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Week in Review: Ausgabe 28/2011

25 Juli 2011 385 views 4 Kommentare

Wichtige Ankündigung

Sehr geehrte Damen und Herren. Hiermit möchte ich bekannt geben, dass der Monatsknopf-Gewinner im Golfclub Hintertupfingen ab sofort offiziell als Major-Sieger gilt. Wie? Das kann ich nicht einfach so festlegen? Erzählen Sie das mal Mike Whan. Der LPGA-Chef deklarierte vor dem Beginn des diesjährigen Evian Masters, dass das hochdotierte Turnier in Frankreich ab 2013 offiziell als fünftes Major der LPGA-Tour gezählt wird. Ein einmaliger Vorgang mit dem die LPGA-Tour leider einmal mehr zeigt, wie irrelevant sie aktuell ist. Schließlich würden es PGA- oder European Tour nie offiziell wagen ein x-beliebiges Turnier als Major zu deklarieren nur weil es hoch dotiert und gut besetzt ist. Ein Major-Status muss wachsen und kann nicht einfach so oktroyiert werden wie die Beispiele des Masters (erfolgreich) und der Players Championship (nicht erfolgreich) zeigen. Auf der LPGA Tour scheint es hingegen zu reichen, dass ein Sponsor genügend Geld in die Hand nimmt.

Foley Follies

Es ist kein gutes Jahr für Sean Foley. Erst verließ ihn sein einstiger Vorzeigeschüler Aaron Baddeley und kehrte kurz danach auf die Gewinnerspur zurück. Dann schien die von Foley propagierte Stack&Tilt-Methode bei seinem neuen Star-Eleven Tiger Woods nicht zu fruchten. Schon bevor ihn eine Verletzung weiter zurückwarf, steckte der ehemalige Dominator des Golfsports in der größten Krise seiner Karriere. Und jetzt auch noch das: Im Mai strich Sean O’Hair nach fünf verpassten Cuts in Serie die Segel und trennte sich von Foley. Knapp drei Monate später reckte der Amerikaner nach seinem Playoff-Sieg bei der Canadian Open wieder eine Trophäe in die Höhe. Eine Bilanz, die sicherlich auch Woods ins Grübeln bringen wird, wenn er wieder ins Training einsteigt. Zumal die drei anderen Spieler aus dem Stall Foley – Justin Rose, Hunter Mahan und Stephen Ames – seit fast einem Jahr auf einen Titel warten.

Ein Major für Lefty

Die Fraktion der Linkshand-Golfer hat einen neuen Major-Sieger. Zwar nur bei der Ü-50-Fraktion, aber immerhin: Der Amerikaner Russ Cochran setzte sich als erster Lefty seit Sir Bob Charles 1993 bei der Senior Open Championship in Walton Heath vor Mark Calcavecchia und Tom Watson durch. Für die Deutsche Presse Agentur offenbar völlig überraschend. Schließlich ließ sie verbreiten “Für ihn war es erst der fünfte Start auf der European Seniors Tour”. Für einen Spieler, der auf der amerikanischen Champions Tour seinen Lebensunterhalt verdient allerdings dann doch nicht sooo überraschend. Ebensogut hätte die dpa letztes Jahr titeln können, Bernhard Langers Sieg bei der Seniors Open sei sein dritter Titel im erst zehnten Start auf der European Seniors Tour gewesen. Für Eingeweihte kam der Erfolg von Cochran allerdings weniger überraschend – kaum einer hat in den letzten Jahren eine bessere Bilanz bei den Senioren. Bei 50 Karriere-Starts auf der Champions Tour verpasste Cochran nicht einmal den Cut und landete im Schnitt bei jedem zweiten Versuch in den Top 10. Noch beeindruckender ist nur seine 2011er Bilanz. In seinen neun Starts war sein schlechtestes Ergebnis ein zwölfter Platz.

