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Platztest: WinstonLinks

29 Juli 2011 1.891 views 10 Kommentare

Der Begriff Links im Namen eines Golfplatzes weckt Sehnsüchte. Sofort kommen Erinnerungen an die großartigen Austragungsorte der Open Championship wie St. Andrews oder Carnoustie, die auf dem klassischen Linksland gebaut sind – der sandige Boden, der die Verbindung (engl: Link) des Strandes mit dem eigentlichen Festland ist. Unglücklicherweise ist das Wort Links aber kein geschützter Begriff. Tatsächlich hat es sich umgangssprachlich sogar eingebürgert, den Begriff synonym für einen Golfplatz zu benutzen. Theoretisch könnte also jemand einen Golfplatz in Florida mit einem Dutzend Seen und zahlreichen Bäume bauen und ihn Links nennen (was natürlich auch schon einige getan habe, siehe hier oder hier. Die erste Frage, die sich bei einem Besuch des WinstonLinks im bei Schwerin gelegenen WinstonGolf Resort stellt, ist daher ob wir es überhaupt mit einem waschechten Linksplatz zu tun haben, wie er auch in Schottland oder Irland existieren könnte.

Als Definition dient dabei nicht die Begriffsauslegung des British Golf Museum, die sogar einigen der Open-Austragungsorte den Links-Status nehmen würde, sondern die von George Peper und Malcolm Campbell in ihrem Buch True Links entwickelten Kriterien: Demnach muss ein echter Linksplatz

  • in Nähe zum Meer liegen
  • auf sandigem Untergrund gebaut sein
  • das ganze Jahr über schnelle, harte Fairways und Grüns bieten
  • windanfällig sein
  • baumarm sein
  • und einen natürlichen Charakter haben

Und nach diesen Kriterien ist der WinstonLinks zwar eine nette Abwechslung gegenüber den in Deutschland üblichen Parkland-Kursen, ein echter Linksplatz ist er jedoch nicht. Bei der Distanz zum Meer (zur Ostsee sind es Luftlinie 40 Kilometer) könnte man mit ganz viel Wohlwollen noch ein Auge zudrücken. Wenn man allerdings hinzunimmt, dass man an fast allen Löchern im Hintergrund auf Wälder blickt und die Fairways und Grüns (noch?) keine schnellen Linkseigenschaften besitzen, hat der WinstonLinks ernsthafte Probleme seinen Namen zu rechtfertigen. Doch es ist vor allem der letzte Punkt, der ihm den Todesstoß versetzt. Denn der von David Krause gestaltete Platz ist ein durch und durch künstlich.

Mittels Bulldozern wurden über 1 Million Kubikmeter Erde bewegt, extrem ondulierte Fairways erstellt und bis zu zehn Meter hohe Dünen aufgeschüttet. Wobei Dünen eigentlich nicht richtig ist. Statt die Form der vom Wind abgerundeten Dünen der originalen Linksplätze aufzunehmen, entschloss man sich aus irgendeinem Grund sie spitz zu gestalten. Wenn man diese noch nicht richtig bewachsenen Hügel das erste Mal sieht ist die erste Assoziation daher nicht unbedingt Golfplatz, sondern diese Szene aus “Jurassic Park”.


Die Dünen sind allerdings nur ein optischer Unterschied zu einem echten Linksplatz. Viel gravierender ist, dass sich der WinstonLinks nicht wie ein echter Linksplatz spielt – zumindest noch nicht. Die Grüns sind sehr langsam und die Fairways zu hoch gemäht als dass sie die charakteristischen Lins-Spieleigenschaften zulassen würden. Dies mag allerdings durchaus noch der Tatsache zu schulden sein, dass der Platz erst Anfang Juli offiziell eröffnet wurde und zur Schonung noch nicht komplett runtergemäht wird. Die schlechtere Alternative wäre, dass der Platz anders als ein echter Links nicht exzellent entwässert und sich daher aufgrund der Regenfälle in den Tagen zuvor langsam spielte.

