Die potenziellen europäischen Vierer für den Ryder Cup

So wie bei es den amerikanischen Vierern (die Analyse der US-Vierer findet sich hier mit Phil Mickelson und Tiger Woods ein absolutes No-Go gibt, hat auch der europäische Kapitän José-Maria Olazábal eine ähnliche Situation in seinem Team: Rory McIlroy und Lee Westwood schienen einst enge Freunde zu sein, aber seit McIlroy dem gemeinsamen Manager Chubby Chandler den Laufpass gab, herrscht ein wenig Eiszeit zwischen den beiden was man zuletzt auch am vergangenen Wochenende ein wenig sah als sie in der Schlussrunde der BMW Championship zusammen spielten. Für den Spanier ist dies aber auch kein Problem, da es für Rory McIlroy mit seinem Landsmann McDowell ohnehin eine bewährte Spielpaarung gibt. Allgemein hat man das Gefühl, dass die europäischen Spieler integrationsfähiger sind und theoretisch fast jeder mit jedem könnte. Dennoch gibt es aufgrund der Historie und persönlicher Beziehungen auch hier bevorzugte Paarungen. Die Kreuze in der unten stehenden Tabelle sind somit nicht unbedingt komplette Ausschlüsse, aber es sind Paarungen, die meiner Meinung nach in den Überlegungen von Olazábal eine untergeordnete Rolle spielen werden.

Martin Kaymer
Auch wenn das Feuern von Caddies für Profigolfer zum Geschäft gehört: dass Martin Kaymer vor kurzem Christian Donald auf die Straße setzte macht ihn vielleicht nicht gerade zum idealen Spielpartner für dessen Bruder Luke. Und nachdem Ian Poulter beim letzten Ryder Cup recht unglücklich über Kaymer war, der zu ihrem Fourball kein Birdie beisteuerte (und ihn bei einem Chip fast abschoss), dürfte dieser ebenso als Spielpartner rausfallen wie Nicolas Colsaerts, da Kaymer nicht unbedingt als Mentor geeignet ist. Eine gute Möglichkeit wäre dagegen Lee Westwood mit dem Kaymer 2010 in zwei Matches zumindest ungeschlagen blieb. Und auch wenn Sergio Garcia aufgrund seiner Intensität nicht gerade perfekt für Kaymer scheint, haben sich die beiden bei den vielen gemeinsamen Werbeauftritten gut verstanden und Kaymer kommt ohnehin mit der spanischen Fraktion gut zurecht.

Sergio Garcia
Bei gleich drei verschiedenen Ryder Cups ist Garcia gemeinsam mit Westwood angetreten und dank ihrer Bilanz von 5:2 gilt es als ausgemacht, dass sie wieder zusammen spielen. Aber Garcia hat noch ein erfolgreicheres Duett geformt, mit Luke Donald: Vier Starts, vier Siege. Überhaupt wäre Garcia ein guter Partner für die Engländer – mit Ausnahme von Ian Poulter. Es wäre verschenkt, die beiden intensivsten Spieler in einen Vierer zu packen.

Graeme McDowell / Rory McIlroy
Dieses Team dürfte unantastbar sein. Bei der Seve Trophy 2009 und beim Ryder Cup 2010 spielten sie erfolgreich zusammen und die beiden sind ein untrennbares Duo. Daher gebe ich mir überhaupt keine Mühe über Alternativen nachzudenken.

Nicolas Colsaerts
Der einzige Rookie im europäischen Team dürfte einen erfahrenen Spieler zur Seite gestellt bekommen. Die erste Wahl wäre dort vermutlich Lee Westwood, der schon öfter Frischlinge eingeführt hat. Eine andere Möglichkeit wäre einer der Kontinentaleuropäer, mit denen er bereits bei der letzten Seve Trophy in einem Team war (auch wenn sie nicht als Duo gespielt haben): Francesco Molinari und Peter Hanson.

Paul Lawrie
Kaum zu glauben, dass es erst Lawries zweite Ryder-Cup-Teilnahme ist. Sein Partner damals in allen vier Matches: Colin Montgomerie. Lang, lang ist es her. Einen Landsmann wird Lawrie in diesem Jahr nicht an seine Seite bekommen, aber Peter Hanson scheint vom Typus her gut zu ihm zu passen. Ansonsten ist Lawrie wohl am ehesten ein Kandidat für einen der anderen Kontinentaleuropäer.

