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Presidents Cup 2011: Das Spielerzeugnis

21 November 2011 496 views Kein Kommentar

Nach einem Teamwettbewerb fällt die Analyse den meisten Experten leicht. Wer die meisten Punkte geholt hat, ist automatisch auch der beste Spieler gewesen. Wer die wenigsten Punkte geholt hat, ist der große Versager. Doch gerade in Wettbewerben wie dem Presidents Cup oder dem Ryder Cup macht man es sich damit zu einfach. Zum Einen ist es aufgrund des Matchplay-Formates möglich, dass man mit der zweitbesten Runde des Tages eine Niederlage einfährt oder mit der zweitschlechtesten gewinnt. Man kann dann vielleicht sagen ein gutes Pferd springt nur so hoch wie es muss, aber das ist ein wenig zu simpel gedacht.

Hinzu kommt, dass man außer am Schlusstag nicht alleine spielt, sondern mit einem Partner an der Seite, der die eigene schlechte Leistung übertünchen oder einen mit in den Abgrund ziehen kann. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, einen etwas genaueren Blick auf die Play-by-Play-Analyse zu werfen. Zwar gibt es auch danach noch einen gewissen Interpretationspielraum. Aber so objektiv wie möglich betrachtet, kommt man zu einem Ergebnis, das so ähnlich wie dieses aussieht – und doch zahlreiche Überraschungen in sich birgt.

USA


Tiger Woods

2 Siege, 3 Niederlagen, 0 Unentschieden
Ich war in vorderster Front der Kritiker, die gesagt haben, Tiger hat seinen Platz im Presidents-Cup-Team nicht verdient. Diesen Standpunkt vertrete ich immer noch, aber zumindest muss man sagen, dass er seinen Platz mehr als gerechtfertigt hat. Zwar holte er von fünf möglichen Punkten nur zwei – sein bisher schlechtestes Ergebnis im Presidents Cup – aber in diesem Fall erzählt die Statistik nur die halbe Wahrheit. Bei einer näheren Betrachtung der Runden würde ich sogar die bizarre Behauptung aufstellen, Woods war der beste Spieler des gesamten Presidents Cups. Dafür spricht vor allem sein Einzel. Von den 24 Spielern blieben am Sonntag gerade Mal sieben unter Par. Allen voran Tiger Woods, der nach 15 Loch mit 5 unter Par der mit Abstand beste Spieler auf beiden Seiten war. Auch in den Fourballs war Woods exzellent. Mit -2 am Samstag und Even Par am brutal schwierigen Freitag sorgte er beide Male für das zweitbeste Ergebnis aller Spieler – verlor am Freitag aber weil Partner Dustin Johnson 5 über Par lag. Und die Klatsche im Foursome am Donnerstag? Die ging vor allem aufs Konto von Spielpartner Steve Stricker, der nach seiner langen Pause noch nicht im Schwung war. Ein verlorenes Loch ging auf das Konto von Woods, den Rest hatte mehr oder wenig Stricker zu verschulden – und die Gegner waren darüber hinaus an diesem Tag fantastisch. Note: 1

Jim Furyk

5 Siege, 0 Niederlagen, 0 Unentschieden
So richtig hatte Furyk keiner auf der Rechnung – zu miserabel war sein Jahr, das ihn in der Weltrangliste aus den Top 5 auf Platz 41 purzeln ließ. Eigentlich musste man davon ausgehen, dass er nicht die Maximalzahl von fünf Starts erhält, doch dann drehte Furyk die Zeit noch mal zurück. Mit Hilfe von Phil Mickelson legte er am Donnerstag und Samstag einen starken Vierer hin, revanchierte sich im Fourball am Freitag indem er den miserablen Mickelson zum Sieg mitzog und sorgte im Einzel mit drei unter Par nach 15 Loch für das zweitbeste Ergebnis aller Spieler. Sein einziger Schönheitsfleck war der Fourball am Samstag wo er 4 über Par spielte und sich von Nick Watney zur perfekten Presidents Cup Bilanz tragen ließ. Note: 1-

Matt Kuchar

1 Sieg, 3 Niederlagen, 1 Unentschieden
Kuchar gehört zu den beständigsten Spielern der PGA Tour und das bewies er auch diese Woche. Er hatte keine überragende Runde, aber auch keine Ausreißer nach unten. Im Einzel und Samstags-Fourball spielte er klasse 1-unter-Par-Runden – und hatte Pech, dass Goosen sowie das Duo Ogilvy/Choi einen großartigen Tag hatten. Im Freitags-Fourball spielte Furyk mit Even Par die zweitbeste Runde des Tages und im Samstags-Foursome hatte er Pech, dass Partner Bill Haas auf den letzten Löchern das Zittern bekam. Note: 2+

