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U.S. Open 2012: Statistiken und Randnotizen der ersten Runde

15 Juni 2012 1.108 views Kein Kommentar

Cart-Fieber

Es war eine der Geschichten der U.S. Open bisher: Die erste Runde von Casey Martin, der aufgrund seiner schweren Beinkrankheit vor 15 Jahren sein Recht auf die Benutzung eines Carts einklagte. Glücklicherweise schaffte es die Regie der TV-Übertragung einige Bilder von Martin zu zeigen, bei denen auch der letzte Zweifler überzeugt sein müsste, dass dieser Mann dieses Cart verdient hat. Wenn Martin sich auf dem Grün bewegte, konnte man bei jedem Schritt die Anstrengung mitfühlen. Seine 74, die er am Ende spielte, kann daher gar nicht hoch genug eingeschätzt werden (ein Video seines sympathischen Auftritts im Pressezentrum nach der Runde findet sich “>hier. Das Erstaunliche der ersten Runde war allerdings, dass Martin nicht der Einzige war, der ein Cart benutzte. Auch Phil Mickelson und Dustin Johnson griffen auf die Dienste des Elektromobils zurück – allerdings nicht ganz freiwillig. Mickelson verlor seinen ersten Abschlag und musste ebenso zurückkutschiert werden wie Dustin Johnson an seinem zweiten Loch. Jungs, schon mal was von einem provisorischen Ball gehört?

Fly like an (Double)-Eagle

Es ist kaum zu glauben, aber wenn man den offiziellen Aufzeichnungen der USGA trauen darf (und es gibt keinen Grund daran zu zweifeln), gab es in 117 Jahren U.S.-Open-Geschichte bis gestern erst zwei Albatrosse und beide stammen aus der jüngeren Geschichte. 1985 lochte T.C. Chen in Oakmont an Loch 2 mit dem zweiten Schlag ein, und vor zwei Jahren gelang das gleiche Kunststück Shaun Micheel an Loch 6 in Pebble Beach. Jetzt zog Nick Watney nach. An Loch 17 gelang ihm ein Zauberschlag, der seine Runde rettete. An der 9 gestartet, bereits drei über Par liegend und die ultraschwierigen Löcher 1-6 noch vor sich, brachte sich der Amerikaner mit dem Albatross ins Rennen zurück. Und glücklicherweise ist alles auf Video festgehalten:

Tiger-Mania

Für Alan Shipnuck sind die U.S. Open bereits gelaufen. Nachdem sich Tiger Woods mit einer 69 ideal positionierte, will der Golfjournalist ihm schon die Trophäe der USGA überreichen. Ein wenig voreilig, besonders wenn man bedenkt, dass der Olympic Club berühmt dafür ist, dass die Außenseiter gewinnen. Tatsächlich war es für Woods der beste Start in die U.S. Open seit er 2002 auf dem Weg zum Sieg mit einer 67 eröffnete. Allerdings ist seine U.S.-Open-Bilanz nicht ganz perfekt wenn er mit einer Runde in den 60ern eröffnet: 1999 machte er aus einer 68 am Ende nur den vierten Platz. Insgesamt konnte Woods von 20 Majors, die er mit einer Runde unter Par eröffnete, neun siegreich nach Hause bringen.

Verwirrung um den Cut

Bisher galt bei der U.S. Open die Regelung, dass die besten 60 sowie alle Spieler, die innerhalb von zehn Schlägen zum Führenden liegen, den Sprung ins Wochenende schaffen. Das ist in diesem Jahr anders. Ohne große offizielle Ankündigung (die Spieler wurden nur auf dem Anmeldeformular informiert, das so gut wie niemand liest), fiel die 10-Schläge-Regel weg – ein Umstand, den einige von ihnen erst nach der Runde erfuhren und für etliche Spitzenspieler relevant werden dürfte, die sich bisher damit noch nicht beschäftigt hatten. Die Gründe dafür wurden nicht direkt genannt, dürften aber zum Einen der Entwicklung der letzten Jahre und zum anderen den Eigenheiten des Olympic Golf Club geschuldet sein. Weil hier das Tee 9 am Clubhaus liegt, wird von der 1 und der 9, nicht wie sonst üblich von 1 und 10 gestartet. Dies würde am Wochenende zu großen Problemen führen, sollten die Felder zu groß ausfallen (1996 schafften 108 Spieler den Cut), da sich die Spieler mittlerweile wie Schnecken über den Platz bewegen. Insbesondere das Loch 7, auf dem die Spieler das Grün des Par 4 angreifen können, ist ein Engpass. Die Gruppe um Tiger Woods, Bubba Watson und Phil Mickelson musste am Abschlag gestandene 20 Minuten warten bis das Loch geräumt war (andere Gruppen gingen vorbildlicher vor und ließen die Spieler am Tee abschlagen während sie auf dem Grün waren) und kam am Ende in der sensationellen Zeit von 5 Stunden und 20 Minuten ins Ziel. Kann jemand mal John Paramor Bescheid geben?

Rorys schwarzer Tag

Auf dem Weg zu seiner 77, die eine Titelverteidigung nahezu ausgeschlossen macht, ging bei Rory McIlroy vom Tee zum Grün relativ wenig zusammen. Der Nordire traf gerade einmal sechs Grüns, oder anders formuliert: er verfehlte sage und schreibe 12 Greens in Regulation. Was für ein Unterschied zu seinem dominanten Sieg vom Vorjahr. Damals verfehlte McIlroy nur zehn Grüns – im gesamten Turnier. Damit bildete McIlroy allerdings noch lange nicht das Ende des Feldes: Retief Goosen und Michael Campbell trafen nur drei Grüns, wobei sich der Südafrikaner dabei mit einer 75 noch als Scramble-König erwies.

