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Tour Inside: Colonial, Volvo Match Play und Madeira Islands Open

18 Mai 2011 1.833 views 6 Kommentare

Crowne Plaza Invitational at Colonial (PGA Tour, 19.5.-22.5.)

Die Turniergeschichte
Als das Turnier 1946 zum ersten Mal ausgetragen wurde, trug Ben Hogan in seiner Heimat den Sieg davon, ein Jahr später verteidigte er den Titel. Kein anderer Golfer in der 65-Jährigen Geschichte des Turnieres verteidigte jemals wieder seinen Titel – außer Hogan, dem das Kunststück 1952/1953 noch einmal gelang. Insgesamt fünf Titel gewann er, darunter auch 1959 den letzten seiner Karriere. Kein Wunder, dass der Platz den Spitznamen “Hogan’s Alley” bekam. Nie wieder gewann jemand öfter als zwei Mal das Colonial, dessen Sieger ein hässliches Jackett mit rot-grünem Schottenkaro erhält. Als eines von fünf Einladungsturnieren darf es die Teilnehmerzahl begrenzen und genießt besondere Freiheiten bei der Zusammensetzung des Feldes. So vergeben die ehemaligen Sieger in jedem Jahr Sondereinladungen an zwei junge Spieler, wodurch 2011 Jarrod Lyle und Daniel Summerhays ins Feld rückten. Doch trotz Sonderstatus und hohem Prestige ist das Feld heute nicht mehr so hochklassig wie es einst war. Lediglich ein Spieler aus den Top 10 der Welt ist in diesem Jahr am Start, auch weil das Colonial zu einer Zeit im Jahr liegt, in der die Europäer lieber in der Heimat aufteen. So gibt es in der gesamten Geschichte des Turniers auch nur einen Sieger aus Europa: Sergio Garcia im Jahr 2001.

Der Platz
Abgesehen vom Masters gibt es keinen Austragungsort im PGA-Tour-Kalender, der auf eine längere Tradition zurückblicken kann als der Colonial Country Club im texanischen Fort Worth. Der 1936 von John Bredemus gestaltete Platz taucht regelmäßig im Ranking der besten US-Plätze auf, 2009 landete er beim Golf Magazine beispielsweise auf Platz 77. Das größte Prestige genoß er allerdings früher. 1941 gewann Craig Wood hier die U.S. Open, 1975 war er Austragungsort der zweiten Players Championship. Danach trugen 1991 nur noch die Damen ihre U.S. Open aus. Größere Schlagzeilen machte eine Frau aber beim regulären PGA Tour Stop: 2003 versuchte sich Annika Sörenstam hier gegen die männliche Konkurrenz, verpasste aber den Cut. Dass sie es ausgerechnet hier versuchte könnte daran liegen, dass der Platz sich fast noch genauso lang wie 1946 spielt. Damals war er 7035 Yards lang, heute ist er nur 19 Yards länger – wobei er mittlerweile auch als Par 70 gespielt wird. Doch selbst so zählt er zu den leichteren Plätzen auf der PGA Tour wovon auch der bisher sechs Mal gespielte Platzrekord von 61 Schlägen zeugt. Der Colonial Country Club ist zwar ein Privatclub, aber wenn man höflich fragt, soll man auch dort als Nicht-Mitglied eine Spielmöglichkeit erhalten – für ungefähr 140 Euro.

Die Favoriten
Der Australier Jason Day hat seit dem Masters kein Turnier schlechter als auf dem 9.Platz beendet und muss deshalb als einer der heißesten Sieganwärter gelten – sogar noch vor Titelverteidiger Zach Johnson, obwohl dieser zuletzt auch starke Ergebnisse lieferte. Ein anderer Anwärter auf einen Spitzenplatz ist Days Landsmann Matt Jones, der zuletzt immer für die Top 20 gut war und 2010 beim Colonial immerhin auf Platz 13 landete. Als echter Spezialist für diesen Platz erwies sich die letzten Jahre Ben Crane – allerdings war dies auch bei der Players der Fall und er konnte es nicht in ein Top-Ergebnis umwandeln. Ebenfalls als Horse for the Course empfehlen sich Scott Verplank, Pat Perez und Jeff Overton (2010 Platz 3, 2009 Platz 13). Bei Sergio Garcia liegt der Erfolg zwar schon etwas zurück, aber aufgrund seiner zuletzt steigenden Form muss man ihn ebenso auf der Rechnung haben wie den Beinahe-Vorwochensieger David Toms. Und als großen Geheimtipp würde ich den Vorjahresfünften Bryce Molder ins Rennen werfen.

Volvo Match Play (European Tour, 19.5.-22.5.)

