EuroTrip: Die Starts der deutschen Golfer
Im vergangenen Jahr habe ich jede Woche eine Vorschau auf die European- und PGA-Tour-Turniere der Woche erstellt mit einem Rückblick auf die Historie, einer Vorstellung der Plätze und einer Einschätzung der Favoriten. Nun wäre es ein Leichtes, diese Artikel wieder hervorzuholen und marginal verändert neu einzustellen. Aber das würde mir ja Arbeit sparen. Wer sich also über die Turniere informieren will (ich glaube ich habe im März 2011 damit begonnen), dem lege ich die Rubrik Tour Inside ans Herz.
Für die diesjährigen Wochenvorschauen setze ich stattdessen den Fokus auf unsere deutschen Starter auf PGA Tour, European Tour, LPGA Tour, Ladies European Tour, Champions Tour und Challenge Tour und versuche ein paar interessante Hintergrundinformationen über den jeweiligen Start zusammenzutragen und eine Prognose abzugeben, was wir von ihnen erwarten könnten. Willkommen bei EuroTrip.
Martin Kaymer
(Abu Dhabi Golf Championship, European Tour, Abu Dhabi, Vereinigte Arabische Emirate)
Man braucht eigentlich nur eines zu wissen um den Status von Martin Kaymer bei diesem Turnier einzuschätzen. Für einen Sieg des bei den Wettbüros meist nicht so hoch im Kurs stehenden Deutschen gibt es für einen Euro Einsatz 7,50 Euro zurück. Bei Tiger Woods ist die Quote 9:1, beim Weltranglistenersten Luke Donald 13:1. Kein Wunder, wenn man wie Kaymer die letzten vier Jahre 80 unter Par für diesen Platz ist. Sollte Kaymer zum vierten Mal das Turnier gewinnen (zum dritten Mal in Folge), wäre er erst der sechste Spieler dem dies in der European-Topur-Geschichte gelingt. Die anderen sind Tiger Woods, Bernhard Langer, Tom Watson, Seve Ballesteros und Nick Faldo – keine ganz schlechte Gesellschaft. Nur ein Spieler konnte Kaymers Dominanz in Abu Dhabi 2009 kurzzeitig stoppen: Paul Casey. Und der liegt mit einer Schulterverletzung aus Eis. Auch wenn dies im Golfsport vermessen ist, aber alles andere als ein Sieg – oder zumindest ein Platz in den Top 5 – wäre für Kaymer bei diesem hochkarätig besezten Turnier eine Enttäuschung.
Marcel Siem
(Abu Dhabi Golf Championship, European Tour, Abu Dhabi, Vereinigte Arabische Emirate)
Im vergangenen Jahr verzichtete Marcel Siem auf einen Start bei der Abu Dhabi Championship. 2012 übernimmt er einen neuen Anlauf. Anders als bei Kaymer ist das Turnier allerdings ganz und gar nicht das Lieblingsturnier von Siem. Bei fünf Starts verpasste er vier Mal den Cut. Sein bestes Ergebnis feierte er 2007 als er den 20. Platz belegte. Dort gelangen ihm am Wochenende auch seine einzigen beiden Runden in den 60ern auf diesem Platz (er hat auch zwei in den 80ern). Allerdings wäre es auch dazu fast nicht gekommen, denn den Cut schaffte er damals, wie man so schön sagt, “on the number”. Siems durchschnittliches Rundenergebnis in Abu Dhabi liegt bei 73,4 Schlägen. Auch ist Siem in den letzten Jahren nicht gerade als Schnellstarter bekannt. In den letzten acht Jahren war dieser 20. Platz Siems bestes European-Tour-Ergebnis in den Monaten Januar und Februar. Wenn er den Cut schafft, muss man dies daher schon als Erfolg verbuchen.