Die Runde der Woche

Vergessen wir PGA-, European-, Nationwide-, Challenge- und alle sonstigen Touren. Die Traumrunde der Woche gelang dem ehemaligen PGA-Tour-Sieger Bob Dickson. Wie die Florida Times Union berichtet spielte der 67-Jährige auf dem Stadium Course von TPC Sawgrass eine sensationelle 66, die ein Albatross auf dem zweiten Loch und ein Hole in One auf dem achten Loch beinhaltete. Unter den bezeugenden Augen einer Gruppe von Privatinvestoren spielte Dickson zum fünften Mal in seinem Leben sein Alter oder besser – und das alles mit einem alten Ball, den er eine Woche zuvor im Rough gefunden hatte.

Vom Winde verwehrt

Es war kein Zuckerschlecken am Sonntag im Norden Europas Golf zu spielen. Und das sage ich nicht nur als Ausrede, weil ich auf dem WinstonLinks eine 101 gekegelt habe. Wie stark es gewindet hat, illustrieren am Besten die Ergebnisse vom Scandinavian Masters in Schweden wo der schwächste Spieler auch nur zehn Schlage besser war als ich. Nicht nur, dass Alexander Noren trotz einer 77 zu keiner Zeit in Gefahr war, seine 11-Schläge-Führung abzugeben – er schlug sich sogar noch verhältnismäßig gut. Im Durchschnitt kamen alle Spieler auf 78,6 Schläge für die Finalrunde. Besonders das von Wasser umsäumte 17.Grün erwies sich als Killer. Im Schnitt 4,32 Schläge brauchte das 65 Mann starke Feld am Sonntag für das Par 3. Lediglich drei Birdies wurden erzielt, demgegenüber standen u.a. fünf Triple-Bogey, vier Quadruple-Bogeys, eine Acht von James Kingston, zwei Neunen von Marcus Fraser und Christian Nilsson sowie eine 11 von Steve Webster und als Krönung eine 12 von Fredrik Andersson Hed.

Kurzhaarschnitt

Was waren die Kanadier nicht stolz zu Beginn der Woche. Liebevoll hatten sie ihr Rough gedüngt, gehegt und gepflegt bis es so undurchdringlich wurde, dass selbst die U.S. Open Veranstalter vor Neid erblassten. Schließlich sollte keiner dieser lächerlichen Profis daherkommen und ihren schönen, ach so wichtigen Platzrekord in Grund und Boden spielen. Doch wieder einmal bewies sich, dass Rough die einfallsloseste Verteidigung eines Golfplatzes ist. Weil selbst die stärksten Golfer nur noch raushacken konnten statt kreative Rettungsschläge durchzuführen, blieben die Ergebnisse hoch dafür aber das Vergnügen bei den Zuschauern ganz unten. Bezeichnend, dass das Playoff mit einem Bogey gewonnen wurde nachdem Sean O’Hair nur mit einem Pitching Wedge aus dem Rough vorlegen konnte. Und das obwohl zu dieser Zeit selbst die Veranstalter schon ihr Irren eingesehen hatten nachdem Local Hero Mike Weir in der zweiten Runde zurückzog. “Ich konnte am Freitag morgen nicht mal mehr eine Flasche öffnen nachdem ich aus diesem Rough geschlagen hatte. Ich möchte nicht, dass es wieder eine schlimme Verletzung wird”, erklärte der Kanadier und versetzte den Veranstaltern damit einen Schlag ins Gesicht. Kurzerhand trimmte man das Rough vor dem Wochenende um 2,5cm (oder 1/4 seiner Länge) auf 7,5cm.

Daly News

Packt die Clownshosen aus, John Daly startet sein Comeback. Mit seinem neunten Platz bei der Canadian Open schaffte Big John sein erstes Top-20-Ergebnis seit vier Jahren bzw. sein erstes Top-10-Ergebnis seit sechs Jahren. Wasser auf die Mühlen seiner vielen Fans, die dem Exzentriker über all seine Exzesse hinweg treu geblieben sind (und sich gleichzeitig auf Tiger Woods stürzen). Doch die Daly-Jünger sollten ihre Hoffnungen nicht allzu hoch schrauben. Von der Rückeroberung der Tourkarte ist Daly noch meilenweit entfernt, und die Top-10-Platzierung scheint eher ein Zufallsprodukt aufgrund der Platzbedingungen und des Roughs gewesen zu sein als ein Zeichen für eine Trendwende. Denn solange Daly seine eklatante Puttschwäche nicht überwindet, wird er nie wieder ein Wort mitreden.

