Tour Inside: Greenbrier Classic & Irish Open
Greenbrier Classic (PGA Tour, 28.7.-31.7.)
Die Turniergeschichte
Die Greenbrier Classic hat einen undankbaren Job, trat sie doch an die Stelle eines der langlebigsten und beliebtesten Turniere auf der PGA Tour, der Buick Open. Doch gleich im ersten Jahr schrieb sie selber Golfgeschichte als Stuart Appleby durch eine 59er Schlussrunde mit einem Schlag Vorsprung gewann. Für West Virginia ist die Greenbrier Classic ein ganz besonderes Turnier. Zwar gab es bereits ein hochdotiertes Nationwide Event in dem US-Bundesstaat, doch die richtig guten Jungs spielten das letzte Mal 72 Jahre zuvor im Mountain State. Im November 1938 gewann der einheimische Sam Snead das White Sulphur Open Golf Tournament mit zwei Schlägen Vorsprung vor Ky Laffoon.
Dass die PGA Tour überhaupt zurückkehrte, ist dem Kohlemagnaten Jim Justice zu verdanken, der 2009 für 20 Millionen Dollar die nicht nur bei den U.S. Präsidenten beliebte Golfdestination (Eisenhower ließ hier sogar einen riesigen Bunker für seine gesamte Regierung bauen, der heute als Museum dient) aus der Insolvenz rettete. Den Platz im Terminkalender sicherte er sich mit viel Überzeugungskraft, viel Geld und guten Beziehungen: Slugger White, Regelpapst der PGA Tour, war in der Highschool im gleichen Golfteam wie Jim Justice.
Der Platz
Greenbrier hat eine große Tradition in der Ausrichtung von golferischen Großereignissen. 1979 wurde hier der Ryder Cup ausgetragen, 1994 der Solheim Cup. Allerdings fand dies auf dem 1924 erbauten Greenbrier Course statt. Der stand zwar kurzzeitig auch für die Greenbrier Classic zur Wahl, doch dann entschied sich die PGA Tour für den von Charles Blair Macdonald erbauten, zehn Jahre älteren, Old White Course. Wie so oft bei Macdonald empfand er auch hier einige Löcher berühmten Vorbildern nach: Bahn 15 ist beispielsweise dem Eden Hole (Loch 11) des Old Courses von St. Andrews nachempfunden. All dies gefiel der PGA Tour so gut, dass der Old White seit diesem Frühjahr unter dem TPC-Logo firmieren darf. Allerdings erinnert 2011 nicht mehr viel an den Platz vom Vorjahr. Eingeschüchtert durch die niedrigen Scores wurden der bereits 2006 redesignte Platz noch mal massiv verändert. Schmalere Fairways, mehr Bunker und vor allen Dingen völlig neue, härtere und welligere Grüns werden eine zweite 59 auf dem 7229 Yard langen Par 70 wohl unmöglich machen. Wer es dennoch versuchen will: Zwischen 200 und 225 Euro darf man für eine Runde auf den Tisch legen. Dafür kann man vielleicht aber auch einer echten Legende über den Weg laufen. Seit 2005 ist Tom Watson hier der Club Professional, allerdings im emeritieren Status wie vor ihm auch schon von 1994 bis 2002 Sam Snead.
Die Favoriten
Den Punkt Kurshistorie kann man in diesem Jahr getrost vergessen. Erst einmal fand hier ein Turnier statt und seither wurde wie erwähnt kräftig am Platz gefeilt. Titelverteidiger Stuart Appleby kann somit höchstens auf einen psychologischen Vorteil bauen. Die meiste Kurserfahrung hat vermutlich der Professional Emeritus Tom Watson, der für dieses Turnier sogar eine Siegchance bei der U.S. Senior’s Open sausen lässt. Der heißeste Siegertipp in dieser Woche heißt aber vermutlich Jeff Overton, der aktuell eine exzellente Form hat und ein wenig vom zweiten Platz aus dem Vorjahr profitieren kann. In Topform gehen ebenfalls Brandt Snedeker, Webb Simpson und Charles Howell III an den Start. Der große Unbekannte ist – so bizarr das klingt – Phil Mickelson. Bei der Open Championship zeigte er phasenweise brillantes Golf. Doch zuletzt schien es als hätte er abseits der Majors nicht gerade die rechte Motivation.