Doch Links hin oder her. Die wichtigere Frage ist, ob es Spaß macht den Platz zu spielen und das Greenfee gut investiert ist. Satte 120 Euro werden für eine 18-Loch-Runde aufgerufen womit der WinstonLinks einer der teuersten Golfplätze Deutschlands ist. Eine Summe, die u.a. dadurch gerechtfertigt wird, dass man an allen Ecken den Spieler auf den großen Preis hinweist, den der Platz in diesem Jahr gewann. Im Februar wurde der WinstonLinks vom GolfMagazin als bester neuer Golfplatz Deutschlands prämiert. Eine fragwürdige Entscheidung. Nicht weil es einen besseren gibt (darüber kann ich mir kein Urteil erlauben), sondern weil laut einer verbreiteten Pressemitteilung Plätze nominiert werden durften, die “zwischen dem 1. Januar 2009 und dem 31. Dezember 2010 deutschlandweit neu eröffnet wurden”. Warum der am 1. Juli 2011 für den Spielbetrieb freigegebene WinstonLinks also überhaupt nominiert werden konnte, bleibt ein Rätsel, das vermutlich nur die Anzeigenabteilung des Golf Magazins lösen kann. Natürlich gab es schon genügend für die Fachjury zu sehen um einzuschätzen, dass hier etwas besonderes entsteht. Doch wie bitte schön kann man einen Platz ernsthaft bewerten, wenn man ihn nicht im fertigen Zustand gespielt hat. Denn dabei treten doch deutlich einige Defizite im Design von David Krause auf.

Das Gravierendste liegt dabei in der Ausrichtung der Löcher. Die Bahnen 6, 8 und 10 verlangen von den weißen Teeboxen eine Carry-Distanz von 200+ Meter bis das Fairway erreicht wird. Kein prinzipielles Problem, schließlich kann man ja auf die gelben Abschläge ausweichen, von denen es nur zwischen 150 und 180 Meter sind. Und herausfordernde Löcher gehören nun mal zu einem guten Golfplatz. Auffällig ist jedoch, dass all diese Bahnen, sowie die von der Gesamtlänge für alle Teeboxen anspruchsvollsten Löcher (4, 6, 10 und 16) in eine Himmelsrichtung gebaut sind. Genau wie man darauf achten sollte, dass nicht viele aufeinanderfolgende Löcher in die gleiche Richtung laufen, sollte ein Architekt auch die Ausrichtung der schwierigen Löcher wechseln um an allen Tagen eine vergleichbare Herausforderung zu bieten. Das wurde hier leider nicht getan, und so wird der WinstonLinks an den (seltenen) Tagen an denen Südwind herrscht, nahezu unspielbar, während er sich bei Nordwind sicherlich für den gewöhnlichen Amateur 5-6 Schläge leichter spielt. Ein Umstand, den man leicht hätte vermeiden können.

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Eine bizarre Idee ist es zudem, die oft auf verschiedenen Ebenen angelegten Fairways durch schräge Rough-Flächen zu verbinden. Dass Glück zum Linksgolf gehört ist allgemein bekannt, doch bezieht sich dies in erster Linie auf die glücklichen oder unglücklichen Bounces, die der Ball beim Aufprall auf den welligen Fairways nimmt. Einen Platz so anzulegen, dass ein Mitte Fairway geschlagener und landender Ball in einer schrägen Roughfläche verschwindet ist dagegen gelinde gesagt ungewöhnlich und macht einen ohnehin schwierigen Platz nur noch unnötig schwieriger. Die Handicap-Beschränkung von 28 (Herren) bzw. 36 (Damen) hat also durchaus seine Berechtigung. Doch selbst viele, die diese Grenzen erfüllen, werden frustriert vom 18. Grün gehen. Etwas, was in den kommenden Jahren sicherlich noch zunehmen wird. Bis jetzt sind die Hügel, die die Fairways säumen nur spärlich bewachsen wodurch man 90% seiner Bälle wiederfinden kann. Doch wenn die Natur sich diese Hügel erst einmal zurückerobert hat, muss man schon den einen oder anderen Sleeve Bälle mehr mitnehmen. Vermutlich wird man dann diese Irrläufer überhaupt nicht mehr suchen. Denn die Hügel bergen auch ein Sicherheitsrisiko. Aufgrund ihrer Höhe, der Steilheit und dem nicht sehr stabilen Untergrund besteht durchaus die Gefahr, dass man abrutschen und zehn Meter in die Tiefe purzeln kann. Ein Umstand der die Wahl dieser “Dünenform” noch fragwürdiger erscheinen lässt.

