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Tour Inside: PGA Championship

10 August 2011 226 views Kein Kommentar

PGA Championship (PGA Tour / European Tour, 11.8.-14.8.)

Die Turniergeschichte
Es ist ein wenig das Stiefkind der vier Major-Turniere. Die PGA Championship ist für den Golfsport das, was die Australian Open für den Tennissport ist: schon irgendwie wichtig, aber nicht so richtig sexy. Das Problem ist die fehlende Identität. Das Masters ist das einzige Major, das auf dem gleichen Platz ausgetragen wird. Die U.S. Open ist der härteste Test. Die Open Championship hat die längste Tradition. Die PGA Championship hingegen zeichnet sich nur durch ihren Platz im Kalender aus: “Glory’s Last Shot” (mit der Ausnahme 1971 als es Glory’s First Shot war). Es gibt daher nicht wenige, die dafür plädieren, dass die PGA Championship als Alleinstellungsmerkmal wieder zum alten Matchplay-Modus zurückkehrt. Doch auch heute noch gibt es das gleiche Gegenargument wie 1958 als der Zählspielmodus eingeführt wurde: Die Fernsehanstalten fürchten sich vor einem Außenseiter-Finale wie zum Beispiel Hiroyuki Fujita gegen Jamie Donaldson bei dem man die Grillen zirpen hören kann.
Dabei hat der seit der Erstaustragung 1916 bis 1957 verwendete Modus durchaus hochkarätige Gewinner hervorgebracht. Walter Hagen siegte fünf Mal, Sam Snead und Gene Sarazen waren drei Mal erfolgreich, Byron Nelson, Ben Hogan und Kurzspiel-Legende Paul Runyan je zwei Mal. Die Besten setzen sich nun mal unabhängig vom Modus durch – und die PGA Championship kann eigentlich auch keine schlechten Sieger produzieren. Schließlich rühmt sich ihr Veranstalter, die PGA of America, damit das stärkste Feld aller Major-Turniere aufzubieten: Es gibt keine Amateure und keine Qualifikanten. Doch dieses selbstkreierte Mantra hat längst ihre Gültigkeit verloren. Denn wer ernsthaft glaubt, die 20 zugelassenen Club-Professionals seien besser als die Open-Qualifikanten oder der Großteil der Masters-Amateure, sollte seine Zurechnungsfähigkeit überprüfen lassen. Und wer dem 57-Jährigen Jerry Pate – der letzte Woche auf der Champions Tour Platz 73 belegte – eine Wildcard schenkt nur weil dieser vor 35 Jahren an dieser Stelle ein Major gewann, macht sich selbst lächerlich. Vor allem weil Pate hier schon vor zehn Jahren eine Sondereinladung erhielt um sich vom Profisport zu verabschieden. Gut möglich, dass uns deswegen eine Cinderella-Geschichte wie 1991 verwehrt bleibt. Damals gewann John Daly, eigentlich nur neunter Nachrücker, sensationell dieses Major.
Wie alle Sieger vor und nach ihm durfte Daly dabei die Wanamaker-Trophy in die Höhe stemmen. Der riesige Silberpokal wurde 1916 vom Kaufhaus-Magnaten Rodman Wanamaker gestiftet, als er die Grundlage für die PGA of America schuf und vorschlug, die neue Vereinigung müsse auch ein ordentliches Turnier abhalten. Das etwa 70x70cm große Monster wiegt 12,5 Kilo. Allerdings bekommt der Gewinner nur eine Replik damit der Original-Pokal nicht verloren geht. Ein Umstand, für den die Gewinner Walter Hagen “danken” dürfen. Der verbaselte 1928 den Pokal bis er 1930 in einem Keller wieder auftauchte.

Der Platz
Der Atlanta Athletic Club hat lange Erfahrung in der Ausrichtung von Großereignissen. Das erste große Turnier für den Club war 1963 der Ryder Cup, allerdings auf einem völlig anderen Gelände – dem heutigen East Lake Golf Club. Auf dem neuen Gelände, das zwei (oder besser gesagt 1 1/2) von Robert Trent Jones gestaltete 18-Loch-Plätze umfasste, fand 1976 mit der U.S. Open das erste Major statt. 1981 und 2001 folgten auf dem Highlands Course dann noch zwei PGA Championships während sich der Riverside Course bisher mit der U.S. Women’s Open 1990 und der anstehenden Ausrichtung der U.S. Amateur im Jahr 2014 begnügen muss.
Doch nicht die Major-Turniere sind es, die dem Club den größten Ruhm bescheren sondern ein Major-Sieger. Davon zeugt bereits die Adresse des Clubs: 1930 Bobby Jones Drive, die für das Grand-Slam-Jahr seines berühmtesten Mitgliedes steht. Dabei hat Jones, der die letzten Jahre vor seinem Tod 1971 im Rollstuhl verbrachte, die beiden Plätze nie richtig spielen können. Seine Verbindung zum Atlanta Athletic Club rührt noch von der Zeit als der East Lake Golf Club dazu gehörte.
Eine Anlage übrigens, die einen wesentlich besseren Ruf genießt als die beiden heutigen Plätze im ultraprivaten Atlanta Athletic Club. Auch weil der 7467 Yards lange Highlands Course öfter ein Lifting erhielt als Cher. Nachdem Robert Trent Jones neun Loch gebaut hatte, bastelte Joe Finger 1971 sieben Loch dazu. Später dann tobte sich Open-Doktor Rees Jones noch einige Male an dem Par 70 aus, auf dem heute nur noch wenig an das ursprüngliche Layout erinnert. Und so liegt das Spannendste an dem Platz im Detail, oder besser gesagt auf den Grüns: Champion Ultradwarf Bermuda (nicht verwandt oder verschwägert mit Creedence Clearwater Revival). Die Grünsorte gehört zu einer auf der Welt angeblich einzigartigen Gras-Kombination, die es dem Platz ermöglichen soll, die ultraheißen Sommer in Georgia gut zu verkraften (den die Teilnehmer diese Woche schon bei 34°C während der Proberunden genießen durften). Und natürlich soll er einen härteren Test bieten als bei der letzten PGA Championship 2001 wo die Hitze das Gras sehr ausgedünnt hatte.

Die Favoriten
Vor zehn Jahren setzte sich David Toms am letzten Loch gegen Phil Mickelson durch. Beide Spieler muss man auch in diesem Jahr auf der Rechnung haben – zumal Toms in der Vorwoche beim Bridgestone Invitational eine gute Vorleistung zeigte. Mickelson enttäuschte bei seinen letzten beiden Auftritten, aber er scheint in diesem Jahr nur auf die Majors fokussiert zu sein weswegen man ihn nicht grundsätzlich aus den Siegkandidaten ausschließen sollte. Ansonsten kommt man wieder mal nicht an den üblichen Verdächtigen vorbei: der ultraheiß laufende Jason Day, der wohl beste Spieler ohne Major: Lee Westwood, U.S. Open Champion Rory McIlroy, Vorwochensieger Adam Scott, der konstante Steve Stricker, der Weltranglistenerste Luke Donald und der zuletzt starke Rickie Fowler. Mit anderen Worten: einer aus der Spitze der Weltrangliste dürfte den Sieg davontragen außer – so sehr es schmerzt – Martin Kaymer, der die letzten Monate seiner Form hinterherläuft und als Titelverteidiger bei diesem Turnier so viele Ablenkungen hat, dass ein Ergebnis in den Top 25 schon ein großer Erfolg wäre.

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