Match Play

Das gesamte System der Weltrangliste beruht darauf, dass man mehr Punkte erhält je mehr gute Spieler man besiegt. Nur für zwei Turniere gilt dies nicht: die World Golf Match Play Championship und das Accenture Match Play. Um eines dieser Turniere zu gewinnen muss man nicht etwa 100, 50, 25 oder auch nur 10 Spieler hinter sich lassen: Alles was man tun muss ist 6 (!) Spieler zu besiegen. Theoretisch muss man dabei noch nicht einmal einen Spieler der Top 10 der Welt besiegen, kann in jeder Runde die zweitschlechteste Runde aller verbliebenen Teilnehmer spielen – und bei der World Golf Match Play Championship sich sogar eine Niederlage erlauben. Und dafür gibt es dann zwischen 50 und 76 Weltranglistenpunkte – irgendetwas geht da nicht ganz zusammen. Doch wie kann man eine fairere Bewertung herstellen, die erstens die hohe Bedeutung dieser Turniere reflektiert, zweitens die Platzierung berücksichtigt und drittens aber auch darauf eingeht wie stark die Konkurrenz war, die man tatsächlich besiegt hat. Mein Vorschlag: eine Kopfprämie.

Aktuell werden die Weltranglistenpunkte nach Runden festgelegt. Jeder, der im Halbfinale rausfliegt bekommt x-Punkte, jeder der im Viertelfinale rausfliegt y und so weiter. Dies nimmt weder Rücksicht auf die Konkurrenz, die in direkten Duellen ausgeschaltet wurde noch – im Fall der World Golf Championship – ob man in der Gruppenphase alles gewonnen hat oder kein Match (wie 2011 der spätere Sieger Ian Poulter). Natürlich darf es nicht sein, dass ein Halbfinalist weniger Weltranglistenpunkte bekommt als ein Viertelfinalist, dennoch gibt es genügend Spielraum um das aktuelle Modell zu modifizieren und interessanter zu gestalten. Für das Accenture Match Play sähe mein Vorschlag folgendermaßen aus:

  • Platz 1-10 der Setzliste erhalten eine Kopfprämie von 4 OWGR-Punkten
  • Platz 11-20 der Setzliste erhalten eine Kopfprämie von 3 OWGR-Punkten
  • Platz 21-32 der Setzliste erhalten eine Kopfprämie von 2 OWGR-Punkten
  • Platz 33-64 der Setzliste erhalten eine Kopfprämie von 1 OWGR-Punkt

Für jeden ausgeschalteten Spieler erhält der Sieger die dazugehörige Punkteprämie gutgeschrieben. Dies ist natürlich ein Vorteil für “schlechtere” Spieler, da sie in der ersten Runde einen besseren Gegner haben und daher mehr Punkte bekommen können. Aber das ist eigentlich nur ein fairer Ausgleich dafür, dass das Bracket so gesetzt wird, dass die Bestplatzierten der Weltrangliste die vermeintlich leichtesten Gegner bekommen.

Dies alleine wären allerdings etwas wenig Punkte und früher Ausgeschiedene könnten besser abschneiden. Daher gibt es für verschiedene Stufen Bonuspunkte. Wer bis zur 3. Runde kommt, erhält 3 Bonuspunkte, wer bis ins Viertelfinale kommt erhält 8, Halbfinalisten bekommen 15, der Zweitplatzierte 30 und der Sieger 50 Punkte zu der Kopfprämie dazu. Was bedeutet dies konkret?


Ergebnis Punkte 2011 Alternativvorschlag
Sieglos 2,05 Punkte 0 Punkte
2. Runde 4,42 Punkte 1-4 Punkte
Achtelfinale 8,88 Punkte 5-9 Punkte
Viertelfinale 14,82 Punkte 11-18 Punkte
4. Platz 22,8 Punkte 19-29 Punkte
3. Platz 30,4 Punkte 20-33 Punkte
2. Platz 45,6 Punkte 35-48 Punkte
1. Platz 76 Punkte 56-72 Punkte

Wie man sieht: In Jedem Szenario wird der weiter gekommene Spieler mehr Punkte bekommen. Man sieht auch, dass jemand, der den härtesten Weg siegreich bestreitet, am Ende kaum weniger Punkte bekommt als bisher. Wer jedoch nur leichtere Gegner besiegen muss, wird auch leichte Abschläge hinnehmen müssen – und wer in der ersten Runde fliegt bekommt 0 Punkte – ganz so wie es sein sollte. In der Regel würden etwas weniger Punkte verteilt wie bisher, aber das ist angesichts des kleineren Feldes nur fair. Konkret am Beispiel 2011 gerechnet hätte die Punkteverteilung so ausgesehen: Luke Donald hätte 62 statt 76 Punkte erhalten, Martin Kaymer 41 statt 45,6, Matt Kuchar 23 statt 30,4. Ganz leicht mehr Punkte hätten erhalten Y.E. Yang (15 statt 14,82) sowie Jason Day, Matteo Manassero und Ben Crane (9 statt 8,88).