Luke Donald
Dass Luke Donald mit Lee Westwood 2010 Steve Stricker und Tiger Woods vermöbelte, wird Olazábal nicht entgangen sein, und auch mit Ian Poulter war er bei der letzten Auflage siegreich. Hinzu kommt seine erwähnte Bilanz mit Sergio Garcia, und vermutlich wäre der exquisite Kurzspieler Donald auch eine gute Ergänzung um Longhitter Nicolas Colsaerts in den Ryder Cup einzuführen.

Justin Rose
Bei seinem einzigen Auftritt 2008 war Rose drei Mal mit Ian Poulter gepaart und holte zwei Punkte. Entsprechend liegt diese Kombination der beiden PGA-Tour-Spieler 2012 wieder nahe – zumal sie auch schon mehrfach beim World Cup zusammen für England angetreten sind. Ansonsten wäre Rose mit Garcia oder Donald vorstellbar, der schon früh im Jahr kund tat er können sich sehr gut einem Vierer mit Rose vorstellen. Und auch der vom gleichen Ausrüster gesponserte Martin Kaymer wäre sicher eine Option.

Francesco Molinari / Peter Hanson
So leicht es 2010 war den Partner für Francesco zu finden, so schwierig ist es 2012 ohne Bruder Edoardo an seiner Seite. Erste Kandidaten sind vermutlich seine Seve-Trophy-Kollegen Colsaerts und Hanson – mit dem Schweden war er sogar schon zwei Mal im Team.

Ian Poulter
Auf dem Papier wären Poulter und Colsaerts sicherlich ein großartigen Fourball-Doppel. Die Frage ist nur ob für einen Rookie ein extrem motivierter Spieler wie Poulter eher Ansporn oder Belastung ist. Und auf der anderen Seite hat Poulter schon so viele etablierte und erfolgreiche Partner- und Freundschaften, dass es mehr als genug Auswahl gibt.

Lee Westwood
Abgesehen vielleicht von den beiden Nordiren ist Westwood mit den meisten Spielern kompatibel und hat auch schon etliche Spielpartner durchprobiert. Am wahrscheinlichsten sind wie erwähnt Donald, Garcia, Kaymer, Poulter oder die Initiation von Colsaerts in die Ryder-Cup-Atmosphäre.

	N.C.	L.D.	S.G.	P.H.	M.K.	P.L.	G.M.	R.M.	F.M.	I.P.	J.R.	L.W.
Nicolas Colsaerts		O	X	O	X	O	X	X	O	X	X	O
Luke Donald	O		O	X	X	X	X	X	X	O	O	O
Sergio Garcia	X	O		X	O	X	X	X	X	X	O	O
Peter Hanson	O	X	X		O	O	X	X	O	X	X	X
Martin Kaymer	X	X	O	O		O	X	X	X	X	O	O
Paul Lawrie	O	X	X	O	O		X	X	O	X	X	X
Graeme McDowell	X	X	X	X	X	X		O	X	X	X	X
Rory McIlroy	X	X	X	X	X	X	O		X	X	X	X
Francesco Molinari	O	X	X	O	O	O	X	X		X	X	X
Ian Poulter	X	O	X	X	X	X	X	X	X		O	O
Justin Rose	X	O	O	X	O	X	X	X	X	O		X
Lee Westwood	O	O	O	X	O	X	X	X	X	O	X
	N.C.	L.D.	S.G.	P.H.	M.K.	P.L.	G.M.	R.M.	F.M.	I.P.	J.R.	L.W.

Für José-Maria Olazábal wird die Aufstellung vermutlich problematischer als für Davis Love III. Denn er hat mit den beiden Mcs, Ian Poulter, Sergio Garcia, Lee Westwood und Luke Donald sechs Spieler im Team, denen er vermutlich am Liebsten in jedem Match das Vertrauen schenken möchte. Das würde aber bedeuten, dass mindestens zwei Spieler am ersten Tag nicht zum Einsatz kämen. Es wäre vermutlich die stärkste Aufstellung dies so zu tun, aber es ist schwer vorstellbar, dass der Spanier dies so tut. Daher wird für ihn vermutlich die Leistung in den Foursomes großen Einfluss auf die Zusammenstellung seiner Fourballs nehmen. Ohne diesen Luxus ausgestattet, geht meine Aufstellung-Spielerei (mehr kann es nun mal nicht sein) von der Prämisse aus, dass jeder einmal am ersten Tag zum Einsatz kommt.

Die Aufstellung von José-Maria Linksgolfer

Foursomes
Rory McIlroy / Graeme McDowell
Ian Poulter / Lee Westwood
Sergio Garcia / Luke Donald
Paul Lawrie / Peter Hanson

Fourballs
Rory McIlroy / Graeme McDowell
Ian Poulter / Justin Rose
Sergio Garcia / Martin Kaymer
Francesco Molinari / Nicolas Colsaerts