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Week in Review: Ausgabe 5/2012

6 Februar 2012 270 views Kein Kommentar

Ein Walker ohne Cup

Über das sensationelle Comeback von Kyle Stanley bei der Phoenix Open nach seiner brutalen Niederlage in der Vorwoche ist schon alles gesagt und geschrieben worden. Eines allerdings noch nicht: wie hart dieser Sieg für einen Mann namens Rickie Fowler sein muss. Warum? 2007 trat Fowler erstmals im Walker Cup an. Mit ihm im Team debütierten damals Dustin Johnson und Webb Simpson, die sich mittlerweile zur absoluten Weltspitze entwickelt haben. Colt Knost holte zwei Siege auf der Nationwide Tour, Jamie Lovemark immerhin einen. Chris Kirk gewann mit der Viking Classic letztes Jahr sein erstes PGA-Tour-Turnier. Und jetzt legte auch noch Kyle Stanley nach. Einzig Billy Horschel ist noch wie Rickie Fowler auf einer der beiden großen US-Touren sieglos. Für einen Spieler wie Fowler, der über Jahre als große Hoffnung des US-Golf gehypt wurde, muss dies extrem frustrierend sein.

Paul Lawrie und die wilde 13

17 Spieler im Feld des Qatar Masters konnten sich noch daran erinnern, wie Paul Lawrie 1999 das Turnier gewonnen hatte: Sergio Garcia, Anthony Wall, Michael Campbell, Jeev Milkha Singh, Miguel Angel Jimenez, Thomas Björn, Robert-Jan Derksen, Sören Hansen, Richard Green, Ricardo Gonzalez, David Howell, Retief Goosen, Paul McGinley, Anders Hansen, Stephen Gallacher, Sören Kjeldsen und Alex Cejka. Für alle anderen war es Neuland, den Schotten den Austern-Pokal in die Höhe stemmen zu sehen. Für den Schotten war es 1999 der zweite Sieg seiner Karriere, mittlerweile ist er bei sieben angekommen. Die 13 Jahre Abstand zwischen den beiden Siegen beim gleichen Turnier ist der zweitgrößte Abstand in der European-Tour-Geschichte. Den Rekord hält ein Landsmann: Sam Torrance gewann 1981 und dann noch einmal 1995 die Irish Open. Übrigens: Im gleichen Jahr seines ersten Qatar-Sieges holte Lawrie auch die Open Championship.

Darf ich Mama zu Dir sagen?

Für die Australierin Kristie Smith muss es ein seltsames Gefühl gewesen sein, beim Australian Ladies Masters anzutreten. Für gewöhnlich ist die 23-Jährige mit deutlich älteren Damen im Flight, dieses Mal kam sie sich vor wie eine Oma. An ihre Seite hatten die Veranstalter das ab Freitag 17-Jährige US-Phänomen Lexi Thompson und die gerade mal 14 Jahre junge Amateurin Lydia Ko gestellt, die gerade als jüngste Spielerin überhaupt ein Profiturnier gewann. Für Smith die Chance der aufstrebenden Jugend zu zeigen wo der Hammer hängt, doch am Ende waren es die Nachwuchsstars, die sich durchsetzten. Während Smith mit Runden von 74 und 70 am Cut scheiterte, wurde Ko nach einem 70-69-Start 32. und Lexi Thompson nach starkem Beginn mit 67er und 70er Runden sogar 15. Die Deutsche Caroline Masson verspielte mit einer 76er-Schlussrunde eine gute Platzierung während Stephanie Kirchmayr bei ihrem Debüt den Cut verpasste.