Doch bei aller Kritik ist der WinstonLinks natürlich ein einmaliges Erlebnis. Während man auf vielen Golfplätzen die Bahnen schon wieder vergessen hat bevor man ins Clubhaus geht, erinnert man sich hier noch Tage später lebhaft an die Löcher und die vielen (vielen, vielen) Schläge, die man auf ihnen absolviert hat. Fantastische Bahnen wie das spektakuläre Eröffnungsloch, die 3 (ein Dogleg nach links, das erst tief nach unten und dann wieder hoch geht) oder die 15 (ein leicht bergauf gehendes mittellanges Par 4 mit breitem, von Topfbunkern durchzogenem Fairway) versöhnen für Designschwächen und die 120 Euro Greenfee, die – da darf es keine zwei Meinungen geben – vollkommen überzogen sind. Denn so einzigartig das Golferlebnis auf dem WinstonLinks auch ist: angesichts des betriebenen Aufwandes und des offensichtlich verfügbaren Geldes wäre hier noch so viel mehr möglich gewesen. So bleibt allen, die in Deutschland echtes Linksgolf spielen wollen, auch weiterhin nur die Reise nach Sylt zum Golfclub Budersand.

Greenfee: 120 €
(Handicapbegrenzung: -28)

Kursdaten:
Weiss (Herren) Par: 72 Meter: 6459
Gelb (Herren) Par: 72 Meter: 5925
Rot (Damen) Par: 72 Meter: 4856

Anschrift:
WINSTONgolf GmbH
Kranichweg 1
19065 Gneven OT Vorbeck
Tel.: 03860 / 50 20

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10 Kommentare »

  • Felix said:

    Haha, ich habe im RSS eben auf den ersten Blick nur die Überschrift und das Foto aus Jurassic Park gesehen. Musste fünf Minuten mit dem Lesen warten uns auslachen :-D

    • Stefan said:

      Danke,

      schön geschrieben, gute Kritik und ich spare mir die lange Anreise aus Berlin. Ich krieg woanders in Deutschland auch schönes Golf…

      Ob sich der Platz mit diesem Preisniveau in dem doch strukturschwachem Land Mecklenburg überhaupt halten kann, bleibt auch abzuwarten.
      Vielleicht senkt man ja irgendwann das Greenfee und hofft auf mehr Tagesgäste? Dann wäre die Anreise wieder überlegbar. Aber für (auch meiner Meinung nach) überzogene 120,- € sicher nicht. Oder strebt der Club zurück in die elitäre Exklusivität der früheren Golfjahre und will sich er gerade beginnenden Volkssportart verschließen? Dann wünsche ich viel Glück dabei – bin aber skeptisch.

      • Sigrid said:

        Ein sehrsehr gelungenes Stück Text zu dem Thema “Nicht überall, wo Links draufsteht …” Mir stellt sich die Frage, ob derartige Kriterien ein Maßstab für die Unvergesslichkeit eines Platzes sein dürfen. Jurassic Park passt in der Tat bedeutend besser ;-) Noch sieht “JP” aus wie eine Kraterlandschaft, in der die Schlümpfe ihre Mützen abgegeben haben.

        • Katja said:

          Guter Beitrag! Ich habe auch vor ein paar Tagen mit Bekannten über diesen neuen Platz gesprochen. Die Behauptung steht, dass sogar Mitglieder 60 Euro Greenfee berappen dürfen, um den zusätzlichen Platz in ihrem Club zu spielen. Wofür? Für das Geld hab ich schon den Hinflug nach Schottland um dort richtige Links zu spielen. Nein ich finde, das ist vollkommen überzogen auch in dem Hinblick, dass Golf ein Volkssport werden soll. So toll kann der Platz gar nicht werden oder bekomme ich meinen Kaffee dort aus einer goldenen Tasse?

          • Linksgolfer (author) said:

            Es gibt ein Kaltgetränk als Rundenverpflegung inclusive laut Homepage ;-) Allerdings haben wir das auch nicht bekommen.