Der korrespondierende Vorschlag für die World Golf Match Play Championship sähe so aus: Die Top 8 der Setzliste erhalten drei Punkte Kopfprämie, die 8 dahinter zwei Punkte und die letzten 8 einen Punkt. (eine Besonderheit hierbei: in der Gruppenphase gibt es geteilte Matches. Hierbei würde der kombinierte Punktewert geteilt durch 4 die Kopfprämie ergeben). Dabei entstehen folgende Möglichkeiten:


Ergebnis Punkte 2011 Alternativvorschlag
Gruppenphase raus 2,4 Punkte 0 Punkte
Achtelfinale 6,08 Punkte 0,75-5 Punkte
Viertelfinale 10,14 Punkte 5,75-12 Punkte
Halbfinale 18,2 Punkte 12,75-21 Punkte
2. Platz 31,2 Punkte 23,75-34 Punkte
1. Platz 52 Punkte 34,75-47 Punkte

Für 2011 hätte dies folgende Auswirkungen gehabt: Ian Poulter hätte für seinen Sieg 42 statt 52 Punkte bekommen, Luke Donald für Platz zwei 30 statt 31,2 und die im Halbfinale ausgeschiedenen Martin Kaymer und Nicolas Colsaerts wären statt auf 18,2 auf 16 bzw. 19 Punkte gekommen.

Von allen Vorschlägen, die im Rahmen dieser Weltranglisten-Analyse von mir aufgelistet werden, wäre dies eine der ersten, die ich umsetzen würde. Es gäbe den Matches zusätzlichen Anreiz, ist gegenüber Full Field Events fairer und stoppt den Protektionismus für die Top 64, die Punkte erhalten selbst wenn sie in der ersten Runde mit 9&8 nach Hause geschickt werden. Auch wenn die Auswirkungen deutlich geringer sind als beispielsweise die Verkürzung des Ermittlungszeitraums, wäre dies für mein Empfinden eine äußerst wirkungsvolle Anpassung. (und würde daraufhin sogar für Laien verständlich sein, denen man nur den Punkt mit der Kopfprämie und den Bonuspunkten geben muss und sie könnten sofort die erreichte Punktzahl im Kopf ausrechnen). Einziger kleiner Nachteil: Man müsste die Formel Jahr für Jahr mit Rücksicht auf die Stärke des Teilnehmerfeldes leicht modifizieren, damit niemand auf die Idee kommt, die Felder mit Kanonenfutter aufzufüllen.

Folgendermaßen sähe die Weltrangliste nach Implementierung des dritten Teils jetzt aus:

Jahreswertung OWGR
1. Luke Donald 12.39 (-) 10.29
2. Rory McIlroy 10.51 (+1) 8.00
3. Webb Simpson 7.89 (+7) 5.15
4. Adam Scott 7.48 (+1) 5.66
5. Lee Westwood 6.76 (-3) 7.81
6. Martin Kaymer 6.26 (-2) 6.78
7. Jason Day 6.20 (+1) 5.23
8. Sergio Garcia 5.66 (+9) 4.01
9. Charl Schwartzel 5.62 (-) 4.88
10. Steve Stricker 5.58 (-4) 5.56
11. Dustin Johnson 5.51 (-3) 5.48
12. K.J. Choi 5.23 (+2) 4.46
13. Nick Watney 5.19 (-) 4.86
14. Keegan Bradley 4.91 (+17) 3.34
15. Gonzalo Fernandez-Castano 4.68 (+34) 2.77
16. Simon Dyson 4.61 (+12) 3.30
17. Thomas Björn 4.50 (+17) 3.20
18. Bae Sang-Moon 4.44 (+12) 3.33
19. Justin Rose 4.44 (-) 3.99
20. John Senden 4.19 (+21) 2.92
21. David Toms 4.16 (+5) 3.61
22. Matt Kuchar 4.16 (-12) 4.90
23. Fredrik Jacobson 4.13 (+18) 3.15
24. Alvaro Quiros 4.08 (-2) 3.79
25. Jason Dufner 4.05 (+6) 3.31
26. Bill Haas 4.01 (+1) 3.53
27. Phil Mickelson 3.98 (-11) 4.68
28. Bo Van Pelt 3.88 (+1) 3.48
29. Rickie Fowler 3.81 (+2) 3.35
30. Darren Clarke 3.79 (+17) 2.89
31. Brandt Snedeker 3.75 (+9) 3.19
32. Anders Hansen 3.57 (+3) 3.21
33. Greg Chalmers 3.56 (+27) 2.19
34. Ian Poulter 3.55 (-19) 3.46
35. Kim Kyung-Tae 3.44 (-10) 3.62
36. Hunter Mahan 3.43 (-17) 3.90
37. Aaron Baddeley 3.30 (+9) 2.87
38. Peter Hanson 3.28 (+4) 3.06
39. Geoff Ogilvy 3.26 (-4) 3.04
40. Y.E. Yang 3.14 (+6) 2.94
41. Louis Oosthuizen 3.03 (-1) 3.18
42. Gary Woodland 3.01 (+10) 2.78
43. Ryo Ishikawa 2.98 (+8) 2.81
44. Graeme McDowell 2.95 (-31) 4.72
45. Joost Luiten 2.88 (+19) 2.12
46. Chez Reavie 2.77 (+19) 2.10
47. Robert Karlsson 2.75 (-23) 3.68
48. Alex Noren 2.67 (+18) 2.14
49. Bubba Watson 2.60 (-28) 3.83
50. Zach Johnson 2.47 (-13) 3.09

Keine Kommentare

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *