Langsam, langsamer, Ben Crane

So nett die Clubmeisterschaften auch sind, was das Thema Spielgeschwindigkeit angeht, sind sie stets ein Ärgernis. Weil leider immer der langsamste Flight das Tempo vorgibt und die langsamsten Golfer natürlich immer direkt vor einem spielen, steht man sich die Beine auf dem Fairway in den Bauch. Aber wer will es Freizeithackern verübeln, wenn ihnen auf den Profi-Touren ein so schlechtes Beispiel geboten wird.

Alle paar Wochen gibt es Beschwerden über das langsame Spiel, zuletzt kochte das Thema wieder auf, als erst Padraig Harrington und Tiger Woods im Finale der Bridgestone Invitational auf die Uhr genommen wurden, und dann die Damen beim Solheim Cup über 6 Stunden für die Foursomes brauchten. Der berühmt-berüchtigste Zwischenfall ereignete sich im Juni 2005 als Rory Sabbatini sich über seinen quälend langsam spielenden Spielpartner Ben Crane so aufregte, dass er außer der Reihe schlug und wutentbrannt vom Grün stapfte bevor Crane fertig geputtet hatte.

Nun gab es seit jeher und gibt es immer wieder Spieler, die nur nach dem Lebensmotto von Balu dem Bären gutes Golf spielen. Sean O’Hair und Bernhard Langer probieren es lieber mit Gemütlichkeit, Glen Day hat sich von seinen Kollegen den Spitznamen “All Day” eingehandelt, während Bob Estes von seinem Mitspieler schon einmal “you are too slow” auf die Scorekarte geschrieben bekam. Selbst die Gentlemen Retief Goosen und Padraig Harrington bekamen sich 2002 öffentlich in die Haare, wer von Ihnen nun die Schnecke und wer die Schildkröte ist. Doch sie alle sind Waisenknaben gegen Crane, der laut einer anonymen Umfrage von 43% seiner Berufskollegen als langsamster Spieler auf der Tour angesehen wird.

Am vergangenen Wochenende bekam Crane die Chance, es all seinen Kritikern zu zeigen. In der dritten Runde der Deutsche Bank Championship durfte Crane aufgrund der ungeraden Zahl der Spieler alleine starten. Kein Flight vor ihm, der ihn aufhalten kann; ein Caddie, der ihm die halbe Arbeit abnimmt; Vorcaddies, die jeden Ball finden; und als letzter des Turniers kein besonders großer Druck noch ein gutes Ergebnis spielen zu müssen. Ein Szenario, das der ebenfalls langsame Sean O’Hair bei der PGA Championship – einem Major – dazu nutzte, in 2 Stunden und 13 Minuten über den Platz zu eilen – und er wäre sogar noch schneller gewesen, wenn man ihn nicht gebeten hätte, auf die Bremse zu treten, da er dabei war, die Greenkeeper zu überrunden.

Nicht so Ben Crane. Er schleppte sich sage und schreibe 3 Stunden und 19 Minuten über die Runde – das sind 5 Minuten länger, als James Cameron brauchte um die “Titanic” zu versenken. Damit hat er für jeden seiner Schläge, einschließlich der Putts, über 2 1/2 Minuten gebraucht. Wenn Crane mit dieser Geschwindigkeit auf einem schottischen Platz gespielt hätte, hätte ihn der nachfolgende Viererflight mit Steinen vom Platz gejagt. Kein Wunder, wenn man sich seine Pre-Shot-Routine anschaut, die fast wie eine aufwändig choreographierte Tanzroutine aussieht:

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