David Toms

3 Siege, 1 Niederlagen, 0 Unentschieden
Wie bei Furyk kam auch Toms Leistung ein wenig überraschend. Wie gut war der 44-Jährige? Im Einzel lag er nach 13 Loch zwei unter Par und hätte damit wohl jeden im internationalen Team besiegt. Im verlorenen Freitags-Fourball lag er zwar 3 über Par, doch das war angesichts der Bedingungen ein solides Ergebnis. Und im ersten Foursome am Donnerstag setzte er die entscheidenden Stiche. Abzüge in der B-Note gibt es einzig für den Samstags-Foursome. Note: 2

Steve Stricker

2 Siege, 2 Niederlagen, 0 Unentschieden
Während seiner langen Verletzungspause hatte Steve Stricker mächtig Rost angesetzt, den sein Partner Tiger Woods am Donnerstag zu spüren bekam. Schnell kamen Stimmen auf, er hätte im Interesse des Teams auf den Start verzichten sollen, doch dann zeigte Stricker es allen Kritikern. Im Freitags-Fourball trotzte er den Bedingungen und spielte Even Par für seine 15 Löcher, im Samstags-Fourball legte er mit drei unter Par die beste Runde des Tages hin und auch im Einzel gewann er mit einer weiteren guten Even-Par-Runde. Note: 2

Bubba Watson

3 Siege, 2 Niederlagen, 0 Unentschieden
Verglichen mit seinem Bibelpartner Webb Simpson (siehe unten) war Bubba in den erstklassigen Foursomes leicht und in den beiden Fourballs deutlich stärker. Nur die Einzelleistung war mit 3 über Par verbesserungswürdig. Note: 2

Webb Simpson

3 Siege, 2 Niederlagen, 0 Unentschieden
Zusammen mit Bubba Watson wurde er stets als erster rausgeschickt und setzte mit drei überzeugenden Siegen den Ton für das Turnier. Dass er im Einzel verlor, lag mehr an seinem Gegner als ihm selber: Simpson hatte eine ordentliche Even-Par-Runde zu verzeichnen. Die größte Schwäche erlaubte er sich in den Fourballs am Samstag, als er nur 3 über spielte, und in der gleichen Disziplin am Freitag, wo er mit fünf über Par von Bubba Watson durchgezogen wurde. Bubba war auch in den beiden Foursomes der leicht bessere Spieler von beiden, aber auch Simpson trug seinen Anteil bei. Note: 2-

Hunter Mahan

4 Siege, 1 Niederlage, 0 Unentschieden
Hunter Mahan hat die zweitbeste Punktbilanz der Amerikaner – allerdings mit einem Makel: zwei der Punkte kamen gegen Jason Day. So siegte Mahan im Einzel mit mäßigen zwei über Par. Im Fourball am Samstag hätte er aber auch ohne Days freundliche Mithilfe gewonnen, hingegen ging die Niederlage am Freitag mit 6 über nach 17 Loch auf Mahans Konto. Überzeugen konnte Mahan allerdings in beiden Foursomes mit David Toms. Vor allem am Samstag als er u.a. erst vom Fairway zum Eagle und danach einen 7-Meter-Birdie-Putt lochte. Note: 2-

Nick Watney

2 Siege, 1 Niederlage, 1 Unentschieden
Dass Watney nur zu vier Einsätzen kam, war eine kleine Überraschung. Grund war vermutlich seine Leistung beim Freitags-Fourball in dem Bill Haas überragend spielte und trotzdem verlor, weil Partner Watney 5 über Par lag (was angesichts des Wetters aber noch im Rahmen war: 8 andere Spieler waren gleichwertig oder noch schlechter). Im zweiten Fourball am Samstag war Watney dann deutlich stärker als sein perfekter Spielpartner Furyk, und im Foursome am Donnerstag begegneten sich alle vier Spieler auf hohem Niveau. Note: 3+

Bill Haas

1 Sieg, 3 Niederlagen, 1 Unentschieden
Das Highlight von Haas’ Presidents Cup war sein Fast-Albatross im Samstags-Foursome mit Matt Kuchar. Doch die positiven Erinnerungen machte er mit zwei dicken Fehlern am Ende der Runde zunichte, die den Sieg kosteten. Auch im Einzel gehörte Haas mit vier über Par zu den Schwachpunkten im US-Team. Doch es gab auch positive Aspekte, die im Endeffekt den Captain’s Pick rehabilitierten. In den beiden Fourballs war Haas unglaublich stark, spielte am Freitag sogar die beste Runde des Tages – und verlor dank Nick Watney. Note: 3

