John O’Reilly & Ivan Morris: The Life of O’Reilly

Der Ire John O’Reilly ist eine Legende auf der European Tour. Als solche wird er zumindest von Severiano Ballesteros bezeichnet. Dass sein Name selbst bei passionierten Golfern dennoch nur Fragezeichen in den Augen auslöst liegt daran, dass O’Reilly nicht aktiv sondern passiv zu seinem Ruhm gekommen ist. Er war einer der schillerndsten Caddies, den die Fairways der Welt je gesehen haben.

25 Jahre lang durchlebte O’Reilly die Knochenmühle eines professionellen Taschenträgers. Was heute aufgrund der Anteile an den lukrativen Preisgeldern ein lukrativer Job sein kann, war zu O’Reilly Zeiten noch ein täglicher Kampf um einen vollen Magen und die anderen Grundbedürfnisse des Lebens. Glücklicherweise fand O’Reilly einige profitable Bags wie das von Ryder-Cupper Des Smyth oder dem jungen Padraig Harrington, so dass er sich die Caddie-Karriere bis ins gesetzte Alter leisten konnte. Entsprechend viel hat er während seiner aktiven Zeit rund um den Globus erlebt. Es lag also nahe, dass er seinen an Anekdoten reichen Erfahrungsschatz zu Papier bringt.

Da gibt es den Touring Pro, der aus Frust über den letzten Schlag das Bag trat und mit dem Fuß daran stecken blieb, oder die German Open in Berlin während der O’Reilly und einige Kollegen in einem DDR-Gefängnis landeten. Diese bereits auf dem Unschlag angeteasten Erlebnisse sind zweifelsohne mit die Höhepunkte des Buches. Das Enttäuschende ist allerdings, dass der Rest diesen Erwartungen nicht immer gerecht wird. So schreiend komisch einige der Dinge sind, so langweilig sind viele anderen. Ein Problem ist, dass sich O’Reilly mit Ivan Morris zwar einen erfahrenen Co-Autoren geangelt hat, das Endergebnis jedoch trotzdem wie eine ungeordnete Gedankensammlung wirkt. Nirgends wird dies deutlicher als in dem Kapitel “The Players”.

Auf gut 50 Seiten – was mehr als 1/4 des Buchs ausmacht – erzählt O’Reilly über all die Profis mit denen er gearbeitet hat, oder die er während seiner Arbeit auf der Tour kennengelernt hat. Und man kann sich nicht ganz des Eindrucks erwähren, dass man es hier mit einem schweren Fall von Name Dropping zu tun hat. Denn eine Seite Bernhard Langer (O’Reillys Spitzname: Der rote Baron) zu widmen, nur weil er O’Reilly einmal gegenüber seinem Boss Padraig Harrington verteidigt hat, ist vielleicht etwas übertrieben. Auch die Nennung anderer Profis, die O’Reilly nur einmal gesehen hat und zu denen es wenig zu sagen gibt, wirkt wie Füllwerk, so dass es zwanzig Seiten weniger auch getan hätten.

Doch wenn O’Reilly wirklich eine gute Ankedote zu erzählen hat, dann ist sie auch gleich sensationell. Die German-Open-Odyssee ist einfach grandios, und auch einige andere verzweifelte Unternemnungen des Caddies würden einem Trickbetrüger zu allen Ehren gereichen. Unter den 190 Seiten dieser ungewöhnlichen Memoiren ist zwar einiges dabei, was man überblättern kann, für genügend Unterhaltung während der golffreien Wintermonate ist jedoch gesorgt.

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