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José-Maria Olazábals Pick-Kandidaten im Vergleich

27 August 2012 541 views 8 Kommentare

Wenn José-Maria Olazábal am Mittag seine zwei Captain’s Picks bekannt gibt, hatte er wie sein US-Kollege die Qual der Wahl. Während Davis Love III allerdings eher Probleme hat zu entscheiden wen er nicht mitnimmt, sehen die Alternativen bei den Europäern weniger stark aus. Denn gegen jeden der 8 ernsthaften Kandidaten (oder zumindest gegen 7 von ihnen) lassen sich leicht Argumente finden warum sie ein Wackelkandidat sein könnten. Dennoch gibt es natürlich einige Kriterien an denen sich der Spanier orientieren wird. Also schauen wir doch einfach mal, wer diese Kriterien am Besten erfüllt und ob sich danach die Favoriten auf den Job ausmachen lassen.

Die European Points List

Auch wenn die europäische Punkte-Liste bei der Wahl eigentlich ein wenig außen vor sein sollte, kann man sie nicht komplett ignorieren. Denn neben der Leistung spiegelt sich hier auch die Treue zur European Tour wieder – ein Punkt, den man nicht ganz außer Acht lassen kann, denn auch wenn es auf dem Papier um den Kampf zwischen den USA und Europa geht, ist der Ryder Cup für viele Offizielle in erster Linie ein Wettstreit zwischen der PGA Tour und der European Tour

  1. Nicolas Colsaerts 1.755.377,25
  2. Gonzalo Fernandez-Castano 1.613.602,38
  3. David Lynn 1.563.740,28
  4. Rafael Cabrera-Bello 1.494.744,62
  5. Marcel Siem 1.375.518,30
  6. Ian Poulter 1.290.985,55
  7. Thomas Björn 1.210.207,67
  8. Padraig Harrington 868.089,11

World Points List

Wie wichtig Olazábal diese Liste ist, zeigte sich daran, dass er sie in den neuen Qualifikationskriterien als entscheidende Liste gewählt hat. Entsprechend dürfte die hier vorhandene Reihenfolge auch großen Einfluss auf die Wahl seiner Wild Cards haben.

  1. Poulter 171,64
  2. Colsaerts 161,98
  3. Cabrera-Bello 144,20
  4. Lynn 143,01
  5. Fernandez-Castano 134,93
  6. Björn 129,34
  7. Siem 125,14
  8. Harrington 107,40

Weltranglistenpunkte 2012

Vielleicht noch wichtiger als die World Points List, die ja bekanntlich schon seit dem 1.September 2011 geführt wird, ist die Form seit Jahresbeginn. Denn die Ergebnisse vor der langen Winterpause können irreführend sein, siehe Paul Casey. Entsprechend werden diese Zahlen von Olazábal eine große Aufmerksamkeit bekommen.

  1. Colsaerts 141,70
  2. Poulter 123,56
  3. Cabrera-Bello 111,03
  4. Siem 107,84
  5. Harrington 93,70
  6. Lynn 93,28
  7. Björn 72,39
  8. Fernandez-Castano 42,09

Ergebnisse in den letzten 8 Wochen

Idealerweise würden die Kapitäne ihre Wildcards erst in drei Wochen verteilen – schließlich will man ja in erster Linie Spieler aufstellen, die aktuell eine gute Form haben und nicht ihren Höhepunkt schon im Frühjahr oder Sommer erlebten. Daher werden Olazábal und seine Vize-Kapitäne einen großen Augenmerk darauf legen, welche Ergebnisse die Spieler in den letzten Wochen eingefahren haben.

  1. Poulter 36 – 3 – 29 – 9 – 4
  2. Lynn 26 – 2 – 36 – 4
  3. Harrington 19 – 18 – 19 – 39 – 16
  4. Colsaerts 19 – 7 – MC – 45 – 7 – 36 – 11
  5. Siem 19 – 36 – 60 – MC – 29 – 1
  6. Cabrera-Bello 10 – MC – 29 – 81 – 47 – 57
  7. Björn 10 – 48 – 40 – 54 – MC
  8. Fernandez-Castano 62 – 55 – 54 – 31

Major-Ergebnisse

Der Ryder Cup ist eine der größten Bühnen im Golfsport – entsprechend ist auch der Druck auf die Spieler enorm. Vergleichbar damit sind eigentlich nur die Majors, die ähnlich im Interesse der Öffentlichkeit stehen und von den Spielern um jeden Preis gewonnen werden wollen. Es ist also sehr relevant, wie die Kandidaten bei diesen vier Highlights abgeschnitten haben.