Amateure, alles Amateure

Vor diesem Jahr gewann nur ein einziger Amateur ein Nationwide-Tour-Turnier. Jetzt sind es schon drei. Harris English folgte mit seinem Sieg beim Nationwide Children’s Hospital Invitational in den Fußstapfen seines Uni-Kameraden Russell Henley, der im Mai die Stadion Classic gewann. Die beiden 22-Jährigen besuchen derzeit die University of Georgia, wo sie dieses Jahr im Finale der nationalen College-Meisterschaft an Augusta State scheiterten. Das Bizarre daran: Im individuellen Ranking der College-Spieler belegen die beiden Bulldogs gerade Mal die Plätze 22 und 39. John Peterson, der diese Woche den zweiten Platz hinter English belegte, ist aktuell 13. Insofern wirkt die euphorisierte Aussage der beiden, die Top 30 College Golfer könnten locker mit den Top 30 PGA-Tour-Golfern mithalten, zwar überheblich aber verständlicher.
Am meisten über den Erfolg der beiden Amateure freute sich übrigens Kyle Reifers. Der belegte beim Nationwide Children’s Hospital Invitational den geteilten zweiten Platz, der ihm 70.400 Dollar eingebracht hätte. Doch weil die Amateure rausgerechnet werden, erhielt er das Sieger-Preisgeld in Höhe von 144.000 Dollar, das ihn auf Platz 5 (statt 16) im Nationwide-Tour-Ranking katapultierte und die PGA-Tourkarte für 2012 so gut wie sicherte.

Benjamin Hebert schafft den zweiten Cut in Folge

Golf ist schon ein seltsamer Sport. Der jüngste Beweis für diese Aussage: der Franzose Benjamin Hebert. Fünf Cuts in Folge hatte er verpasst, als er ein zweiwöchiges Techniktraining in der Heimat einschob. Die kleine Schwungkorrektur hatte ungeahnte Folgen. Aus dem Nichts gewann er letztes Wochenende die Credit Suisse Challenge und jetzt, sieben Tage später, legte er mit der English Challenge gleich seinen zweiten Titel nach und steht kurz vor dem Sprung auf die European Tour. Es ist das erste Mal seit 2007, dass ein Spieler zwei Challenge-Tour-Turniere in Folge gewann. Damals waren Iain Pyman und Robert Dinwiddie erfolgreich. Bei der Norwegian Challenge vom 11.-14.August hat Hebert jetzt die Chance Geschichte zu schreiben: Noch nie gelangen einem Challenge-Tour-Spieler drei Siege in Folge – was für den Franzosen gleichbedeutend mit der sofortigen Beförderung auf die European Tour wäre.

Die 10 heißesten Golfer auf dem Planeten

Nach einem Major geht es traditionell etwas ruhig zu. Lediglich vier aus den Top 10 waren im Einsatz. Während Matt Kuchar nach erneut verpasstem Cut nur aufgrund fehlender Alternativen diese Woche noch nicht aus den Top 10 fiel, machte Dustin Johnson nach eine erneut überzeugenden Auftritt beim Scandinavian Masters einen kräftigen Sprung nach oben. Luke Donald enttäuschte mit Platz 17 in Kanada für seine Möglichkeiten ein wenig. Seine Gesamt-Bilanz der letzten Monate ist aber noch zu gut um ihn hinter Steve Stricker zurückfallen zu lassen.