            Es gibt Gerüchte, das Greenfee sei so hoch damit der Platz in der Anfangsphase geschont wird. Der Auslastung am vergangenen Wochenende nach zu urteilen mit vollem Erfolg. Vielleicht senken sie es ja schon bald so wie Green Eagle bei ihrem Nordkurs

            • ulricus said:

              ein exzellenter Bericht. Vielen Dank!

              • Berni said:

                Der Kommentar entspricht auch meiner Meinung (es wäre vielleicht anzumerken, daß ich in der Golfplatz-Branche beschäftigt bin).

                Es ist mir vollkommen unverständlich, daß solche Erdbewegungen seitens der Behörden überhaupt genehmigt worden sind. Zum Vergleich: auf Gut Lärchenhof in NRW ist ein Bruchteil der Erdmenge durch Shapen modelliert worden, und das war für die erforderlichen Baugenehmigungen absolut grenzwertig.
                Meiner Meinung sollte ein guter Golfplatzarchitekt bemüht sein, einen neuen Golfplatz so gut wie möglich in die vorhandene Landschaft zu integrieren, egal was der Auftraggeber wünscht.
                Dies ist in Winstonlinks in keinster Weise gelungen und ist leider nur Wasser auf die Mühlen aller Naturschützer und Golfplatzgegner.
                Der Bauherr und der Architekt haben damit allen Bemühungen, Golf und Natur in Einklang zu bringen, einen Bärendienst erwiesen.
                Außerdem ist der Boden auf “richtigen” Linksplätzen überwiegend sandig; was bei Winstonlinks überhaupt nicht der Fall ist (lehmiger Sand, Geschiebemergel etc).
                Diese Bodenverhältnisse bieten Diesteln, Melde und anderen unerwünschten Unkräutern in den Hügelbereichen für deren Aufwuchs ideale Bedingungen, eine chemische bzw. mechanische Bekämpfung ist bei den Modellierungen nicht möglich.
                Dieser unerwünschte Aufwuchs ist jetzt schon zu sehen und damit ist der Traum von dünnem Gräserbewuchs, der sich leicht im Wind bewegt, schon jetzt nicht mehr zu verwirklichen.

                Kurzum: der Platz ist mit einem Off-Road-Gelände zu vergleichen, hoffentlich finden sich nicht noch mehr Golfplatzbetreiber, die einen Links-Course im Binnenland mit solchen Extremen (wo gibt es spitze Dünen ?? ) verwirklichen wollen.

                Ja, und dann ist tatsächlich noch die Frage zu klären, wie man einen zum Bewertungszeitpunkt unfertigen und unspielbaren Platz zum “best new Course” erklären kann, dann können die Autojournalisten bereits Modelle oder Prototypen von neuen Automobilen zum “Car of the year” wählen.

                Dementsprechend ist eine solche Auszeichnung zu bewerten.

                • Christoph said:

                  Wenn der Platz erst 2011 für den Spielbetrieb freigegeben wurde:
                  Woher kommen dann eigentlich die lobhudelnden und sich vor Begeisterung überschlagenden Bewertungen auf der Albrecht Website:
                  http://www.1golf.eu/club/winstongolf/bewertungen/

                  Riecht irgendwie unangenehm nach Guerilla Marketing?

                  • Linksgolfer (author) said:

                    Die haben dort zwei Plätze, ich denke die vor 2011 sind für den WinstonGolf, den gibt es ja schon länger

                    • Yusu said:

                      Wir haben den Platz vorgestern gespielt. In der Tat hat der Platz mit einem Linkskurs nichts zu tun. Es ist eher eine nachgebaute Mondlandschaft. Leider spürt man den künstlichen Charakter des Platzes an zu vielen Abschlägen, bei denen man einen Ausblick auf die Landschaft der Umgebung hat. Der Platz ist dort ein Fremdkörper.

                      Wen das nicht stört, der hat bestimmt seinen Spaß. Denn “anders” ist das Golferlebnis dort allemal. Allerdings entstammt auch die Handycapbeschränkung meines Erachtens eher der Marketingabteilung. Sicherlich ist präzises Spiel hilfreich, aber das ist nicht außergewöhnlich. Eine spielerische Herausforderung besonderer Qualität ist der Platz meines Erachtens nicht.

                      Fazit: Für 50 Euro Greenfee würde ich den Platz sicherlich gern noch einmal spielen. Mehr ist er für meinen Geschmack nicht wert.

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