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Jose-Maria Olazabal demontifiziert die Ryder-Cup-Qualifikation

8 Februar 2011 379 views 2 Kommentare

Als Colin Montgomerie das Kapitänsamt für das europäische Ryder Cup Team übernahm, war eine seiner ersten Amtshandlungen, seinem Job mehr Macht zu verleihen. Statt wie bisher nur zwei Positionen alleine nach dem Willen des Kapitäns zu befüllen, wollte Monti am liebsten wie sein US-Gegenpart vier Captain’s Picks in Anspruch nehmen – einigte sich am Ende mit den europäischen Verantwortlichen aber auf die Goldene Mitte. Die Idee dahinter war es zu verhindern, dass starke Spieler, die nicht die direkte Qualifikation geschafft haben, eine Option mehr erhalten um ins Team zu kommen und Europa so die bestmögliche Mannschaft ins Rennen schicken kann. Stattdessen schlug die freie Auswahl von Montgomerie hohe Wellen, weil er trotz dreier Picks mit Paul Casey einem Spieler aus den Top 10 der Welt eine Lektion erteilen wollte schwerzen Herzens mitteilen musste, dass für ihn kein Platz ist. Da Geschichte von Siegern geschrieben wird, behielt Monti am Ende Recht, doch der hauchdünne Triumph in Celtic Manor konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Qualifikationskriterien nicht ideal sind. Das hat auch Jose-Maria Olazabal erkannt und sie unmittelbar nach seiner Bestimmung als neuer europäischer Leader geändert.

Für den Ryder Cup 2012 in Medinah, dessen europäischer Qualifikationsprozess am 1.September 2011 beginnt und bis nach der Johnnie Walker Championship 2012 andauert, wird Olazabal wieder nur zwei Spieler über Captain’s Picks nominieren. Das alleine ist noch keine Revolution, für Monti hätte dies letztes Jahr lediglich bedeutet, dass seine Wild Card Edoardo Molinari automatisch ins Team gerückt wäre, was das Dilemma nicht verändert hätte. Viel Entscheidender ist, dass Jose-Maria Olazabal die Priorität der beiden Qualifikationslisten verschiebt. Bisher hatte die World Points List immer Vorrang vor der European Points List. In der Praxis bedeutet dies, dass aufgrund der Doppelungen auf beiden Listen das Team durch die niedriger platzierten Spieler auf der europäischen Liste aufgefüllt wurde, die – so hart das auch klingen mag – von einer weniger guten Qualität sind, als die niedriger platzierten Spieler der Welt-Liste. Für 2012 kehrt Olazabal diesen Prozess jetzt um und sollte sich so theoretisch eine größere Tiefe in seinem Team verschaffen. Wie dies aussehen würde, verdeutlicht ein Blick auf das vergangene Jahr.

Die automatisch Qualifizierten für Colin Montgomeries Team in Celtic Manor sahen so aus:

  1. Lee Westwood (World)
  2. Rory McIlroy (World)
  3. Martin Kaymer (World)
  4. Graeme McDowell (World)
  5. Ian Poulter (Europa)
  6. Ross Fisher (Europa)
  7. Francesco Molinari (Europa)
  8. Miguel Angel Jimenez (Europa)
  9. Peter Hanson (Europa)

Nach der Olazabal-Version hätte Europas feste Vertretung so ausgesehen:

  1. Lee Westwood (Europa)
  2. Martin Kaymer (Europa)
  3. Rory McIlroy (Europa)
  4. Graeme McDowell (Europa)
  5. Ian Poulter (Europa)
  6. Edoardo Molinari (Welt)
  7. Luke Donald (Welt)
  8. Padraig Harrington (Welt)
  9. Justin Rose (Welt)
  10. Francesco Molinari (Welt)

Mit anderen Worten: Alle drei Captain’s Picks von Montgomeri – Edoardo Molinari, Luke Donald und Padraig Harrington – wären automatisch im Team gewesen. Den zusätzlichen, zehnten automatischen Startplatz hätte Justin Rose bekommen, der laut Montgomerie sein erster Nachrücker gewesen wäre. Für die zwei verfügbaren Captain’s Picks wäre somit die Auswahl zwischen Ross Fisher, Miguel Angel Jimenez, Peter Hanson und Paul Casey gewesen. Man muss kein Prophet sein um zu prognostizieren, dass neben Fisher oder Jimenez am Ende Paul Casey statt Peter Hanson ins Team gekommen wäre, was für Zufriedenheit auf allen Seiten gesorgt hätte (ausgenommen in Schweden natürlich).

Geht man noch einmal zwei Jahre zum Ryder Cup 2008 zurück, hätte sich bei Anwendung von Olazabals neuen Kriterien übrigens eine weitere spannende Entwicklung ergeben. Das damalige Team der automatisch Qualifizierten hätten sich nämlich dahingehend verändert, dass Oliver Wilson keinen festen Startplatz auf der europäischen Seite gehabt hätte. An seiner Stelle hätte ein 23-Jähriger aus Mettman für die europäischen Farben debütiert: Martin Kaymer.

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2 Kommentare »

  • halbgolfer said:

    “demontifiziert” ist eine ausgesprochen gelungene Wortschöpfung!

    Ich gehe davon aus, dass Dir der Artikel wie Butter von den Fingern getropft ist (oder so ähnlich), hattest Du doch, wenn ich mich recht entsinne, genau diesen Vorschlag schon im Vorfeld des letzten Ryder Cups ins Spiel gebracht. Ob das jetzt hier war oder im Spicy Golf Forum weiß ich nicht mehr genau. Auf jeden Fall geht es sicherlich runter wie Öl, wenn einem ein Olazabal recht gibt.

    Gruß
    Christian

    • Linksgolfer (author) said:

      Ach, das ist ja keine Erfindung von mir gewesen. Die Gedanken haben schon andere, klügere Köpfe gehabt. Ich freu mich auf jeden Fall auf Ollies Regentschaft

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