Dustin Johnson

1 Sieg, 3 Niederlagen, 1 Unentschieden
Mit Charl Schwartzel hatte Johnson keinen leichten Gegner im Einzel gezogen, aber seine vier über Par nach 17 Loch waren einfach nicht gut genug. Seinen einzigen Sieg holte Johnson im Samstags-Foursome mit Woods, aber dort wie auch bei ihren anderen beiden Paarungen war Tiger immer ein gutes Stück besser. Seine beste Leistung zeigte Johnson im Samstags-Fourball mit eins unter Par. Note: 3-

Phil Mickelson

3 Siege, 1 Niederlage, 0 Unentschieden
Auf dem Papier war Mickelson überragend: Er holte drei von vier möglichen Punkten und verzichtete freiwillig auf einen fünften Start. Doch wie bei Woods lügen die blanken Zahlen – in Mickelsons Fall nur andersrum. Besonders im Einzel war Mickelson ein Desaster. Wie schlimm war es? Adam Scott gewann die ersten drei Löcher ohne auch nur ein einziges Mal den Putter zu benutzen. Zwar produzierte Mickelson am Ende drei Birdies, aber mit drei Bogeys und vier abgeschenkten Löcher gewinnt man keinen Blumentopf. Auch im Vierball am Freitag war Mickelson völlig neben der Spur, spielte 7 über und gewann nur dank Partner Furyk, der auch im Samstags-Foursome kräftig mithalf. So richtig gut war Mickelson nur im Donnerstags-Foursome. Note: 3-

International


Aaron Baddeley

1 Sieg, 3 Niederlagen, 1 Unentschieden
Aaron Baddeley hatte von allen Internationalen die größte Arschkarte gezogen. Am Sonntag traf er auf einen überragenden Tiger Woods und wurde trotz Even-Par-Runde nach 15 Loch rasiert. Bei seinen anderen vier Auftritten musste Baddeley mit Jason Day antreten wodurch eine gute Punktebilanz automatisch unmöglich für ihn war – obwohl Baddeley selber mit 1 über Par in beiden Fourballs sehr gut spielte und seinen einzigen vollen Punkt im Alleingang holte. Note: 2+

Kim Kyung-tae

2 Siege, 2 Niederlagen, 0 Unentschieden
Wenn es nach Kapitän Greg Norman gegangen wäre, hätte er auf Kim wohl gerne verzichtet – anders kann man dessen Forderung nach vier Captain’s Picks nicht interpretieren. Warum eigentlich? Kim spielte mit 2 unter Par ein überragendes Einzel und stellte damit die Weichen für ein kleines Aufbäumen der Internationalen, war mit ebenfalls 2 unter Par der Hauptgrund dafür, dass Woods und Johnson am Samstag geschlagen wurden, und spielte auch am Freitag nicht schlechter als der Großteil des Feldes. Schwach war Kim am Donnerstag, aber das kann man vielleicht auf Nervosität schieben. Note: 2

Geoff Ogilvy

3 Siege, 1 Niederlage, 1 Unentschieden
Es muss am Oberlippenhaar liegen. Wie sein Schnauzerkollege Schwartzel holte auch Ogilvy die meisten Punkte für das internationale Team. Bei Ogilvy stimmte aber auch die Leistung mit dem Ergebnis überein. Vor allen in den beiden Fourballs spielte er exzellentes Golf – beide Male die zweitbeste Runde von allen. Nur im Samstags-Foursome hatte er einen Aussetzer als er Allenby ein wenig die Fauna auf Royal Melbourne zeigte. Note: 2

Retief Goosen

3 Siege, 2 Niederlagen, 0 Unentschieden
Mit einem ganz starken Einzel, 2 unter Par, machte Goosen den Internationalen noch einmal Hoffnung, und auch im Vierball überzeugte der Südafrikaner, der in beiden Matches einen Tick besser spielte als sein Landsmann Schwartzel. Allerdings blieb er wie fast alle aus seinem Team in den Foursomes unter seinen Möglichkeiten. Note: 3+

Ryo Ishikawa

2 Siege, 2 Niederlagen, 0 Unentschieden
Das japanische Talent war ein wenig die Wundertüte. Seine beiden Siege hatte er sich durch das eigene gute Spiel redlich verdient, auf der anderen Seite legte er im Freitags-Fourball mit 8 über Par die schlechteste Runde des Tages hin. Insgesamt überwog jedoch leicht das Positive. Note: 3+