Die Turniergeschichte
Lange bevor es das Accenture Match Play gab, fand in Europa ein eigenes Match Play Event statt: die World Match Play Championship. 1964 wurde sie von dem mächtigen Spieleragenten Mark McCormack, dem Erfinder der Weltrangliste, als eine Art Schaukampf gegründet mit dem er die von ihm betreuten Spieler populärer machen wollte. Das erste Feld bestand aus acht Spielern (Peter Butler, Neil Coles, Bruce Devlin, Tony Lema, Jack Nicklaus, Arnold Palmer, Gary Player und Ken Venturi), die sich in Wentworth drei Runden über 36 Loch lieferten. Am Ende behielt Arnold Palmer gegen Neil Coles die Oberhand. Seither wurde das Format vielfach geändert. Lange Zeit wurden 12 Spieler eingeladen von denen vier in der ersten Runde ein Freilos erhielten. Obwohl nie ein offiziell von einer der Touren unterstütztes Turnier, fand das Showevent großen Zuspruch bei den Stars. Gary Player und Seve Ballesteros gewannen fünf Mal (wobei Ballesteros zwei Mal im Finale Bernhard Langer den Sieg verwehrte), Greg Norman und Ian Woosnam trugen sich drei Mal in die Siegerliste ein und Nick Faldo war genau wie Hale Irwin und Debütsieger Palmer zwei Mal erfolgreich. Dann trat 1999 in den USA das Konkurrenz-Matchplay-Turnier an und lockte mit Weltranglistenpunkten und einem deutlich höheren Preisgeld. Um nicht völlig irrelevant zu werden, wurde der europäische Gegegnpart 2004 in den Kalender der European Tour aufgenommen und angelte sich einen Sponsor, der das Preisgeld deutlich aufstockte. Ein Segen vor allen Dingen für Ernie Els, der zwei seiner ingesamt sieben (!) Siege bei diesem Event unter den deutlich profitableren Bedingungen feierte. Nachdem sich Sponsor HSBC jedoch 2007 vom Acker machte, stand man plötzlich ohne Finanzierung da und setzte 2008 aus. Seit 2009 bringt nun der schwedische Autobauer Volvo das Kleingeld für das Turnier auf, das gleichzeitig auch von Wentworth nach Spanien wanderte. Dennoch flog das Turnier 2010 aufgrund von Terminierungsproblemen aus dem Spielplan. Diese wurden 2011 mit der Expansion der European Tour und der Verlegung des Turniers von Oktober auf Mai beigelegt wodurch es nun wieder ein jährliches Event werden soll. Nach dem aktuell, erneut geänderten, Format treten 24 Spieler in acht 3er-Gruppen an. Die zwei Gruppenersten qualifizieren sich für das Achtelfinale ab dem es im K.O.-System weitergeht. So kann es zu dem bizarren Fall kommen, dass jemand trotz einer Niederlage den Jackpot abräumtn.

Der Platz
Nach über 40 Jahren in der Heimat der European Tour zog die World Match Play Championship 2009 in den Finca Cortesin Golf Club um. 2006 wurde der Platz von Cabell Robinson in der Nähe von Malaga erbaut und erstreckt sich über eine Länge von 6750 Meter. Nominell ist er ein Par 72, wobei dies beim Match Play natürlich nicht ins Spiel kommt. Wer einmal in der Nähe ist und sich eine Runde gönnen will, ist mit 140 Euro Greenfee dabei.

Die Favoriten
Auf der European Tour Seite wird es als Elitefeld hochgejubelt und auch in den Weltranglistenpunkten wird dies reflektiert, doch im Grunde genommen ist es vermutlich eines der am leichtesten zu gewinnenden Turniere des Jahres. Da wäre zum Einen das Mini-Feld von 24 Spielern, das auch noch von Spielern aufgefüllt wird, die man gelinde gesagt als Fallobst bezeichnen kann. Nehmen wir einfach mal das Beispiel Martin Kaymer. In der Gruppenphase tritt er gegen Noh Seung-yul an, dem er bereits beim Accenture Match Play einen Arschtritt verpasste und der derzeit nicht mal mehr auf der asiatischen Tour gute Ergebnisse einfährt. Gewinnt er dies, kann er gegen Y.E. Yang vermutlich machen was er will und steht bereits im Achtelfinale. Mit ein wenig Losglück kann jemand bis zum Halbfinale kommen und nicht einmal gegen einen Top-Spieler antreten. Bizarr auch, dass aufgrund der 3er Gruppen einige Spieler zwei Mal am Freitag ran müssen während andere die Belastung auf Donnerstag und Freitag aufteilen dürfen. Diesen Luxus erhalten natürlich die Favoriten wie Luke Donald und Martin Kayer, damit ja auch kein Außenseiter in die K.O.-Runde kommt. Neben den Accenture-Finalteilnehmern sind die üblichen Matchplay-Asse als Favoriten zu nennen: Paul Casey, Ian Poulter und Y.E. Yang. Hinzu kommen Titelverteidiger Ross Fisher und Ryan Moore, wobei diese aber die Gruppe mit Luke Donald erwischten. Das heißt einer der Besseren wird auf jeden Fall früh die Segel streichen.

Madeira Islands Open (European Tour / Challenge Tour, 19.5.-22.5.)

