Review: Tiger Woods PGA Tour 10 mit Wii Motion Plus

Wenn es in den nächsten Wochen etwas ruhiger in diesem Blog zugehen sollte, liegt es nicht daran, dass ich keine Lust mehr habe. Vielmehr dürfte es daran liegen, dass ich vorgestern das neue “Tiger Woods PGA Tour 10″ für die Wii erhalten habe. Wie viele andere Golfspieler bin ich natürlich auch ein großer Fan von Golfsimulationen auf Videospielkonsolen. Als vor einigen Jahren das erste Tiger Woods PGA Tour auf der Wii erschien, hatte ich gehofft, endlich mal nicht nur passiv auf dem Sofa ein paar Knöpfe zu drücken, sondern aktiv mit einem halbwegs realistischen Golfschwung den Ball vom Abschlag bis zum Loch zu befördern. Doch das war leider ein totaler Reinfall, denn am Ende kam man mit einem Abknicken des Handgelenks im Sitzen besser voran als mit einem normalen Schwung. Im Vorjahr habe ich aufgrund der besseren Grafik dann wieder zur PlayStation 3-Version gewechselt. Doch mit dreijähriger Verspätung verspricht EA Sports durch Ausnutzung von Wii Motion Plus (ein etwa 5cm langes Aufsteckteil, das mit der Wii Fernbedienung in einer kondomartigen Hülle steckt) nun endlich das erhoffte realistische Golferlebnis. Also bin ich erneut auf die Werbung reingefallen und habe zugeschlagen.

Wobei reingefallen eigentlich das falsche Wort ist, denn dieses Mal hält EA Sports sein Versprechen. Tiger Woods PGA Tour 10 auf der Wii ist mit Abstand das beste und realistischste Golfspiel, das ich jemals in den Händen hatte. Wenn man sich mit der Fernbedienung in der Hand hinstellt und die Figur auf dem TV-Schirm die eigenen Bewegungen fast 1:1 ausführt, ist das ein noch nie dagewesenes Erlebnis. Natürlich ersetzt das Ganze keinen Indoor-Simulator, dazu ist die Fernbedienung einfach zu kurz und zu leicht. Doch wer hat schon die Raumhöhe um einen echten Golfschwung auszuführen? Daher ist dies eine bisher einzigartige und extrem unterhaltsame Möglichkeit den Schwung daheim zu üben – ideal für die Winterwochen mit früher Dunkelheit und gesperrten Plätzen. Denn zumindest bei meinem Selbstversuch reflektiert die Wii-Simulation akkurat die reale Schwungtendenz: So wie meine Eisenschläge auf dem Golfplatz standardmäßig den Draw annehmen, macht es auch der virtuelle Schlag. Und mit einem simplen Dreh der Handgelenke kann man Fades, Slices und Hooks produzieren.

Die größten Schwierigkeiten bereitet allerdings das putten. Bisher war es so, dass man auf dem Grün zwischen verschiedenen Puttern für verschiedene Längen wählen und meist 100% putten konnte. Diese Möglichkeit gibt es auch weiterhin, doch alternativ kann man dieses Jahr auch nur einen Putter benutzen, den man dann intuitiv – je nach Distanz – ausholen muss. So kann es am Anfang durchaus passieren, dass man einen 1 Meter Putt 5 Meter übers Loch knallt und den Rückputt 3 Meter zu kurz lässt, doch nach einer gewissen Eingewöhnungszeit möchte man diesen Realismus nicht mehr missen. Denn eines ist klar: Für eine 65 oder gar eine 59 muss man deutlich mehr investieren als in früheren Jahren.

Aus dem Vorjahr geblieben ist der Club-Tuner und den sollte man auch dringend anwenden. Denn wer die Standard-Einstellung benutzt, flucht bereits beim ersten Turnier im Karrieremodus (das auf dem diesjährigen US Open Kurs Bethpage Black stattfindet), dass selbst perfekte Abschläge nicht mal den Anfang des Fairways erreichen. Apropos Kurse: Davon bietet die Wii-Version sage und schreibe 27 – deutlich mehr als andere Plattformen – darunter zahlreiche Majorplätze wie Pinehurst No. 2 oder Turnberry. Als besonderen Gimmick kann man diese sogar exakt so spielen wie in der Realität, da das Spiel per Internet aus den aktuellen Wetterbedingungen vor Ort die Wetterbedingungen für das Spiel ableitet. Wenn es also in Bethpage Black in Strömen gießt, steht auch der virtuelle Golfer im Regen.

Überhaupt ist die Online-Funktion in diesem Jahr deutlich größer geschrieben. Man kann sich in Tages- oder Wochenturnieren mit anderen Mitstreitern messen und sogar gegen die realen Ergebnisse der PGA-Tour spielen. Ein ebenso netter Gimmick wie die golfspezifischen Partyspiele, die auch nicht so fanatische Gelegenheitsspieler ansprechen. Dazu kann man exklusiv auf der Wii die 27 Plätze sogar ohne Schläger und Ball, dafür mit der Frisbee-Scheibe spielen. Disc Golf heiß die Disziplin und macht beinahe so viel Spaß wie das echte Spiel.

Alles in allem ist Tiger Woods PGA Tour 10 tatsächlich der erhoffte große Wurf und eigentlich ein absolutes Muss für alle Golfer – wenn man denn die paar zusätzlichen Euros für die Motion Plus Steuerung ausgibt. Ohne sie ist es nur ein Videospiel, mit Motion Plus ist es eine Golfsimulation.

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