Adam Scott

2 Siege, 3 Niederlagen, 0 Unentschieden
Der ganze Hype um das erste Match zwischen Tiger Woods und Scotts Caddie Steve Williams ging am Australier spurlos vorbei. Scott bot eine überzeugende Leistung, vielleicht seine beste der ganzen Woche. In den restlichen Partien waren seine Ergebnisse in etwa im Schnitt des Feldes: Even Par im Einzel, eins über im Samstags-Fourball, vier über am Freitag. Note: 3

KJ Choi

3 Siege, 2 Niederlagen, 0 Unentschieden
Seine drei Siege verdankt er Australien. Am Donnerstag zog ihn Adam Scott mit, in den beiden Fourballs Geoff Ogilvy – wobei Choi dem Aussie immerhin am Samstag in nichts nachstand. Dass Choi aber insgesamt nicht in Höchstform war, zeigte er mit einer 3 über im Einzel. Note: 3-

Charl Schwartzel

3 Siege, 1 Niederlage, 1 Unentschieden
Der Bart scheint Glück zu bringen. So richtig gut spielte Schwartzel nicht, aber er zog immer die richtigen Gegner: Johnson spielte im Einzel 4 über, Simpson/Watson spielten im Samstags-Fourball zusammen 5 über, Mahan/Toms am Freitag 9 über. Und bei Schwartzels einziger Niederlage bekleckerten sich weder er, noch Partner Goosen mit Ruhm. Note: 3-

Ernie Els

1 Sieg, 4 Niederlagen, 0 Unentschieden
Die schwache Bilanz des Südafrikaners war ein wenig unglücklich. Im Samstags-Fourball spielte Els zwei unter Par und war der beste Spieler seines Matches – ergänzte sich auf den einzelnen Löchern aber schlechter mit Partner Adam Scott als seine Gegner Furyk und Watney es taten, und im Freitags-Fourball war Els mit Ryo Ishikawa als Partner gestraft. Allerdings war Els’ Spiel in beiden Foursomes sowie im Einzel, wo er zwei über Par spielte, verbesserungswürdig. Note: 3-

YE Yang

1 Sieg, 3 Niederlagen, 0 Unentschieden
Der ehemalige Major-Champion hatte nicht einen richtig guten Auftritt. Dass er überhaupt einen Punkt holte, verdankt er seinem jungen Landsmann KT Kim, der im Samstags-Fourball richtig gut spielte. Ansonsten enttäuschte Yang auf ganzer Linie mit 3 über Par im Einzel, 6 über Par im Freitags-Fourball und einer allenfalls soliden Leistung am Donnerstag. Note: 5

Robert Allenby

0 Siege, 4 Niederlagen, 0 Unentschieden
Bei der Australian Open jammerte er nach verpasstem Cut noch wie schlecht die Grüns gewesen wären. Der Presidents Cup auf perfekten Grüns hat jedoch aufgezeigt, dass es nicht am Untergrund sondern am Spieler lag. Allenby, der Royal Melbourne einst dominierte, spielte so wie seine Bilanz aussieht. In den Einzeln legte er mit 5 über Par die drittschlechteste Runde hin, am Freitag unterbot er sogar noch das miserable Spiel von Fourball-Partner Y.E. Yang ,und im Foursome am Donnertag zogen er und Goosen sich gegenseitig runter. Am besten schlug sich Allenby noch am Samstag, da war er aber meist damit beschäftigt für Spielpartner Ogilvy aus der Scheiße zu chippen. Note: 5-

Jason Day

1 Sieg, 3 Niederlagen, 1 Unentschieden
Er sollte der Star des Presidents Cup werden, stattdessen wurde Jason Day zu einer Lachnummer. Bereits an den ersten drei Tagen enttäuschte er auf ganzer Linie. Seine Ergebnisse in den beiden Fourballs (7 über Par und 4 über Par) gehörten zu den schlechtesten des gesamten Feldes, aber dank Partner Aaron Baddeley holte er dort dennoch einen Punkt. In den Foursomes spielte er noch am ersten Tag am besten, wurde aber von Baddeley hängen gelassen – wofür sich Day seinerseits mit einer indiskutablen Leistung im Samstags-Foursome rächte. Den Vogel schoss der Australier dann aber im Einzel ab, als er nach neun Loch fünf down war – obwohl sein Gegner Hunter Mahan zwei über Par lag. Insgesamt spielte Day an diesem Tag 10 über Par und musste froh sein, dass er sich die letzten drei Löcher ersparen durfte. Note: 6

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