Die Turniergeschichte
Die Madeira Islands Open hat lange Zeit die European-Tour-Saison eröffnet. Bei ihrer ersten Austragung 1993 war sie das allerste Turnier der Saison, später dann eröffnete es das Treiben auf dem europäischen Kontinent. Ohnehin aufgrund seines geringen Preisgeldes nicht die begehrteste Adresse für die Profis (die bekanntesten Sieger sind Niclas Fasth und Bradley Dredge), erfuhr das portugiesische Turnier 2011 noch eine zusätzliche Abwertung. Als Gegenevent zur World Match Play Championship fällt es in der medialen Berichterstattung auf die Bedeutung eines Challenge-Tour-Events zurück. Da ist es nur passend, dass es mit der Challenge Tour co-sanktioniert wird. Einen gewissen Grad an Bedeutung erhält es allerdings dadurch, dass es in diesem Jahr das letzte Turnier vor dem ersten Re-Ranking der Kategorie 11 ist – und damit die finale Chance für die darin gefangenen Spieler, sich eine bessere Ausgangslage für den Rest der Saison zu verschaffen.

Der Platz
Bis 2008 fand das Turnier im Santo da Serra Golf Club statt. Im Jahr 2009 zog es auf den von Severiano Ballesteros gestalteten Porto Santo Golfe um. Das 2004 eröffnete, 6442 Meter lange, Par 72 bietet von den Basaltklippen prächtige Ausblicke auf den Atlantik und beinhaltet ein spektakuläres, 175 Meter langes Par 3, das einen Hauch von Pebble Beach verströmt. Für dieses Loch und die zwei ähnlich aufregenden Bahnen, die folgen lohnen sich die 70 Euro Greenfee allemal.

Die Favoriten
Normalerweise kehren Titelverteidiger an den Ort ihres Triumphes zurück. In diesem Fall hoffen sie es nicht mehr zu müssen, weil es als Alternativ-Event fast ein Eingeständnis des eigenen Scheiterns ist. Und so sucht man die Sieger der letzten zwei Jahre auch vergeblich im Starterfeld. Überhaupt gab es aufgrund der Terminänderung und des Zusammenlegens mit der Challenge Tour eine große Umwälzung im Feld. Einer der wenigen mit Erfahrung auf dem Platz ist Robert Dinwiddie, der letztes Jahr den 13. Platz belegte. Noch besser machte es Stuart Manley, der 2010 auf dem 9.Platz landete. Als großen Favoriten muss man allerdings Carlos del Moral sehen. Der war zwar 2010 nur 32. bei diesem Turnier, macht aber bis dato das meiste aus seiner Kategorie 11 und könnte hier groß auftrumpfen. Das schwächere Feld führt übrigens dazu, dass Bernd Ritthammer und Maximilian Kieffer zu einem seltenen European-Tour-Start kommen. Man sollte aber keine großen Hoffnungen hegen.

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6 Kommentare »

  • Schotte said:

    Nur spielt Kaymer leider zuerst gegen Yang, von daher wird das Ergebnis wohl doch nicht ganz so unwichtig. Und gerade beim Matchplay von “besseren” und “schlechteren” Spielern zu sprechen, ist doch wohl sehr trügerisch, da kann man nicht so unbedingt nach der Weltranglistenposition gehen. Diese Erfahrung hat ja auch gerade Kaymer bereits des öfteren gemacht …

    • Volvo World Match Play Championship: Battle Royal | golfnerd said:

      [...] kann unterschiedlicher Ansicht über das Teilnehmerfeld der World Matchplay Championship sein. Der Linksgolfer spricht von Fallobst, ich sehe das etwas anders. Fakt ist, dass sechs der derzeit zehn besten Golfer der Welt in Spanien [...]

      • Crowne Plaza Invitational: Männer ohne Nerven und Hosen | golfnerd said:

        [...] Wie immer empfehle ich einen Sprung zur Preview des Linksgolfers! [...]

        • Eisbaer73 said:

          Habe gestern nachmittag SKY Golf geschaut. Was Irek Myskow sich da gestern zusammengebrabbelt hat war an Inkompetenz nicht mehr zu überbieten. Nicht nur das er dauernd Dummes Zeug redet, nein, gestern hat er noch nicht einmal erkannt, dass Jiminez und Edfors und Schwartzel zum Playoff antreten mussten, weil angeblich der Ergebnisdienst nicht funktioniert. Komisch, bei mir funktionierte der hervorragend und die Bilder des Fernsehens zu interpretieren ist auch nicht so schwer. Ich kann nur sagen: Bleib lieber bei Deinen Interviews oder bei Taylor Made. Als Kommentator ziehe ich dann doch (notgedrungen) Knauss und Grosser vor. Der Beste von Sky (Biernath) wird ja leider bei den größeren Turnieren nur selten eingesetzt.

          • Darky said:

            Hallo Linksgolfer,

            klitzekleine Klugscheißerei:
            Bekannt als “Hogan´s Alley” ist der Riviera Country Club at Pacific Palisades, nicht Colonial

            • Linksgolfer (author) said:

              Darky,

              es gibt tatsächlich zwei Hogan’s Alleys :)

              http://golf.about.com/od/historyofgolf/f/hogansalley.htm

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