Ein echtes Monster

Für gewöhnlich sind die Par 5s die Löcher an denen die Profis erwarten, ein Birdie zu machen. Nicht so Loch 16. Das mit 670 Yards längste Loch der bisherigen U.S.-Open-Geschichte sieht nicht nur auf der Scorekarte Respekt einflößend aus, es spielt sich auch so. Mit einem Schlagdurchschnitt von 5.56 war es nach dem brutalen Loch 1 das zweitschwierigste Loch des Tages. Gerade einmal sechs Birdies (Alberto Sanchez, Keegan Bradley, Matthew Baldwin, Rafael Cabrera-Bello, Mark Wilson und Michael Campbell) fielen hier. Dagegen standen Triplebogeys von Ernie Els, Olin Browne, Brian Harman und Mark McCormick.

Bogey-Train

Wer am Donnerstag zwei Birdies in Folge verzeichnen konnte, durfte sich schon über eine absolute Rarität freuen. An Bogey-Serien mangelte es dagegen nicht. Den Vogel schoss dabei Brian Rowell auf seinem Weg zu einer 86 ab. An Loch 1 gestartet, begann der Amerikaner mit zwei Bogeys bevor er sein erstes Par verzeichnen konnte. Doch dann ging es richtig los: von der 4 bis zur 9 und dazu noch die 11 und die 12 spielte er in Bogey. Und das Loch dazwischen? Ein elegantes Triplebogey.

Kaltstart

Für Phil Mickelson ist und bleibt die U.S. Open sein Kryptonit. Kein anderes Turnier möchte er so gerne gewinnen und kein anderes Turnier hat ihn öfter auf den Boden gezwungen. Zumindest die Pein, nur knapp am Sieg vorbeigeschrammt zu sein, sollte ihm in diesem Jahr erspart bleiben. Nach einer 76, die nur ein einziges Birdie verzeichnete, hat er mit dem Titel nichts mehr zu tun: Seit 25 Jahren konnten niemand mit einem so hohen Score in der ersten Runde noch den Titel holen. Für das Neumitglied der Hall of Fame war es der schlechteste U.S.-Open-Start seiner Karriere. Nur 1996 in Oakland Hills hatte er ebenfalls eine 76 nach Runde 1 auf der Scorekarte. Es war allerdings nicht die schlechteste U.S.-Open-Runde seiner Karriere. Die stammt auch weiterhin aus seiner Jugendzeit: 1994 hatte er eine 79. Zudem kam er 2005, 2007 und 2011 jeweils einmal mit einer 77 ein.

Weltspitze?

79-77-73-69-78: Die Top 5 der Welt waren zusammen 26 über Par. Einzig Tiger Woods und mit Abstrichen Lee Westwood konnten ihrer Spitzenposition in der Weltrangliste am Donnerstag gerecht werden. Luke Donald, Rory McIlroy und Bubba Watson hingegen können schon einmal vorsichtig nachschauen wie die beste Flugverbindung nach Hause ist. Denn gemessen an den Ergebnissen der ersten Runde dürfte der Cut irgendwo zwischen +7 und +9 liegen, was die drei schon beinahe in Zugzwang bringt mindestens Even Par am Freitag zu schießen. Wie schwierig das sein wird, hat man am Donnerstag gesehen. Gerade einmal 14 Spielern gelang dieses Kunststück.

Amateurhaft

Die Schlagzeilen der Frühphase der ersten Runde gehörten Beau Hossler. Der 17-Jährige Schüler der Santa Margarita High spielte sich mit einer 70 auf die Spitze des Leaderboards – bizarrerweise jedoch nicht in die Herzen der Regie von ESPN, die nicht ein Bild von ihm zeigten. Hossler, der sich bereits im vergangenen Jahr für die U.S. Open qualifizierte. Damit führt er eine durchaus beeindruckende Runde von Amateuren an, die am Donnerstag gute Ergebnisse einfuhren. Alberto Sanchez liegt mit einer 72 auf Platz 23 und Jordan Spieth liegt nach einer 74 auf Augenhöhe mit Martin Kaymer. Nur für den 14-Jährigen Andy Zhang war die Aufregung wohl etwas viel. Er spielte eine 79, kann aber immerhin von sich behaupten, auf einem Niveau mit dem Weltranglistenersten Luke Donald zu liegen.

Ungewohnte Aussicht

Es ist eine ziemliche Untertreibung wenn man die 66er Runde von Michael H. Thompson eine Überraschung nennt. Der 27-Jährige hatte bisher gerade einmal zwei Major-Starts zu Buche stehen. Die Ergebnisse 73-78-74-73-73-72. Der gestrige Donnerstag war seine erste Major-Runde überhaupt, die er unter Par absolvierte – und dann gleich so. Doch noch erstaunlicher wird es, wenn man sich seine Ergebnisse des gesamten Jahres anschaut. Nur ein einziges Mal, in der zweiten Runde der Sony Open im Januar, konnte Thompson ein besseres Ergebnis als 66 aufweisen. Insgesamt war es der sechstbeste Score seiner bisherigen Karriere auf der PGA Tour. Kein Wunder, dass die Wettbüros ihm nicht zutrauen die Führung bis Sonntag zu verteidigen. Für einen Euro Einsatz auf seinen Sieg gibt es noch immer 22 Euro Gewinn. Damit rangiert Thompson nur auf Platz 8 der Liste, die angeführt wird – natürlich – von Tiger Woods. (5:2)

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