  1. Poulter 7 – 41 – 9 – 3
  2. Harrington 8 – 4 – 39 – 18
  3. Lynn NA – NA – NA – 2
  4. Colsaerts NA – 27 – 7 – MC
  5. Björn 37 – MC – 54 – 48
  6. Siem NA – NA – MC – 36
  7. Fernandez-Castano 61 – MC – 54 – 62
  8. Cabrera-Bello NA – MC – 81 – MC

Ryder Cup Erfahrung

Es gibt Rookies, die unmittelbar beim Ryder Cup einschlagen wie Sergio Garcia oder im letzten Jahr Rickie Fowler. Aber die Mehrheit der Spieler braucht erst einmal ein wenig Eingewöhnungszeit um auf dieser Bühne zu bestehen. Daher haben erfahrene Spieler bei den Captain’s Picks für gewöhnlich einen Vorteil.

  1. Poulter (8 Siege, 3 Niederlagen; alle 3 Einzel gewonnen)
  2. Björn (3 Siege, 2 Niederlagen, 1 Unentschieden; ungeschlagen in 2 Einzeln)
  3. Harrington (9 Siege, 13 Niederlagen, 3 Unentschieden; 3:3 in den Einzeln)
  4. der Rest

Match Play Qualität

Leider finden bei den Profis nur wenige Match Play Events statt wodurch man echte Spezialisten nur schwer herausfinden kann. Da die beiden großen Turniere auch auf den gleichen Plätzen stattfinden, kann man selbst daran nicht unbedingt ablesen ob einem der Modus liegt oder nur der Platz. Quasi Matchplay-Situationen gibt es dazu noch in Sudden-Death-Playoffs hinzu kommen Teamevents wie die Seve Trophy.

  1. Poulter (Accenture Match Play 2010, World Match Play 2011)
  2. Colsaerts (World Match Play 2012, aber Accenture in Runde 1 raus und Seve Trophy mäßig)
  3. Harrington (bei 12 Accentures nur 2 x Top 8, 2. World Match Play 2001, Open-Sieg im Playoff)
  4. Björn (bei 8 Accentures nie über dritte Runde raus, 2. World Match Play 2003, Seve Trophy ohne Punkt)
  5. Fernandez-Castano 2012 (4 seiner 5 ET-Siege im Playoff, aber beide Seve-Einzel verloren)
  6. der Rest

Driving Distance

Medinah wird ein Monster und Davis Love III wird den Platz genüsslich ausreizen angesichts von Longhittern wie Woods, Mickelson, Watson oder Bradley im Team. Es wäre für Olazábal also durchaus dienlich selber ein paar Bomber im Team zu haben um in diesem Aspekt mithalten zu können.

  1. Colsaerts 317
  2. Siem 298
  3. Harrington 293
  4. Cabrera-Bello 289
  5. Poulter 287
  6. Fernandez-Castano 286
  7. Björn 285
  8. Lynn 277

Putting

Eigentlich jeder Ryder Cup wird auf den Grüns entschieden, entsprechend sollte man viele Spieler im Team haben, die gut putten können. Leider gibt die European Tour keine perfekten Statistiken her, aber die Kategorie Putts pro Green in Regulation sollte über die Dauer einer ganzen Saison ein recht guter Indikator sein – auch wenn man auf den ersten Blick verblüfft sein wird, dass Marcel Siem bei den acht Kandidaten in Front liegt. Allerdings habe ich Harrington vor Poulter geschoben weil der Ire auf der PGA Tour bei Strokes Gained Putting deutlich vor dem Engländer liegt.

  1. Siem 1,746
  2. Fernandez-Castano 1,759
  3. Björn 1,761
  4. Lynn 1,767
  5. Cabrera Bello 1,77
  6. Colsaerts 1,771
  7. Harrington 1,788 (-0,030 SGP)
  8. Poulter 1,777 (-0,292 SGP)

Birdie Rate

Einer der wichtigsten Aspekte beim Ryder Cup ist die Fähigkeit Birdies zu erzielen. Wer drei Birdies und ein Triple-Bogey schießt ist im Lochspiel nun mal deutlich vorn gegen jemanden, der vier Pars macht. Besonders für die Fourballs sind Birdie-Maschinen gefragt. Da die European Tour diese Statistik nicht hergibt, habe ich sie für die sechs Nicht-PGA-Tour-Spieler händisch errechnet, inklusive Majors und WGCs. Dass Marcel Siem dabei die Nase vorn hat, dürfte niemanden überraschen, der seine wilden Scorekarten kennt.

