Tour Inside: AT&T National und Open de France
AT&T National (PGA Tour, 30.6.-3.7.)
Die Turniergeschichte
Das Turnier von Tiger Woods hat eine sehr junge Geschichte. Erst zum fünften Mal findet es in diesem Jahr statt, der Hausherr selber war dabei allerdings nur drei Mal am Start. Woods hatte schon längere Zeit – gemeinsam mit seinem Vater Earl – geplant, nach dem Vorbild von Byron Nelson, Arnold Palmer und Tiger Woods ein Turnier auf der PGA Tour zu veranstalten. Die Chance eröffnete sich jedoch erst nach Earl Tod, als das International in Denver (das einzige nach einem modifizierten Stableford-System ausgetragene Event) 2007 nicht mehr in der Lage war, einen Titelsponsor aufzubringen. Am 7.März 2007 gab Woods offiziell bekannt, dass sein Turnier den freigewordenen Platz im Turnierkalender einnimmt und in der ersten Juli-Woche stattfindet, dem “Independence Day”-Wochenende und damit dem höchsten Feiertag der USA. Entsprechend gab Woods bekannt, dass Militärangehörige keinen Eintritt bei diesem Turnier zahlen müssen. Wie auch die Turniere der anderen Golflegenden, genießt auch das AT&T National besondere Privilegien bei der Zusammenstellung des Feldes. Mit dem Status eines Einladungsturniers ausgestattet muss sich das Event nicht an die üblichen Exemptions halten und kann mit einem etwa 20% kleineren Feld von 120 Spielern arbeiten.
Der Platz
Rein formal ist das AT&T National ein neues Turnier, geographisch könnte man es aber als Nachfolger der Booz Allen Classic bezeichnen, die bis 2006 in der Gegend um Washington abgehalten wurde. Sie begann ihre Existenz auf dem Congressional Country Club, genau wie nach ihr auch das AT&T National. Doch letztes und in diesem Jahr musste ein Ausweichort gefunden werden, schließlich fand im Congressional CC vor 14 Tagen die U.S. Open statt. Man entschied sich für den Aronimink Golf Club in Pennsylvania, der ebenfalls Major-Erfahrung hat. 1962 gewann Gary Player hier die PGA Championship. Da hatte der von Donald Ross erbaute Platz bereits 34 Jahre auf dem Buckel. Obwohl 2000 noch einmal in größerem Umfang Hand angelegt wurde, ist das 7237 Yards lange Par 70 prinzipiell unverändert – und dennoch eine der größten Herausforderungen, die die Profis in der Saison zu bewältigen haben (Justin Rose hält mit einer 64 den Platzrekord). Und eine Herausforderung, die den meisten normalen Golfern vorenthalten bleibt, da es sich um einen Privatclub handelt. Wer jedoch gute Connections hat, soll ihn für etwa 125 Euro spielen können.
Die Favoriten
Aufgrund des Umzuges kann man nur das vergangene Jahr als Referenz heranziehen, was es entsprechend schwierig macht, echte Favoriten herauszukristallisieren. Die Top 10 im Vorjahr bestand aus Justin Rose, Ryan Moore, Jeff Overton, Charlie Wi, J.B. Holmes, Carl Pettersson, Marc Leishman, Nick Watney, Vijay Singh und Jason Day. Und außer Day sind auch alle wieder am Start. Die reizvollste Option scheinen dabei Ryan Moore und Jeff Overton zu sein, die zuletzt gute Leistungen zeigten sowie natürlich mal wieder Nick Watney. Eine spannende Option könnten auch die beiden Amateure im Feld sein, Peter Uihlein und Patrick Cantlay. Der große Geheimtipp in dieser Woche heißt aber Bryce Molder.
Open de France (European Tour, 30.6.-3.7.)
Die Turniergeschichte
Die Open de France ist das prestigeträchtigste Turnier auf dem europäischen Festland. Dies liegt zum Einen an ihrem Alter (die Tradition geht bis ins Jahr 1906 zurück), zum Anderen an der ehrfurchteinflößenden Siegerliste. Nicht nur die gesamte europäische Elite von Langer über Ballesteros bis Faldo und Kaymer war bereits siegreich, selbst US-Legenden wie Walter Hagen und Byron Nelson verließen Frankreich siegreich. Nur Arnold Palmer war kein Sieg vergönnt. Auch weil er 1960 wieder nach Hause geschickt wurde, weil er vergessen hatte das Anmeldeformular auszufüllen. Mit je vier Siegen gehören Seve Ballesteros und Local Hero Arnaud Massy zu den größten Legenden des Turniers. Doch als Rekordsieger hat sich ein relativ Unbekannter seinen Platz in den Annalen gesichert. Der Engländer Aubrey Boomer war zwischen 1921 und 1931 insgesamt fünf Mal siegreich. Obwohl das Preisgeld seit 2009 um eine Million Euro gestrichen wurde, gehört die Open de France noch immer zu den höchstdotierten regulären Turnieren auf der European Tour und bietet darüber hinaus allen Teilnehmern einen zusätzlichen Anreiz: Der bestplatzierte Spieler in den Top 5, der noch nicht für die Open Championship qualifiziert ist, erhält ein Ticket für Royal St. George’s.
Der Platz
Vor wenigen Wochen war Le Golf National in aller Munde als bekannt gegeben wurde, dass der Platz vor den Toren Paris im Jahr 2018 den Ryder Cup beherbergen wird. 1990 erbaute Hubert Chesneau den Kurs im Auftrag des französischen Golfverbandes mit dem Ziel dort permanent die Open de France auszutragen, die zuvor schon unzählige Plätze in Frankreich besucht hatte – angefangen beim ersten Austragungsort La Boulie. Das Vorbild war natürlich das Modell TPC Sawgrass, der am Hauptquartier der PGA Tour entstand. Und auch beim Design gibt es Gemeinsamkeiten: dominierendes Element ist das Wasser und an vielen Löchern wurden die zuschauerfreundlichen Prinzipien des Stadiongolfs angewendet. Allerdings kostet es nur ein Drittel dieses 6675 Meter lange Par 71 zu spielen: 120 Euro am Wochenende, 80 Euro mittwochs. Wobei sich diese Tarife deutlich heben dürften je näher der Ryder Cup rückt. Sportlich ist der Albatross-Platz (es gibt auch noch den Eagle-Kurs und den 9-Loch-Sparrow-Course) durchaus eine Herausforderung. Seit 2005 hat der Platzrekord von Edouard Romero Bestand, der eine 62 spielte.
Die Favoriten
Pablo Larrazabal kommt nicht nur mit Rückenwind von seinem Sieg in München, er gewann auch noch 2008 die Open de France. Wenn er nicht zuviel gefeiert hat, sollte er als Mitfavorit gelten. Ebenso wie sein Nachfolger in den Siegerlisten, Martin Kaymer, der zudem als Weltranglistenbester in das Turnier geht. Ob der große US-Einkauf Bubba Watson dagegen gut auf dem Platz zurechtkommt, darf bezweifelt werden. Neben den sonstigen üblichen Favoriten auf der European Tour, Titelverteidiger Miguel-Angel Jimenez, der Vorjahreszweite Francesco Molinari und dessen Landsmann Matteo Manassero, gehört auch die gesamte Hansen/Hanson-Fraktion zu den Spielern, die auf dieser Anlage gut zurechtkommen. Allen voran Peter Hanson, der hier die letzten zwei Jahre Platz 4 und 6 belegt hat. Wer aber eine gute Wettquote haben will, sollte einen Euro auf Graeme Storm setzen. Seine Ergebnisse seit 2007: 1., 21., 13. und 11.

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