  1. Rory McIlroy (-)
  2. Luke Donald (-)
  3. Steve Stricker (-)
  4. Lee Westwood (-)
  5. Dustin Johnson (+4)
  6. Charl Schwartzel (-1)
  7. Jason Day (-1)
  8. Sergio Garcia (-1)
  9. Charles Howell III (+1)
  10. Matt Kuchar (-2)

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4 Kommentare »

  • Kiki said:

    1. Zum 5. Major der LPGA: Let’s face it, die Machoriege wird die LPGA niemals ernst nehmen, egal wie viele Majorturniere es dort gibt. Hauptsache die Mädels sehen aus wie Lorena statt wie Laura. Diese Tour kämpft ums Überleben und da sind alle Mittel erlaubt – und es gibt weitaus schlechtere Turniere als die Evian Masters.

    2. Canadian Rough: Ich sage nur „Fairways and Greens!“. Wer so blöd ist und meint, er bombt alles platt mit seinen Weiten und das sollte reichen, der hat eben leider Pech gehabt in dieser Woche. Ich für meinen Teil hatte großen Spaß am Zuschauen, mehr als sonst bei den öden Targetgolfplätzen, die sonst gespielt werden. Und daß

    3. John Daly als der original „grip it and rip it“ Bomber so intelligent und gut gespielt hat, daß er oben mitgemischt hat – nun, ich freue mich für ihn. Sein Kurzspiel war immer ausgezeichnet (was ja gerne mal unter den Tisch fällt) und das mit dem Putten kriegt er auch noch wieder hin. Dazu muß man kein Tigerhasser sein (mit dem man vielleicht etwas mehr Empathie hätte, wenn er Dalys Eier hätte und zu seinem Lebenswandel stünde statt den Saubermann zu geben und rumzuhuren, während er Familienfotos mit Kind und Hund publizieren lässt).

    4.

    • Linksgolfer (author) said:

      zu 2) Rough fördert mehr Zufallssieger als alles andere. Dass es gerade Spieler übermäßig bevorteilt ist eine der größten Legenden im Profigolf. Weil auch die geradesten öfter im Rough liegen und dabei extreme Nachteile haben weil sie aufgrund ihrer Schwäche noch öfter nur raushacken können als lange Spieler. Das einzige was Rough macht, ist die Kreativität aus dem Spiel nehmen, da Rettungsschläge eliminiert werden. Seve Ballesteros wäre mit solchen Setups nie zu so einer Legende geworden weil er sich gerade durch diese Rettungsschläge unsterblich gemacht hat.

      Die Top 10 der Canadian Open sind diese Saison über in der Driving Accuracy (Drive Länge) auf den Plätzen 142 (81), 68 (140), 133 (47), 79 (101), 59 (136), 167 (9), 65 (29), 83 (61), 56 (123), 169 (12), also eher ausgeglichen zwischen den beiden Statistiken bzw. sogar leichte Vorteile für die Longhitter.
      Schaut man sich die Accuracy für das Turnier an, hat der genaueste, Joe Durant, mit 79% Fairwaytreffern Platz 56 belegt. Der Längste, Scott Piercy, mit 308 Yards Platz 6. Insgesamt waren vorne zwar einige dabei, die bei den Fairwaytreffern vorne lagen (Blanks, Austin) aber deutlich mehr von den Längsten des Turniers.
      Und was das intelligente Spiel von Daly angeht: Er war 2. in Driving Distance und hat gerade mal 55% der Fairways getroffen. Wenn noch mehr Turniere in die Roughfalle gehen, kann Daly vielleicht wirklich noch mal ein Comeback schaffen

      • Buckelwal said:

        @Linksgolfer

        Woher hast Du die Statistiken für das Turnier? Wenn ich im Leaderboard hinter dem jeweiligen Spielernamen “info” und dann “player stats” anklicke habe ich zB unter den Top30 schon 5 Spieler die einen höheren “Driving Distance”-Wert haben als Daly.

        Grundsätzlich kann ich Deinen Bemerkungen aber nur zustimmen.

        • Linksgolfer (author) said:

          Unter dem Info-Button sind glaube ich nur die für die letzte Runde. Wenn Du den Spielernamen anklickst erhältst Du die Scorekarte aller vier Runden und unten stehen die gesammelten Statistiken, gleich zusammen mit den Platzierungen.

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