Irish Open (European Tour, 28.7.-31.7.)
Die Turniergeschichte
Die jüngste Flut von nordirischen Majorsiegern war für die Irish Open ein großer Segen. Nicht nur weil sie plötzlich ein hochklassiges Teilnehmerfeld aufbieten kann, sondern weil das stets von Sponsorensorgen geplagte Turnier wieder eine holländische Brauerei finanziell ins Boot holen konnte, die früher schon einmal Titelsponsor war. Vielleicht muss in den kommenden Jahren ja sogar nicht mehr das irische Tourismusbüro als Titelsponsor einspringen. Seit 1927 findet die Irish Open statt und hat sowohl schon Weltklasse-Plätze als auch Weltklasse-Sieger gesehen. Christy O’Connor senior hält mit vier Siegen den Rekord, doch gleich dahinter folgt mit Seve Ballesteros, Colin Montgomerie, Nick Faldo und Bernhard Langer die Crème-de-la-Crème des europäischen Golfsports.
Diese hochkarätigen Sieger kamen allerdings allesamt bis 2002 zustande als das Turnier noch sozusagen ein Aufbauevent im Vorlauf zur Open Championship war. Danach rutschte es in die Flaute-Woche nach der Open, in die Woche vor der BMW PGA Championship und zuletzt im Vorjahr auf den aktuellen Termin wo sich die meisten europäischen Top-Stars bereits auf den letzten USA-Swing des Jahres vorbereiten (und/oder eine kleine Verpflichtung in Düsseldorf wahrnehmen müssen). So liegt der komplette Augenmerk auf den einheimischen Topstars, die eine intensive Verbindung zu dem Turnier haben und mit ihrem großen persönlichen Einsatz viel dazu beigetragen haben, dass die Irish Open bis heute überlebt hat.
Der Platz
Die Irish Open hat eine Tradition an herausragenden Plätzen, die sicher schon eine Open ausgerichtet hätten – würden sie nicht in Irland liegen: Royal County Down, Royal Portrush (einmaliger Open-Austragungsort), Portmarnock oder Ballybunion. Der Killeen Course des Killarney Golf & Fishing Club erreicht nicht ganz dieses Kaliber, gehört aber dennoch zu den Top-Destinationen in Irland. Das 6548 Meter lange Par 71 wurde 1972 von Dr Billy O’Sullivan und Fred Hawtree an den idyllischen Lough Leane gebaut – oder besser gesagt erweitert. Weil der Platz durch die Fernsehshow “Wonderful World of Golf” einem breiten Publikum bekannt wurde und großen Zuspruch erhielt, entschloss man sich dem Mahony’s Point Kurs an beiden Seiten weitere Löcher hinzuzufügen. So entstand der für 60-90 Euro Greenfee bespielbare Killeen Course aus neuen und alten Löchern. 1991 fand die Irish Open erstmals hier statt und wurde wie ein Jahr später von Nick Faldo gewonnen. Danach war – abgesehen vom Curtis Cup 1996 – erstmal bis zum vergangenen Jahr Pause, als mit Ross Fisher, der in der zweiten Runde mit einer sensationellen 61 einen Platzrekord aufstellte, wieder ein Engländer gewann.
Die Favoriten
Natürlich kommt man bei einer Auflistung an den vier irischen Major-Siegern McIlroy, McDowell, Clarke und Harrington nicht vorbei. Doch Ross Fishers Leistung im vergangenen Jahr war so beeindruckend, dass man an ihm nicht vorbei kommt. Andere Engländer, die man angesichts der Siegertradition in Killarney auf der Rechnung haben muss sind Chris Wood (letztes Jahr Dritter) und Graeme Storm. Und die dritte Nation, die man auf der Rechnung haben muss, sind überraschenderweise die Holländer. Sowohl Jost Luiten als auch Robert-Jan Derksen haben 2010 auf dem Killeen Course eine gute Figur abgegeben.

[...] Und wie immer mein Tipp: die Preview des Linksgolfers. [...]
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