Ian Poulter als Klicker-Champion entthront

Wie gut, dass Paul Lawrie Golfprofi geworden ist – als Jongleur würde er heute in der Fußgängerzone von Aberdeen vor einem leeren Hut stehen. Bei der Abu Dhabi Golf Championship in der vergangenen Woche fiel ihm sein Ball auf dem Grün aus der Hand – und landete auf seinem Ballmarker. Glücklicherweise hatte sein Caddie den Vorfall verfolgt und gesehen, dass der Marker sich nicht bewegt hatte. Eine Strafe wie für Ian Poulter bei der Dubai World Championship 2010 blieb Lawrie damit erspart. Nun sollte man meinen, dass der ehemalige Open Champion daraus gelernt hat, doch weit gefehlt. In der dritten Runde des Qatar Masters fiel Lawrie Zitterhands wieder der Ball aus den Fingern – und landete erneut punktgenau auf dem Ballmarker. Dieses Mal gab es keine Entlastungszeugen und Lawrie musste sich wohl oder übel statt seines Birdie auf Loch 10 nur ein Par aufschreiben. Zum Glück siegte der Schotte so überlegen, dass es ihn nichts kostete. Dennoch sollte ihm mal jemand eine Tube Handballharz schicken.

Die USGA stellt eine Green Card aus

Bisher war es so, dass der Sieger der U.S. Amateur Championship automatisch eine Spielberechtigung für die nächste U.S. Open und die Open Championship erhielt. Der Sieger der Amateur Championship hingegen durfte sich die U.S. Open nur am Fernseher anschauen. Diese Ungerechtigkeit hat die United States Golf Association jetzt beendet. Als erstes kommt der Australier Bryden Macpherson in den Genuss der neuen Regelung. Auch bei den Damen wird die Benachteiligung aufgehoben und die Engländerin Lauren Taylor darf 2012 bei der U.S. Women’s Open um den Titel mitspielen.
Als weitere Förderung des Amateursport beschloss die USGA zudem den Ersten der Amateur-Weltrangliste zum Ende jedes Kalenderjahres einen Platz in den jeweiligen U.S. Opens zu erlauben. Damit darf sich auch Lydia Ko (sihe oben) in diesem Jahr an der U.S. Women’s Open versuchen.

Kaymer-Power

Jedes Jahr erstellen die Sportmarketingfirmen CSE und Horrow Sports Ventures ihre Power 100 Liste der wichtigsten Sportler der (US-zentrierten) Welt. Aus einem Pool von 3000 Sportlern wählen sie laut ihrer Methodik die 600 erfolgreichsten des letzten Jahres aus und untersuchen anhand von Statistiken, der Popularität der Sportler und ihres Sports sowie der Social Media Präsenz und einigen anderen Faktoren die mächtigsten von ihnen. Bis vor einigen Jahren konnte man sich darauf verlassen, dass Tiger Woods oben steht und in seinem Fahrwasser zahlreiche Golfer mit nach oben gespült werden. 2012 finden sich in den Top 100 nur acht Golfer, in den Top 10 kein Einziger. Der Bestplatzierte ist logischerweise der Weltranglistenerste Luke Donald auf Platz 11, direkt vor Tiger Woods. Etwas überraschend findet man den perfekt zu vermarktenden Rory McIlroy nur als fünftbesten Golfer auf Platz 21 – hinter Phil Mickelson (#18) und Lee Westwood (#19). Dahinter muss man dann schon bis auf Rang 71 runterscrollen um den nächsten Golfer zu finden – und der ist kein Geringerer als Martin Kaymer. Der Grund dafür ist, dass die Liste aufgrund der Leistung der letzten zwei Jahre erstellt wurde. Bester Deutscher ist aber natürlich ein anderer: Dirk Nowitzki als 24.

Blame Canada!

Es ist nichts wirklich Neues, was ein anonymer Internetnutzer auf verschiedenen Golf-Webseiten in den Kommentaren postete: Die Gerüchte, dass Phil Mickelson ein Problem mit Spielsucht und ein uneheliches Kind haben soll, sind ebenso alt wie haltlos. Dennoch ließen sie bei Mickelson den Geduldsfaden reißen. Er verklagt einen kanadischen Internetprovider, zu dem die IP-Adresse des Übeltäters zurückzuverfolgen war nachdem Mickelson erfolgreich eine Verfügung gegen Yahoo erwirkt hatte, auf Herausgabe der Identität des Schmierenfinks. Ein wenig befremdlich ist allerdings, dass Mickelson nicht auch darauf klagte, die rufschädigenden Kommentare bei Yahoo entfernen zu lassen. Diese sind bis heute immer noch frei einsehbar.