Alex Cejka
(Abu Dhabi Golf Championship, European Tour, Abu Dhabi, Vereinigte Arabische Emirate)
Alex Cejka feiert in diesem Jahr sein Debüt bei der Abu Dhabi Golf Championship. Mit einer Medical Extension spielend hat er vorerst für alle drei Turniere des Desert Swings gemeldet – obwohl am 9.2. parallel auf der PGA Tour das AT&T Pro-Am auf seinem Lieblingsplatz Pebble Beach stattfindet. Man muss kein Prophet sein um die Beweggründe dafür zu erkennen. Ursprünglich wollte Cejka letzte Woche auf der PGA Tour sein Debüt geben, zog dann aber kurzfristig zurück weil er sich noch nicht fit fühlte und keinen seiner kostbaren 5 Starts verschwenden wollte. Für Cejka ist der Desert Swing also in erster Linie ein Test um seine Fitness zu ergründen. Wie das Resultat aussieht ist dabei nebensächlich, die European-Tour-Karte ist für den Wahl-Amerikaner unwichtig. Sollte es gar nicht hinhauen, wird er vermutlich weiter in der Wüste bleiben um seine Form zu finden. Wenn alles aber planmäßig läuft, fliegt er nach Pebble um einen ersten Schritt zur Rückeroberung der PGA-Tourkarte zu starten. Insofern sollte man keine hohen Erwartungen an Cejkas Saisonauftakt setzen.
Bernd Ritthammer
(The Gujarat Kensville Challenge, Challenge Tour, Ahmedabad, Indien)
Mission: Selbtsbewusstsein tanken. Unter diese Überschrift dürfte man Bernd Ritthammers Auftritt auf der Challenge Tour stellen. Nach zwei verpassten Cuts auf der European Tour nutzt der Rookie die Zwangspause während des Desert Swings um die Spielpraxis zu halten und durch ein gutes Ergebnis wieder mit einem guten Gefühl in die weiteren Aufgaben zu gehen. Keine schlechte Wahl, denn das Turnier hat aufgrund seiner großen Entfernung nicht gerade das beste Starterfeld zu bieten und Ritthammer kennt den Platz: 2011 wurde er hier 23 – und das obwohl er das Turnier mit acht über Par beendete. Zudem würde eine vordere Platzierung die Weichen dafür stellen, 2013 zumindest einen Platz auf der Challenge Tour zu sichern. Und das muss für ein European-Tour-Mitglied hier auch das Ziel sein.
Sebastian Buhl
(The Gujarat Kensville Challenge, Challenge Tour, Ahmedabad, Indien)
Für Sebastian Buhl ist es die erste Teilnahme bei diesem Turnier – und sein zweiter Versuch auf der Challenge Tour. Sein Debüt im vergangenen Jahr war wenig erfolgreich. Bei 16 Starts verpasste Buhl acht Mal den Cut und landete nur zwei Mal unter den ersten 40. Dies lag daran, dass er bei 48 Runden lediglich fünf Mal unter 70 blieb. Immerhin kamen vier davon zum Ende der Saison, so dass zu hoffen ist, dass er diese Tendenz bestätigen kann. Doch allen schlechten Erfahrungen aus 2011 zum Trotz muss für einen Sebastian Buhl in Normalform der Cut Pflicht sein. Schließlich sind von den 114 Startern 53 nationale Einladungen, die eigentlich nicht das Niveau haben dürfen um mitzuhalten.
Maximilian Kieffer
(The Gujarat Kensville Challenge, Challenge Tour, Ahmedabad, Indien)
Für Max Kieffer sind die Voraussetzungen im Grunde genommen genau wie für Sebastian Buhl. Mit dem kleinen Unterschied, dass Kieffer seit seinen zweiten Platz bei der Challenge de France im vergangenen Jahr höhere Ambitionen hat. Insofern wäre alles andere als ein besserer Mittelfeldplatz schon ein kleiner Rückschlag.
Allen John
(The Gujarat Kensville Challenge, Challenge Tour, Ahmedabad, Indien)
Von allen deutschen Startern an diesem Wochenende kann Allen John am Entspanntesten an den Start gehen. Niemand erwartet von dem Challenge-Tour-Rookie, der nur als Nachrücker von der epd-Tour seine Tourkarte erhalten hat, irgend etwas. Jeder weiß, wie schwierig es für einen Golfer ist, bei seinem nächsten Karriereschritt Fuß zu fassen, insofern wird Allen John das Ganze sicherlich als Lerneffekt sehen um die neue Umgebung kennen zu lernen. Und sollte am Ende dabei noch ein geschaffter Cut herausspringen: umso besser.

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