  1. Siem 23,56%
  2. Cabrera-Bello 22,91%
  3. Colsaerts 21,24%
  4. Björn 21,11%
  5. Lynn 20,74%
  6. Harrington 19,39%
  7. Poulter 18,56%
  8. Fernandez-Castano 18,45%

Ergebnisse in den USA

Alle vier Jahre kommt noch ein letztes Kriterium dazu: die Erfahrung der Spieler in den USA. Zwar werden mittlerweile leider auch die europäischen Ryder Cups auf typisch amerikanischen Plätzen gespielt bei denen die Grüns hoch angespielt werden müssen, aber die unterschiedlichen Grassorten sind dennoch ein Aspekt, den man nicht unterschätzen darf.

  1. Harrington (3 PGA-Tour-Siege, darunter 1 Major, 11 Major-Top Tens)
  2. Poulter (4 Top 10s in US-Majors, darunter 2006 in Medinah)
  3. Björn (2xTop 3 in US-Majors, 3xTop 10 in WGCs)
  4. Colsaerts (6 Cuts bei 8 Starts, Top 10 Wyndham, 25 Memorial)
  5. Lynn (Platz 2 PGA Championship 2012)
  6. Cabrera-Bello (3 Cuts bei 4 Starts, 29. Bridgestone Invtl)
  7. Siem (4 Cuts bei 5 Starts, darunter U.S. Open und PGA, aber nie Top 30)
  8. Fernandez-Castano (50% Cut Quote, aber nie Top 30 bei 17 Starts)

Gesamtergebnis

67 Punkte: Nicolas Colsaerts
64 Punkte: Ian Poulter
—————————————
51 Punkte: Marcel Siem
50 Punkte: Padraig Harrington
59 Punkte: David Lynn
48 Punkte: Rafael Cabrera-Bello
—————————————
44 Punkte: Thomas Björn
35 Punkte: Gonzalo Fernandez-Castano

Stellt man aus diesen Kategorien eine Gesamtwertung zusammen indem man den Erstplatzierten 8 Punkte gibt und jedem dahinter liegenden einen weniger, ergibt sich schnell ein guter Überblick darüber, welche beiden Namen José-Maria Olazábal heute Mittag aus dem Hut zaubern wird. Natürlich wird er einige der Aspekte für wichtiger und andere für weniger wichtig halten – beispielsweise dürfte Ian Poulters Ryder-Cup-Bilanz deutlich schwerer wiegen. Aber das Bild ist so eindeutig, dass dies keine Auswirkungen auf die Picks haben wird: Ian Poulter und Nicolas Colsaerts werden mit nach Medinah fahren – es sei denn Olazábal will wie seine Amtsvorgänger mit einer umstrittenen Wild Card bereits im Vorfeld für Missstimmungen sorgen.

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8 Kommentare »

  • Exilgolfer said:

    Nachdem Du die letzten zwei Majors ja schon getippt hattest, ist das ja hier wohl entschieden :-)

    • Michael Rother said:

      Lieber Linksgolfer,
      Herr Olazábal sollte deine statistischen Auswertungen in seine Überlegungen mit einbeziehen. Das ist ja der Wahnsinn, was du hier für Daten veröffentlichst. Klasse. Ich habe mich gerade gefragt, ob Herr Olazábal so etwas wohl selber macht, oder jemanden hat der ihm diese Statistiken liefert.
      lg
      Michael

      • Linksgolfer (author) said:

        Ich glaube der Herr Olazábal hat da schon deutlich bessere Quellen als ich :-)

        • SebSwo said:

          Gehe ich auch davon aus, dass die Aufzeichnungen vom Captain ein wenig detailierter sind und über Monate sich angesammelt haben ;)

          • Linksgolfer (author) said:

            Und trotzdem ist er zu keinem anderen Resultat gekommen ;-)

            • Exilgolfer said:

              Glückwunsch. Das war aber auch nicht sooooo schwer.

              • Ulricus said:

                Glückwunsch! Muss man erst einmal schaffen, die beiden Captain Picks gut zu begründen und dann noch richtig zu prognostizieren. Jetzt geht’s nur noch darum, wer holt die entscheidenden Punkte am Sonntag, denn ich halte USA und Europa bei Vierern und Vierballs für zu ausgelichen, um hier ganz eindeutig unterzugehen und am Sonntag einen irren Rückstand aufholen zu müssen.

                • Eisbaer73 said:

                  Brillante Recherche mein Lieber! Darüber hinaus kann man sagen: Des einen Freud, des anderen Leid. Ich bin davon überzeugt, dass Siem in den Kader hätte kommen können, wenn Kaymer es nicht geschafft hätte, denn dann wäre Poulter automatisch qualifiziert gewesen und Kaymer hätte sicherlich keinen Pick des Captains bekommen. Dies wäre dann möglicherweise Siem´s Glück gewesen; einen Spieler des einwohnerstärksten Volkes in Europa sollte man ja schon im Team haben. So ist es aber eben nicht gekommen. Aber die Pick´s sind sicher nicht verkehrt.

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