N(oh), N(oh), N(oh)

Man stelle sich folgendes vor: Sie sind im Supermarkt einkaufen. Plötzlich tauchen Mark Medlock und Daniel Küblböck auf, holen ein Mikro raus und singen lautstark ihren einzigen Hit, den sie je gemacht haben weil sie der Meinung sind weil die Leute so verrückt waren in einem unbedachten Impuls einst ihre CD zu kaufen, müssen sie sich auch über ein Improv-Konzert freuen – auch wenn die Musik noch so schlecht ist. So ähnlich war es am vergangenen Wochenende an Loch 16 der Phoenix Open (das im Verlauf des Turniers über 400.000 Zuschauer zählte) als Bubba Watson und Ben Crane ihren “Hit” Oh, oh, oh, oh zum Besten gaben. Die Reaktion des leicht begeisterungsfähigen (weil betrunkenen) Publikums hielt sich allerdings in Grenzen: Bubbas Aufforderung zum Mitsingen verhallte bis auf die letzten Worte ungehört. Merke: Betrunkene Studis wollen Geschenke, keine Konzerte.

Munition für Verschwörungstheoretiker

Eigentlich hätten wir am vergangenen Wochenende erfahren sollen, wer den olympischen Golfplatz für Rio 2012 baut. Eine Woche lang hatten sich R&A-Chef Peter Dawson und seine drei Komitee-Kollegen die Präsentationen der acht Finalisten angehört. Und dann? Dann verlaufen sich die Spuren im Sande. Fakt ist nur, dass man die Bekanntgabe des Gewinners bis zur IOC-Tagung im März verschob. Was der Grund war, ließ man offen. Theorien gibt es viele. Die einen glauben, das Quartett konnte sich nicht einstimmig auf einen Gewinner einigen. Andere wiederum wollen in der Wortwahl erkannt haben, dass man einen Gewinner gefunden hat und nur die Bekanntgabe in einen größeren Rahmen verlegen wollte. Geoff Shackelford vertritt die These, dass der Gewinner ein Außenseiter ist und man für die Entscheidung eine Rückversicherung braucht. Und schließlich gibt es dann ja noch die Fraktion, die befürchtet die Einbindung des IOC führt dahin, dass doch wieder die Schmiergeldzahlungen entscheiden. Die Wahrheit werden wir wohl nie erfahren. Zumindest aber hat man auch den Architekten nicht mitgeteilt warum die Bekanntgabe verschoben wurde und ob man den Job erhalten hat oder nicht.

For Whom the Belly Tolls

In der neuen Ausgabe von Golf World Monday berichtet Ron Sirak von Überlegungen der USGA und R&A über ein eventuelles Verbot der Belly Putter nachdenken zu wollen. Es gibt nur ein Problem: Das Ganze wird nie passieren. So wie die Lobbyisten der Golfindustrie immer wieder erfolgreich verhindert haben, dass der absurd weite Ballflug eingedämmt wird, werden sie auch hier alles unternehmen um dieses Vorgehen zu unterbinden. Denn der Belly-Putter ist längst zum Hoffnungsschimmer der darbenden Industrie geworden wie die New York Times berichtet. Seit 2003 hat sich der Umsatz mit Puttern in den USA rapide reduziert, von 200 Millionen Dollar auf 141 Millionen. Doch die Langstiel-Putter lassen die Verkäufe wieder ankurbeln, so produziert True Temper laut der New York Times 2012 500.000 lange Putterschäfte – 2010 waren es gerade mal 60.000. Von daher werden wir sicher noch lange mit den Bellys und Broomsticks leben müssen. Denn im Duell zwischen der – wie es gerne genannt wird – Integrität des Golfsports und dem Profit wird immer der Profit die Oberhand behalten.

…and not for something completely different

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