golfrangliste nach der die jeweils 59 Plätze für Herren und Damen befüllt werden. Weil die Weltrangliste in einem Zweijahresrhythmus berechnet wird und als Deadline Mitte Juli gewählt wurde, fällt die Ladies German Open rein zufällig als erstes Turnier in den Zeitraum von Turnieren, die in den für Olympia relevanten Weltranglisten-Zeitraum fallen können. Doch deshalb steht diejenige, die die Ladies German Open gewinnt, noch lange nicht mit einem Bein bei den Olympischen Spielen wie die Meldungen zwischen den Zeilen vermitteln wollen. Sie steht nicht einmal mit den Häärchen auf ihrem großen Zeh bei den Olympischen Spielen.

Ich erkläre es einfach mal anhand der Berechnungsmethodik für die Weltrangliste der Herren. Stellen wir uns einmal vor, die Ladies German Open wäre ein Majorturnier und würde für die Siegerin die höchste zu verteilende Punktzahl von 100 ergeben. Aufgrund der sich jede Woche verringernden Wertigkeit würden zur Olympia-Deadline noch sage und schreibe 1,09 Punkte in die Berechnung eingehen. Oder um es anders zu sagen: Ein 40. Platz bei irgendeinem PGA-Tour-Event in den letzten 13 Wochen vor der Deadline (wo die Turnierergebnisse noch voll in die Wertung eingehen) würde sich mehr lohnen als Mitte Juli 2014 ein Major zu gewinnen – ganz zu schweigen von einer mittelprächtig besetzten Ladies German Open. Hinzu kommt, dass viele SpielerInnen mehr Turniere spielen als mit dem Maximaldivisor vorgesehen, wodurch die Ladies German Open 2014 bzw. alle zeitgleich stattfindenden Herrenturniere überhaupt nicht mehr in die Weltrangliste einfließen.

Dass der DGV seinen Spielerinnen jetzt so einen Floh ins Ohr setzt, ist eigentlich unverantwortlich. Man stelle sich einmal vor, eine unserer deutschen Spielerinnen gewinnt die Ladies German Open und sieht sich gedanklich schon bei Olympia. Um unter den fünf Ringen dabei zu sein, muss man genau das Gleiche tun, wie sonst auch: Sich mühevoll über zwei Jahre in der Weltrangliste nach vorne arbeiten. Das Olympic Golf Ranking ist keine andersartige Abkürzung nach Rio, wo – wie beispielsweise bei der Ryder-Cup-Qualifikation – alle Turniere gleichermaßen einfließen.

Doch warum schafft die International Golf Federation überhaupt so eine umständliche Wortkrücke und sagt nicht klipp und klar, es zählt die Weltrangliste vom 11. Juli 2016? Vermutlich liegt es an der Weltrangliste der Damen. Denn die heißt Rolex Rankings. Offizieller Partner der Olympischen Spiele ist aber der größte Konkurrent von Rolex: Omega.

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